Darkness // Minsung

ZWANZIG

Jisung PoV:

„Wie viel hast du getrunken?" Sichtlich überfordert von seinem plötzlichen Gefühlsausbruch, lege ich behutsam meinen Arm um seine Schultern und streiche ihm vorsichtig über den Oberarm. So kenne ich ihn gar nicht. Normalerweise würde er alles tun, um mich auf Abstand zu halten. „Nicht viel. Eins, zwei Gläser. Vielleicht auch mehr, aber das ist hier gerade nicht das Problem." Ich weiß, dass das nicht das eigentliche Problem ist, aber er verhält sich schon den ganzen Abend so merkwürdig. „Wieso bist du dann so?"

„Die Frage ist wohl eher, warum wehrst du dich nicht gegen diese Idioten? Vor mir hast du keine Angst, aber vor ihnen?" Mit einem fragenden Blick richtet er sich nun wieder neben mir auf, weshalb ich mich leicht von ihm abwende. „Das ist etwas anderes..." Er ist nicht so wie sie. „Inwiefern? Ich hätte dir das letzte Mal den Kiefer brechen können." Meinen Kiefer zu brechen wäre das kleinere Übel gewesen. Er hat mir damit gedroht mich umzubringen, wenn ich ihn noch einmal küsse. „Aber das hast du nicht." Mittlerweile glaube ich noch nicht einmal mehr daran, dass er mir überhaupt etwas antun könnte. Was auch immer seine Beweggründe dafür sind. „Das konntest du damals aber nicht wissen."

„Meinetwegen nenn mich naiv, aber ich vertraue dir. Du bist der einzige, der mich nicht für einen vollkommenen Freak hält. Nachdem was ich gesehen habe, hättest du mir schon längst etwas antun können, aber das hast du nicht. Auch wenn du immer das Gegenteil behauptest, fühle ich mich bei dir so akzeptiert, wie ich bin. Ich fühle mich nicht mehr so alleingelassen. Verstehst du?"

„Darum habe ich dir gesagt, dass du mehr unter Menschen gehen sollst. Du brauchst jemanden, der richtig für dich da sein kann und das kann ich dir nun einmal nicht bieten. Ich möchte, dass du ein ganz normales Leben führen kannst." Er versteht es nicht, aber das hätte ich mir auch denken können. Er ist so verbissen darauf, dass alles so sein soll, wie er es will. „Das kann ich aber ganz offensichtlich nicht. Hast du schon vergessen, was eben passiert ist? Aus diesem Grund hasse ich es auf Partys zu gehen. Ich bin überall unerwünscht."

„Jisung-" „Und ich mag dich verdammt nochmal. So richtig. Ich kann an nichts anderes mehr denken. Mein Herz schlägt jedes Mal schneller, wenn du mir auch nur einen Funken Aufmerksamkeit schenkst. Ich fühle mich nirgendwo so wohl, wie bei dir. Und ich könnte noch so viel mehr aufzählen, aber ich hoffe du verstehst auch so, was ich damit sagen will." Jetzt ist es raus. Ich habe ihm gesagt, was ich für ihn empfinde. Nur fühlt es sich nicht so erleichternd an, wie ich es mir erhofft habe. Zumal Minho mich einfach nur schweigend ansieht, bevor er seinen Blick schließlich ganz von mir abwendet. „Ist schon gut, du musst nichts sagen. Ich verstehe es schon..." Ich hatte ein bisschen die Hoffnung, dass er meine Gefühle erwidern würde, aber dem scheint nicht so.

„Tut mir leid. Ich wollte nicht, dass das passiert." Sichtlich angespannt knibbelt er nervös an seinen Fingernägeln herum und meidet auch weiterhin den Blickkontakt zu mir. Ich würde behaupten, dass das ein eindeutiger Korb von ihm ist und es tut mehr weh, als ich gedacht habe. Dabei wusste ich tief in mir bereits, dass es so enden wird. „Darf ich dich wenigstens noch um einen letzten Gefallen bitten? Ich habe dir eben das Leben gerettet. Kannst du im Gegenzug einmal mein Leben verschonen?" Es ist egoistisch von mir, aber ich will wenigstens noch ein einziges Mal dieses atemberaubende Gefühl verspüren.

„Wovon redest-" Noch bevor Minho überhaupt auf meine Bitte antworten kann, überwinde ich die Distanz zwischen uns und gebe ihm einen gewagten Kuss auf die Lippen. Selbst wenn er mich jetzt umbringen sollte, das wäre es mir wert. Ich will nicht zurück in diese Einsamkeit. „Jisung wir sollten nicht-" Ohne ihn richtig zu Wort kommen zu lassen, lege ich zögerlich meine Hand in seinen Nacken und ziehe ihn dichter an mich heran. Wenn er wollte, könnte er mich einfach von sich fortdrücken, aber das tut er nicht. Im Gegenteil, er fängt allmählich an den Kuss zu erwidern.

„Hör auf..." Leise murmelnd löst er sich kurz von mir, woraufhin ich unsere Lippen direkt wieder vereine. Er sagt Dinge, die seinen Handlungen vollkommen widersprechen. Will ich gerade wissen, was wirklich in ihm vorgeht? Er würde es mir vermutlich nicht verraten, wenn ich ihn frage. „Ich halte dich nicht davon ab es zu beenden." Wenn er mir wirklich vermitteln würde, dass er das nicht will, hätte ich auch nicht den Mut dazu dies hier überhaupt zu tun. Ich habe nämlich nach wie vor gewaltigen Respekt vor ihm, auch wenn man es mir vermutlich nicht immer anmerkt.

„Verdammt." Mit einem leisen Raunen greift er mir schließlich in den Nacken und zieht sich dichter an mich heran, woraufhin mein Herz auf einmal einen gewaltigen Schlag schneller schlägt. Doch während seine Hand langsam zu meinem Hemd hinunter wandert, blitzen plötzlich leicht verschwommene Bilder in meinem Kopf auf. Es ist nicht das erste Mal, dass er mich von sich aus küsst. Aber wann? Ich erinnere mich nicht. Erst als der Ältere mich langsam nach hinten aufs Bett hinunter drückt, werden meine Erinnerungen allmählich klarer. Jetzt weiß ich es. Er hat mich geküsst, als ich betrunken war. Und er hat es getan, um mich zu beruhigen.

Leicht schmunzelnd lasse nun auch ich meine Arme um ihn wandern und ziehe ihn mit mir nach hinten, woraufhin er sich vorsichtig über mir abstützt. Ich kann nicht beschreiben wie glücklich er mich gerade eigentlich macht. Ich bin mir zwar bewusst, dass ich es später wahrscheinlich bereuen werde, aber das ist es mir gerade wert. Ich will mich wenigstens einmal von ihm geliebt fühlen. So sehr es mich auch zerstören könnte, ich kann einfach nicht anders. Ich kann ihm nicht widerstehen und er mir ganz offensichtlich genauso wenig.

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Und der smut findet dann jetzt in eurer statt XD