Darkness // Minsung

SECHSUNDZWANZIG

Minho PoV:

„Sie haben es verdient." Leise murrend ziehe ich Jisung näher an mich heran, wo hingegen dieser versucht sich von mir wegzudrücken. „Du hast nicht das Recht über das Leben anderer zu entscheiden." „Genauso wenig wie du über meines. Was ich mache, kann dir egal sein. Ich habe meine Gründe dafür." Er hat ja keine Ahnung davon, wie es sich anfühlt machtlos zu sein. Ich will diesen Menschen doch nur helfen, ihnen die Möglichkeit geben wieder zu leben. Auch wenn ich dafür das Leben anderer beenden muss. Sie haben ja selber Schuld daran.

„Jetzt lass mich endlich los!" Ohne zu zögern, tritt Jisung wiederholt gegen mein Bein und sieht mich dabei mit einem schmerzerfüllten und zugleich verzweifelten Blick an, weshalb ich kurz die Zähne fest zusammenbeiße und meinen Griff um seinen Arm weiter verfestige. Ich kann verstehen, dass er sauer und verletzt ist, aber ich weiß nicht, was passiert, wenn ich ihn in diesem Zustand einfach loslasse. Ich will nicht, dass er sich selber noch mehr Schaden hinzufügt. „Du beschissener Idiot!"

„Erst wenn du dich beruhigst." Mit Bedacht ihm nicht mehr wehzutun, als es nötig ist, lege ich meine Arme geschickt um ihn und ziehe ihn somit noch dichter an mich heran. Ich mag es nicht ihn so zu sehen. Und ich weiß ganz genau, dass es meine Schuld ist. Hätte ich von Anfang an besser aufgepasst, hätte er mir gegenüber nicht diese Gefühle entwickelt. Dieses ganze Chaos und all die Tränen seinerseits wären vermeidbar gewesen.

„Ich will mich nicht beruhigen!" Erwidert er mit lauter Stimme, während sein Körper weiter unkontrolliert um sich schlägt. Dass es nicht wehtut, wäre eine Lüge, aber was soll ich machen? Es ist meine Schuld, also sollte ich auch derjenige sein, der es wieder in Ordnung bringt. Ich weiß nur nicht so recht wie. Seitdem ich klein war, hat mir niemand so viel bedeutet wie er. Ich versuche logisch zu denken, aber es geht einfach nicht. Er bringt alles durcheinander.

„Jisung bitte." Leise flehend vergrabe ich mein Gesicht in seiner Schulter, um meine aufkommenden Tränen vor ihm verstecken zu können. Es ist so ein unerträgliches Gefühl ihn so zu sehen. „Nein!" Mit einem Mal beißt Jisung mir voller Wut in die Halsbeuge, weshalb ich kurz schmerzerfüllt aufschreie. „Ah!" Erschrocken weiche ich schnell zurück, wobei ich meinen Griff jedoch nicht von ihm löse, weshalb wir mit einem dumpfen Krachen zu Boden fallen.

Doch zu meiner Überraschung nutzt Jisung seine Chance sich zu befreien nicht und bleibt einfach nur regungslos auf mir liegen, bis schließlich ein leises Schniefen ertönt. „Hast du eigentlich eine Ahnung davon, wie sehr das wehtut? Du sagst mir immer wieder, dass du mich nicht mehr sehen willst und auf einmal bist du doch wieder da. Du fängst mich jedes Mal auf, nur um mich direkt danach wieder fallen zu lassen. Du gibst mir jedes Mal wieder falsche Hoffnungen. Es wäre besser, wenn du mich einfach in Ruhe lassen würdest."

„Ich weiß... du hast ja recht." Leise seufzend lasse ich meine Hände neben mir auf den Boden fallen und sehe mit Tränen in den Augen an die Decke hinauf. Er hat recht. Ich tue genau das immer und immer wieder. Ich versuche es mir selber schönzureden, aber ich konnte ihn damals nicht einfach stehen lassen. Ich konnte nicht dabei zusehen, wie die anderen ihn fertiggemacht haben. Ich wollte ihm helfen, doch eigentlich habe ich es nur noch schlimmer gemacht. Genauso wie heute. Ich hätte es bei der Nacht auf der Party belassen sollen, aber ich konnte es nicht. Er ist mir nicht aus dem Kopf gegangen.

„Heute ist das letzte Mal, ich verspreche es dir. Du wirst mich nicht wiedersehen, egal wie sehr du nach mir suchst. Ich werde aus deinem Leben verschwinden, als hätte es mich nie gegeben." Ohne ihn richtig anzusehen, drücke ich seinen Körper langsam zur Seite und richte mich unter ihm auf, wobei ich all die schmerzhaften Emotionen einfach hinunterschlucke. Es geht nicht anders. Ich muss dem Ganzen nun für immer ein Ende setzen.

„Wieso? Wieso kannst du nicht einfach bei mir bleiben? Dich um mich sorgen, so wie du es die ganze Zeit getan hast. Wenn du mich wirklich magst, geh nicht." Mit zittriger Stimme greift der Jüngere schnell nach meinem Pulloverärmel, während ich mich endgültig vom Boden erhebe. Ich kann ihn nicht ansehen. Wenn ich ihm auch nur für einen kleinen Moment in die Augen sehe, weiß ich nicht, ob ich das wirklich durchziehen kann. Ich liebe diesen Idioten einfach zu sehr und ihn so leiden zu sehen macht mich kaputt. Aber die Folgen, wenn ich mich umdrehe, wären noch viel schlimmer.

„Lass mich los. Wenn du dich an mir festhältst, wirst du niemals glücklich werden." Und mit diesen Worten streife ich seine Hand von meinem Arm ab und flüchte, ohne mich noch einmal umzusehen, aus dem Haus. Wenn ich nicht schnell von hier verschwinde, wird dieses Gefühl in mir wieder die Überhand ergreifen und mich wieder zu ihm führen. Ich werde dieses Mal dafür sorgen, dass auch dies endlich ein Ende hat. Ich füge Jisung sonst nur noch mehr Schmerzen zu.

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Ob Minho das schaffen wird?