Zitternd und mit klopfenden Herzen stellte ich das Auto vor der Haustür ab und ging mit staksigen Schritten den Weg zur Haustür. Öffnete diese mit meinem Schlüssel, hängte ihn an den Haken im Flur. Jedoch zog ich mir meine Schuhe wie sonst immer nicht aus.
„Hailey?", kam es fragend aus der Küche. „Hey." Lando kam auf Socken über das Laminat gerutscht und umarmte mich. Sofort schossen mir wieder Tränen in die Augen. Wieso? Wieso konnte ich nicht einfach mal Dinge heile lassen? Er löste sich wieder von mir und musterte mich. „Wieso weinst du denn?", fragte er liebevoll, weshalb ich ihm gleich nochmal in die Arme fiel. „Es tut mir leid." „Was tut dir leid?" „Ich erkläre es dir sofort. Lass mich eben..." Ich ging ins Wohnzimmer, wo mittlerweile eine Kiste voller Taschentücher war. Lando hatte die irgendwann dahin gestellt, weil ich viel zu oft Filme geguckt habe, bei denen ich hinter her geweint habe. Heute werde ich sie wohl wieder brauchen. Ich nahm mir eine Verpackung und setzte mich damit im Schneidersitz auf das Sofa. „Lando... Ich..." Bevor ich fortfuhr, schloss ich die Augen und atmete tief durch. „Es tut mir leid... Ich kann keine Beziehung mit dir führen wenn..." „Es ist wegen Anthoines Tod, habe ich recht?", unterbrach er mich harsch. Ich nickte langsam. „Okay... Ich verstehe dich. Du hast zu viel verloren um zu bleiben... Aber was macht dich so sicher, das du mich verlieren wirst?" „Ich weiß es nicht und bitte..." „Ich möchte das vernünftig klären, Hailey. Bitte." Ich nickte. „Ich doch auch..." Wir schwiegen kurz, bis ich das Wort wieder erfasste. „Du kennst meine Vergangenheit und du hast mir ja gerade schon gesagt, das du verstehst, warum ich diese Entscheidung getroffen habe. Was du aber noch nicht wusstest, ist... Ich fühle mich nicht gut genug. Ich habe ständig und immer das Gefühl das du was besseres verdient hast. Und das hast du. Das hast du wirklich. Etwas, das weniger kaputt ist, nicht schlecht gelaunt und zickig. Hübscher, größer, dünner. Und das bin ich nicht und werde ich nie." „Aber... Hailey du bist perfekt für mich. Und das wirst du immer sein. Mir ist das alles so egal. Ich liebe dich. Nur dich." Mein Herz blutete bei dem Anblick von Lando. Er schien so verzweifelt. Schon wieder wegen mir. „Ich tue dir nicht gut und ich glaube, es ist an der Zeit, das ich dich gehen lasse." „Bitte sag das nicht." „Und du weißt gar nicht wie sehr es weh tut, denn ich weiß ganz genau ein Teil von mir wird dich bis zum Rest meines Lebens lieben. Aber die Tagträumerei, das Hin und Herlaufen, das ist nicht gesund. Das bin also ich, die den Schlussstrich zieht. Hier tue ich, was ich schon vor Monaten hätte tun sollen: mich verabschieden." „Du wirst nicht bleiben, egal was ich tue oder?" Ich schüttelte den Kopf, sah wie sich eine Träne aus seinem Augenwinkel löste. „Okay. Dann muss ich wohl auch noch einiges loswerden..." Er holte tief Luft, bevor er weiter sprach. „Du wirst immer meine erste Liebe sein. Nicht wie das erste Mädchen, das ich mochte, oder die, die mir den Atem raubte, oder der erste Kuss, sondern mein erstes starkes Gefühl. Ich wusste von dem Moment an, als ich dich zum ersten mal sah, dass mein Herz dir gehören würde. Du hast das Beste aus mir herausgeholt, ich werde es nie bereuen, dich geliebt zu haben. auch wenn wir nicht zusammen sein können, werde ich dich in diesem und in einem anderen Leben lieben. In jedem Leben, das ich noch leben werde. Und bitte, darf ich dich zum Flughafen fahren?"
Die Fahrt hatten wir schweigend verbracht. Keiner wusste so wirklich, was er sagen sollte. Wie auch? Ich hatte gerade unsere Trennung ausgesprochen. Und trotzdem begleitete er mich noch durch das große Gebäude, brachte mit mir meine Koffer weg, trag sogar für mich meinen Rucksack. Bis zum Check-in wo wir uns gemeinsam anstellten. Und so wie es aussah, würde ich noch gefühlt Jahre hier stehen bleiben.
So unnötig die ganzen Menschen hier. Aber sie machten mir nichts aus. Nicht mehr. Dank Lando, vermutlich. Ganz sicher wegen ihm. Ich musste ein Schluchzen unterdrücken. Musste ja nicht jeder wissen was ich gerade getan habe. Das ich was kaputt gemacht habe. „Hailey?" Ich drehte mich nicht um, hielt mir nur die Hände vors Gesicht. „Wieso machst dus mir so schwer?", fragte ich bebend. Ich hatte versucht ihn auszublenden, weil ich nicht wusste, was ich sonst hätte tun sollen. „Weil ich noch eine Frage habe. Bitte. Diese eine einzige, ja?" Ich drehte mich um und schaute ihn mit leeren Augen an. „Kann ich dich noch ein letztes Mal küssen?" mit Tränen in denAugen nickte ich, legte meine Hände in seinen Nacken. Unsere Lippen trafen aufeinander. Vorsichtig, sanft.
Der letzte Kuss verweilte auf meinen Lippen, seine letzten Worte hallten in meinem Kopf nach, während ich zusah, wie meine Welt in wieder in dieser Dunkelheit versank. Ich lehnte meine Stirn kraftlos gegen seine Brust.
„Wir werden uns niemals vergessen, oder?" Ihm rann eine Träne über die Wange und ich konnte sein Herz quasi brechen hören. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, niemals. Versprochen."
Ein letztes Mal lächelte er mich mit dieser Liebe an, die wir beide einst empfanden haben; das gleiche Gefühl überkam mich, als ich ihn das erste Mal geküsst hatte, realisiert hatte das ich ihn liebte. Das gleiche Gefühl hatte ich gebrochen.
Und als wir weggingen, ließen wir die Erinnerungen aneinander Revue passieren und begannen zu begreifen, dass Verliebtsein nie bedeutet, dass man zusammen sein kann.
Und um so öfter ich's lese, umso mehr tut es weh...
03.09.21
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Unloved - let us rewrite the stars|| German ||
FanfictionHailey hat sich geschworen nie wieder etwas mit der Formel 1 zutun zu haben und doch vermisst sie diesen Sport, der sie seit Kindesalter begeisterte. Als ihre beste Freundin jedoch ein Job bei dem Rennstall McLaren bekommt, ändert sich ihr Leben sch...