Darkness // Minsung

DREIZEHN

!Trigger Warnung!
Minho PoV:

„Jisung, nicht erschrecken." Vorsichtig schiebe ich meine Hand hinter seinen Rücken, bevor ich seine Beine etwas anwinkle und ihn schließlich hochhebe. Zum Glück scheint ihn der Alkohol hauptsächlich müde zu machen. Ich weiß nicht, was ich machen würde, wenn er jetzt auch noch anfangen würde irgendeinen Unsinn zu machen. Ich habe schon zu viele Ausnahmen bei ihm gemacht. Irgendwann nimmt er mich nicht mehr ernst, wenn ich so weiter mache und das wäre gar nicht gut. Er darf nicht merken, dass er bei mir eigentlich mit fast allem durchkommen würde.

„Minho.." Leise murmelnd schmiegt er sich an meine Brust heran, wobei ich kurz vor meinem Bett zum Stehen komme. Er ist so süß. Am liebsten würde ich einfach ein wenig mit ihm kuscheln, aber ich muss mich beherrschen. Jisung ist für mich tabu. Ich habe meine Prinzipien und die werden nicht gebrochen. Selbst wenn er sich morgen nicht mehr daran erinnern würde. Er ist wie eine Droge, probiert man einmal will man immer mehr. Und der Kuss letztes Mal war leider unglaublich. Ich war so sauer auf mich selbst, dass ich ihm im Endeffekt dafür wehgetan habe.

„Es tut mir leid." Leise flüsternd lege ich den Jüngeren vorsichtig auf meinem Bett ab und mustere ihn nachdenklich. Er hat sich mit den Eiern komplett eingesaut. Was ist ihm nur durch den Kopf gegangen, dass er es für eine gute Idee gehalten hat, Omeletts zu machen? „Kannst du bitte kurz aufwachen und dich umziehen?" Kurz entschlossen gehe ich zu meinem Kleiderschrank hinüber und suche ihm etwas Passendes zum Schlafen heraus, bevor ich dieses zu ihm aufs Bett schmeiße. „Wenn du es nicht selber machst, mache ich es und ich weiß ja nicht, ob dir das so gut gefällt." Er schläft wie ein Stein.

„Ok, dann beschwer dich morgen nicht. Ich habe dich gewarnt und außerdem bist du derjenige, der mir gerade Umstände macht. Also bin auch ich derjenige, der sich hier beschweren darf." Nicht sonderlich begeistert hocke ich mich neben ihn aufs Bett, bevor ich ihm zögerlich seinen Pullover über den Kopf ziehe. Doch was ich dort zu sehen bekomme, verschlägt mir für einen Augenblick den Atem und das nicht im positiven Sinne. Was sind das für Kratzer an seinen Rippen? Es sieht aus, als hätte er dort einen Mückenstich, aber auf beiden Seiten an der gleichen Stelle? Und teilweise ist die Haut bereits vernarbt. Ich hoffe es ist nicht das, was ich denke.

„Minho.." „Ist ja gut, ich ziehe dich wieder an." Warum rede ich eigentlich die ganze Zeit mit ihm? Er hört mich ja sowieso nicht. Vielleicht damit ich ein weniger schlechtes Gewissen habe, dass ich ihn gerade halb nackt und betrunken vor mir im Bett liegen habe. Auch wenn ich nicht derjenige war, der ihn so eingesaut hat. „So fertig." Sichtlich erleichtert erhebe ich mich schnell von meinem Bett und schmeiße seine dreckigen Sachen auf den Stuhl neben dem Schreibtisch. Ich würde sie ja für ihn waschen, aber meine Waschmaschine ist leider voll.

Nach einem ausgiebigen Gähnen streife ich mir schließlich selber den Bademantel von den Schultern und lasse diesen zu meinen Füßen auf den Boden fallen. Jetzt muss ich mir nur noch etwas Bequemes anziehen und dann kann auch ich endlich schlafen gehen. „Du bist hot." Kaum habe ich meine Boxershorts hochgezogen, richtet sich Jisung auf einmal kerzengerade hinter mir auf dem Bett auf, weshalb ich erschrocken zusammenzucke. „Scheiße erschreck mich doch nicht so!" Etwas in Panik greife ich schnell nach dem nächstbesten Shirt und ziehe mir dieses über den Kopf, wobei er mich schief grinsend ansieht. Hat er nicht bis vor zwei Sekunden noch geschlafen und vor sich hin gesabbert?

„Ich will dich vernaschen~" Ich kenne Jisung wohl doch nicht so gut, wie ich dachte. Diesen Satz habe ich nämlich definitiv nicht von ihm erwartet. „Nichts da. Leg dich wieder hin und schlaf weiter." Ohne ihm viel Aufmerksamkeit zu schenken, lasse ich mich wenig später neben ihm nieder und schüttle mir mein Kopfkissen zurecht. Ich hoffe doch sehr, dass Jisung heute Nacht auf seiner Hälfte des Bettes bleibt. Ich will gar nicht erst in Versuchung kommen ihn überhaupt berühren zu wollen. „Ich will dich küssen." Mit gespitzten Lippen dreht er sich plötzlich auf mich, weshalb ich ihm panisch meine Hand auf den Mund drücke. „Wag es bloß nicht. Ich will dich nicht küssen."

„Du bist gemein", nuschelt er leise gegen meine Finger, weshalb ich ein genervtes Stöhnen von mir gebe. Ich habe nichts falsch gemacht. Es ist mein gutes Recht ihn nicht küssen zu wollen, auch wenn ich zugeben muss, dass sich das letzte Mal echt gut angefühlt hat. „Und du bist aufdringlich." Kurzerhand drücke ich ihn zurück auf seine Seite, woraufhin er ein lautes Jammern von sich gibt. Schlaf doch bitte einfach weiter. „Keiner will mich. Alle hassen sie mich." Das stimmt doch gar nicht.

„Was mache ich falsch, hm?" Mit einem Mal greift er wimmernd nach seiner Bettdecke und nimmt sie fest in seine Arme, weshalb ich ihn etwas irritiert ansehe. Was ist denn jetzt schon wieder los? „Was mache ich falsch? Ich verstehe es nicht." Ein leises Schluchzen verlässt seine Lippen, doch sein von Tränen getrübter Blick geht weiter an mir vorbei ins Leere. „Minho ich mag dich. Ich mag dich wirklich. Kein Spiel." Auch wenn er gerade nicht ganz bei sich ist, kann ich spüren wie diese Worte etwas in mir auslösen. Natürlich freue ich mich darüber, aber zugleich macht es mir fürchterlich Angst. Es ist genau das, was ich so sehr vermeiden wollte.

„Wieso hasst du mich so sehr? Ich sage niemanden etwas. Ich will nicht mehr allein sein. Alle hassen mich, alle hassen mich so sehr. Es tut so weh, es tut so weh..." Ein erneutes Schluchzen verlässt seine Lippen und dicke Tränen entweichen seinen Augen. Ich sehe, dass es ihm Schmerzen bereitet, aber ich bin nicht die Lösung. Wenn er noch ein kleines bisschen wartet, wird er den Richtigen finden. „Ich kann nicht me-" Bevor er diesen Satz auch nur zu Ende ausführen kann, drücke ich schnell meine Lippen auf seine. Es ist ein verzweifelter Versuch ihn zu beruhigen und ich hoffe so sehr, dass er sich morgen nicht mehr daran erinnern kann.

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Langsam wird es interessant~