Jisung PoV:
„Mh..." Ziemlich benommen öffne ich meine Augen für einen Moment, als mir jemand mit der Hand sanft über die Wange streicht. Wer ist das? „Alles wird gut, ruh dich noch etwas aus." Mit ruhiger Stimme gibt mir die Person einen warmen Kuss auf die Stirn, weshalb ich zögerlich nach ihr greife. Mein Kopf tut so fürchterlich weh und alles um mich herum wirkt so benebelt. Wo bin ich überhaupt? Ist das hier die Hölle? Aber wieso sind die Wände dann so weiß?
„Die Krankenschwester kommt gleich. Ich muss gehen." Vorsichtig streicht die besagte Person leicht über meine Hand, bevor er meinen Griff von sich löst. Ich weiß nicht, wer es ist, aber ich will nicht, dass er geht. Ich habe ein ganz unwohles Gefühl dabei. Doch leider kann ich nichts dagegen ausrichten. Ohne ein Wort hervorbringen zu können, höre ich wie sich die leisen Schritte allmählich von mir entfernen. Wieso bin ich nur so machtlos?
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„Wie ich sehe, bist du wach. Wie geht es dir?" Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit gedankenverloren aus dem Fenster hinaus gesehen habe, drehe ich meinen Kopf langsam in die Richtung der Krankenschwester. Will sie wirklich wissen, wie es mir geht? Beschissen. Ich habe gerade erst versucht mir das Leben zu nehmen, nur um jetzt festzustellen, dass ich daran gescheitert bin. Und jetzt wo mein Verstand allmählich wieder aufklart, weiß ich auch ganz genau welcher Idiot vor ein paar Stunden bei mir gewesen ist.
Von wegen wir sehen uns nie wieder. Er hat mich wahrscheinlich die ganze Zeit über nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. Wie sonst hätte er von meinem Vorhaben mitbekommen. Es war definitiv er, der es verhindert hat. „Du möchtest wohl nicht mit mir reden. Das ist auch in Ordnung. Aber ich werde dir jetzt etwas Blut abnehmen, damit wir deine Werte kontrollieren können." Ich kann nicht genau sagen, ob das Lächeln ihrerseits echt oder nur aufgesetzt ist. Vermutlich letzteres.
„Machen Sie doch, was Sie wollen. Ist mir egal." Leise murrend halte ich ihr meinen Arm entgegen, woraufhin sie diesen langsam neben mir auf dem Bett ablegt. Sie scheint wohl zu wissen, dass ich immer noch ziemlich erschöpft bin. „Deine Mutter sitzt draußen auf dem Flur. Sie scheint sich großen Sorgen um dich zu machen. Aber da du jetzt einigermaßen stabil bist kann ich sie reinlassen, wenn du möchtest." Sie macht sich Sorgen um mich? Das bezweifle ich doch sehr. Sie wollte mich nie. Es wäre doch nur eine Erleichterung für sie, wenn ich nicht mehr da wäre. „Ich will sie nicht sehen."
„Und wie ist es mit deinem Bruder?" „Mein Bruder..?" Sichtlich überrascht sehe ich zögerlich zu der Krankenschwester hinauf, welche nur bestätigend nickt, während sie damit anfängt mir etwas Blut abzunehmen. „Ja, er läuft die ganze Zeit aufgeregt im Gang auf und ab. Wir mussten ihn schon ein paar Mal davon abhalten hier hineinzustürmen." Redet sie wirklich von meinem Bruder? Er ist kurz nach dem Tod unseres Vaters ausgezogen und danach haben wir uns immer seltener gesehen. Ich dachte schon, er hätte mich vergessen. „Meinetwegen... aber nur er."
„Ist gut, dann sage ich ihm gleich Bescheid. Gib mir nur einen Moment." Es dauert auch nicht lange und sie beendet die kleine Prozedur, weshalb ich kurz erleichtert ausatme. Bei meinem Kinderarzt war das damals schlimmer. „Solltest du merken, dass es dir wieder schlechter geht, melde dich bitte sofort bei uns. Ansonsten ruh dich gut aus und schlaf am besten nachher noch etwas." Es ist ganz ungewohnt, dass jemand so nett zu mir ist. Aber wahrscheinlich gehört das mit zu ihrem Beruf.
„Jisung, wie geht es dir?" Kaum hat die Krankenschwester mein Zimmer verlassen, kommt auch schon mein Bruder in den Raum hineingestürzt. „Ich lebe..." Leise murmelnd sehe ich verunsichert zu ihm hinüber, während er neben meinem Bett zum Stehen kommt. Es ist ganz komisch ihn nach so langer Zeit wiederzusehen und die Umstände sind mir gerade irgendwie unangenehm. „Was machst du hier?"
„Irgendwer hat mir über dein Handy geschrieben was passiert ist und da habe ich mich sofort auf den Weg gemacht. Aber warum hast du nie mit mir geredet? Du weißt doch, wie sehr du mir am Herzen liegst." Jemand hat ihm über mein Handy geschrieben? Da fallen mir eigentlich nur zwei Personen ein, für die mein Passwort kein Hindernis wäre. Minho oder Felix. Sie haben ihre Nachforschungen über mich wohl wirklich gründlich gemacht.
„Ich dachte du hättest Besseres zu tun. Das letzte Mal bist du mich vor zwei Jahren besuchen gekommen." Und danach hat er mich nicht einmal mehr angerufen. Dabei habe ich es mir so sehr gewünscht. Um die Zeit herum hat es wohl auch angefangen, dass ich mich so alleine gefühlt habe. „Das tut mir wirklich leid. Es war alles so stressig und... Es tut mir einfach leid. Ich hätte dich wenigstens anrufen sollen." „Ist schon in Ordnung. Ich habe dich ja selber auch nicht angerufen..." Ich möchte nicht, dass er sich jetzt meinetwegen schuldig fühlt. Es gibt viele Dinge, die mich dazu gebracht haben.
„Das machen wir in Zukunft besser. Ich werde mich regelmäßig bei dir melden und zusammen schaffen wir das. Wenn du möchtest, helfe ich dir auch dabei eine passende Therapiestelle zu finden. Ich möchte einfach, dass es dir wieder besser geht." Um mit mir auf einer Augenhöhe zu sein, zieht er kurzerhand einen Hocker zu mir ans Bett heran und lässt sich auf diesem nieder, bevor er vorsichtig nach meiner Hand greift. Das fühlt sich gerade so surreal an.
„Versprichst du es mir..?" Mit leichten Tränen in den Augen sehe ich unsicher zu ihm hinüber, woraufhin er mit einem traurigen Lächeln bestätigend nickt. Ich kann sehen, dass es ihm wirklich leid tut. „Ja, ich verspreche es. Nur mach das bitte nie wieder. Du hast mir richtig Angst eingejagt." „Tut mir leid... Ich konnte einfach nicht mehr..." Bedrückt wende ich meinen Blick wieder von ihm ab und versuche das erneut aufkommende Gefühl in mir zu unterdrücken. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm diesen Gefallen wirklich tun kann. „Ist es wegen Eomma?"
„Hm.." Es ist nicht nur sie, aber sie ist wahrscheinlich die Spitze des Eisberges oder wie man das nennt. „Was ist passiert?" Sichtlich besorgt hält er weiter meine Hand, weshalb ich unsicher zu ihm hinübersehe. „Wusstest du, dass sie einen neuen Freund hat? Ich habe Nachrichten zwischen den beiden gelesen und sie hat ihm geschrieben, dass sie nie Kinder haben wollte..."
„Das wusste ich nicht, aber ist das alles was dich bedrückt? Da ist doch noch etwas, oder?" Fragt er zögerlich weiter nach, woraufhin ich langsam den Kopf schüttle. „Es gibt da etwas, das du noch nicht über mich weißt und ich bin mir nicht sicher, ob es dir gefallen wird. Eomma findet es ekelig." Mit leicht zittriger Stimme ziehe ich meine Hand vorsichtig an mich heran, wobei sich sein Griff langsam von dieser löst. Wird er mich auch alleine lassen, wenn er es erfährt? „Ich bin nicht Eomma und ich weiß, dass du ein guter Mensch bist. Du musst es mir nicht sagen, wenn du dich damit unwohl fühlst."
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Na, seid ihr erleichtert das es doch noch nicht vorbei ist? Tut mir leid, aber diesen kleinen Spaß euch zu ärgern konnte ich mir nicht verkneifen XD
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Darkness // Minsung
FanfictionWie ist das mit Gegensätze ziehen sich an? Sie färben wohl eher ab. Dunkle dreckige Geheimnisse können selbst die Unschuldigsten verderben. Lee Minho x Han Jisung !ACHTUNG - Trigger Warnung! • Boy x Boy • Mord / Gewalt / Mobbing • Depressionen...