✨K a p i t e l 34✨

694 24 12
                                    

Lautlos schlich ich mich zum Reitplatz und stellte mich an den weißgestrichenen Zaun. Der sonst von Hindernissen zu gestellte Platz war leer. Einzig allein ritt ein Mädchen auf einem braunen Pony. Manhattan, so hieß es. Die kleine Stute, die schon ziemlich alt war. Die mit mir ihre erste Turniere geritten ist. Pam bemerkte mich zunächst gar nicht, erst als ich ihr eine Korrektur zurief. Sie hielt inne, parierte dann die Stute durch und sprang von ihrem Rücken. Sie kam sofort zu mir gerannt und fiel mir um den Hals. „Was machst du denn hier?", fragte sie aufgekratzt. „Meine Eltern besuchen, weil ich Geburtstag habe", erklärte ich schmunzelnd. „Du bist meine neue, große Schwester?" Sie hatte sich von mir gelöst und schaute mich nun mit großen Augen an. Ich nickte. „Das ist ja Wahnsinn! Und... äh... Herzlichen Glückwunsch." „Danke und ab aufs Pony. Manhattan muss noch trocken geritten werden." Sie nickte und eilte zurück zu der Stute. „Und Pam. Nicht in der Nähe von Pferden rennen!", rief ich ihr hinterher, weshalb sie sich entschuldigte. Mein Dad übernahm wieder die Aufsicht, die er unbewusst an mich abgetreten hatte, als er und Lando sich in ein Gespräch vertieft hatten und Lando und ich machten uns wieder auf den Weg ins Haus. Ich wollte aber noch einmal über die Boxengasse gehen. Einfach so, ohne wirklichen Grund. Zumindest kein Grund, an den ich denken wollte. Denn ich wusste, das mein Innerstes nach Champ schrie. Wie immer wenn ich hier war, war ich an seiner Box vorbei gegangen, hatte ihm einen Apfel geben und die ein oder andere Stunde neben ihm im Stroh sitzend verbracht. Einfach so. Und wieder ging ich an dem Apfelkorb vorbei, nahm mir einen, kam an seiner Box an. Ich starrte auf das Namensschild, wo noch immer sein Name in meiner gekritzelten Handschrift stand. Ich wollte es damals so unbedingt schreiben. Ich spürte das Ziehen in meiner Brust, jedoch kein Brennen in den Augen, was die verräterischen Tränen andeutete. Nur den inneren Schmerz. Und das war okay so. Mein Blick wanderte weiter durch die Box, die mittlerweile ausgefegt war, weiter zur Wand, wo Bilder und Schleifen von Turnieren hingen. Erinnerungen an eine Zeit, für die ich mehr als nur dankbar war. Lando sagte nichts, hatte der vermutlich bemerkt, wie ich mich verspannt hatte. Immerhin hielt
er meine Hand. Ich schloss fest die Augen und legte den Apfel in den Trog, bevor ich mich Lando zu wand und ihn umarmte. Ich brauchte Halt, wo ich meinen doch vor wenigen Monaten verloren hatte, und ich hatte ihn gefunden. Bei Lando.

°°°

„Und wir haben noch ein Geschenk für dich", sagte meine Mum, nachdem sie mir Milch eingeschenkt hatte. Ich zog nur die Augenbrauen hoch. „Du weißt, das du mir nichts schenken musst?", erinnerte ich sie dran, doch sie wank nur ab und drückte mir eine kleine Box in die Hand. „Und was ist das?", fragte ich skeptisch. „Hör doch einmal auf Hailey zu sein und öffne das Geschenk!", meckerte sie mich an und gab mir einen Klaps auf den Kopf. Ich grummelte und öffnete die Schleife. Danach zerfetzte ich quasi das Geschenkpapier und zum Vorschein kam ein kleines Schmuckkästchen. Ich öffnete auch dieses und erblickte ein Armband. Es war aus geflochtenen, rotbraunen Bändern und ein kleines Hufeisen hing daran. Bei genaueren betrachten viel mir der eingravierte Name auf und dann das Material der Bänder. „Ich das..." Mir versagte die Stimme und die erste Träne lief mir über die Wange. „Ja, das ist Mähne von Champ." „Danke! Das ist so wunderschön", murmelte ich und hielt Lando die Schatulle und meine Hand hin. Er verstand sofort, doch bevor er mir das Armband ummachte wischte er meine Tränen weg. „Ich mag es nicht wenn du weinst", fügte er dann leise hinzu. Mit soviel Vorsicht, wie er das Armband nahm und an meinem Handgelenk befestigte, hätte ich ihm das gar nicht zugetraut. „Danke", murmelte ich nochmal, wurde dann aber von einer viel zu laut rufenden Stimme aus dem Moment gerissen. „Happy Birthday!" Elly. Ich stand auf und drehte mich zu ihr um. Gespielt genervt schaute ich sie mit verschränkten Armen am. „Jetzt schau nicht so! Ich habe das recht zu schreien, wenn meine fast Schwester Geburtstag hat!", verteidigte sie sich. Ich konnte nicht mehr lange ernst bleiben und lachte los. Die Brünette umarmte mich und bemerkte dann Lando. Dieser schien bis auf das Happy Birthday aber nicht viel verstanden zu haben, da wir gerade auf Deutsch geredet haben und musterte uns nur amüsiert. Man musste wohl kein Deutsch können, um zu verstehen, dass wir uns gerade wieder gegenseitig versucht hatten aufzuziehen. Vorhin hatte ich tatsächlich gar nicht auf Deutsch gewechselt und war einfach bei Englisch geblieben. Bei Pam, sowie bei Mum und Dad. Lag vermutlich an Lando. Da Elly aber eine Niete in Fremdsprachen war, sah sie ziemlich überfordert aus, als ich ihr Lando vorstellte. „Ähm... was?" Ich lachte und wiederholte nochmal auf Deutsch. „Lando und ich sind zusammen. Dein Plan ist also mehr oder weniger aufgegangen." Sie klatschte sich die flache Hand gegen die Stirn. „Ach so! Sag das doch!" Sie hielt Lando die Hand hin, wo er auch einschlug und wir uns wieder setzten. Gedanklich fragte ich mich, wie sie es dann geschafft hatte, das Treffen mit Lando zu organisieren. Wie hatte sie ihm bitte erklärt, dass ich für eine Woche zu ihm kommen würde?

„Wie kommt es eigentlich, das Cara gar nicht da ist?", harkte Ellison nach einer Zeit nach. „Ich weiß nicht. Sie hat auch gar nicht angerufen, wie sonst immer. Vielleicht unternimmt sie heute einfach nur was mit Jack oder so", erwiderte ich schulterzuckend. „Okay. Wenn sie sonst nichts zutun hat. Ist ja nicht so, das auch ihre beste Freundin Geburtstag hat. Und Sierra kommt vielleicht später auch. Ich weiß nur nicht..." Ich nickte und schaute kurz zu Lando. „Sie hat vorhin angerufen und kommt später vorbei. Aber nur kurz", erzählte meine Mutter. „Okay." Ich bekam einen fragenden Blick von Lando. Erst verstand ich nicht, was er nicht verstand, dann bemerkte ich es aber. Elly hatte Deutsch geredet, genauso wie ich und Mum. Lustig wie kompliziert das sein konnte. „Sierra hat Probleme... ähm... nun ja. Also es ist besser, wenn sie etwas Abstand zu dir hält." „Wie muss ich das jetzt verstehen?" „Sie hat Angst vor Nähe zu Männern." „Ach so. Und mich kennt sie gar nicht." Ich nickte. „Nimm es nicht persönlich, ja?" Er lächelte und verneinte. „Kann sie doch nichts für und ich genauso wenig. Von daher. Ist nur gut, dass ihr das angesprochen habt."

„Hey", kam es von einer schüchternen Schwarzhaarigen. Irgendwie wusste hier jeder wo die Ersatzschlüssel hingen. Ständig gingen die beiden hier ein und aus. Aber es störte wohl keinen. Mich am wenigsten. So hatte ich mich nämlich heute zweimal davor drücken können, nicht aufzustehen um Ellison und Sierra zu öffnen. Ich stand auf und umarmte sie kurz und vorsichtig. „Hey." Sie schaute überfordert in die Runde und blieb an Lando hängen. Dieser schaute zum Glück absichtlich nicht zu uns herüber, genauso wenig wie die anderen. Alle hatten wieder das Gespräch leise aufgenommen. „Das ist Lando. Mein Freund. Er ist ganz nett, also keine Panik, ja?" Sie nickte steif. „Ich stelle euch nur kurz vor und dann können wir für einen Augenblick rausgehen." „Okay." Sie atmete tief durch und nahm meine Hand. „Lando?" Sofort reagierte er. „Mmh?", kam es aufmerksam von ihm. „Das ist Sierra. Sierra, das ist Lando." „Hi." Er lächelte, was mein Herz automatisch höher schlagen ließ. Verdammt, er sollte nicht zu Lächeln. Er konnte es ja, aber nicht so. Nicht dieses vorsichtige, sanfte Lächeln, bei dem ich glatt vergaß wie man atmete.

Da ich ja nicht mehr ganz so krank bin, hielt es mein Dad für eine tolle Idee, den Schulstoff nachzuholen. Das ist mehr als ich gedacht habe -.- aber egal, zum eigentlichen Punkt. Heute kommt vielleicht nur noch ein Kapitel, weil ich bevor ich die Aufgaben nicht gemacht habe, nicht mehr an den Laptop darf. Schön dämlich. Aber egal xD
Und wie gehts euch heute so?
Ist ja der Todestag von Anthoine, was mich auch noch verdammt runterzieht...
Just a lap ahead from us 🕊❤️
31.08.2021

Unloved - let us rewrite the stars|| German ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt