✨K a P i T e L 4✨

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Verschlafen saß ich auf dem Hocker an der Küchentheke, während Cara ihren Obstsalat aß. In wenigen Tagen würde das erste Rennen sein, weshalb wir morgen schon fahren würden. Meine Laune war deshalb denkbar im Keller. Ich wollte nicht zurück auf die Rennbahn, nicht so, nicht jetzt. Nie wieder.

 Cara, die gerade irgendetwas auf ihrem Handy getippt hatte, hielt es mir vor die Nase. „Und was soll ich damit?", nuschelte ich und rieb mir über die Augen. Ich hatte verdammt schlecht geschlafen, was keine Seltenheit bei mir war. „Lesen", seufzte sie genervt, was ich dann auch tat. „Ein Artikel über Lando?", hakte ich überrascht nach und zog eine Augenbraue hoch. „Ja, dachte das interessiert dich." „Mich interessiert der Lebenslauf von ihm, noch von sonst irgendeinem Fahrer einen Scheißdreck", fauchte ich gereizt und stand auf. „Ich geh arbeiten", fügte ich dann noch hinzu und verschwand ins Arbeitszimmer, was eigentlich eine Art Bibliothek, mit Schreibtisch und Lesesessel war. Ich nahm mir ein Buch aus dem Regal und kuschelte mich mit einer flauschigen Decke auf den Sessel. Cara konnte mich mal. Sie wusste genau wie ich zur Formel 1 stand und trotzdem zwang sie mich dazu. Trotzdem plagte mich das schlechte Gewissen und ich kramte mein Handy raus. Schnell wählte ich den Kontakt von Lando, den ich mittlerweile eingespeichert hatte. Aber er ging nicht ran. So, okay. Dann halt nicht. Ich schnaufte und schlug das Buch auf, welches ich schon häufig gelesen hatte. Sooft, das ich jedes Wort schon kannte und ich mit Sicherheit auswendig auf sagen könnte.

✧✧✧

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker um vier. Ich bekam einen halben Herzinfarkt, gerade weil ich eben erst jetzt ins Bett gehen wollte. Obwohl ich das Buch schon kannte, jede Handlung und Wendung keine Überraschung mehr war, hatte es mich gefesselt, sodass ich die Zeit aus den Augen verloren hatte. Ups, das war nicht gewollt. Zumal ich ja eigentlich noch arbeiten sollte.

 Ich schlich mich leise aus dem Zimmer in meins und kuschelte mich dort ins Bett. Cara würde gleich kommen und mich wecken wollen, da musste ich ja wenigstens etwas den Eindruck machen als hätte ich geschlafen. Ich hoffte nur sie würde nicht in mein Arbeitszimmer gehen, denn da lagen viele leere Colaflaschen, sowie leere Kaffeetassen. Cara würde mich umbringen.

„Guten Morgen Hailey." Die Blondhaarige ruckelte sanft an meiner Schulter. „Wir wollen in einer Stunde los", flüsterte sie. Als Antwort bekam sie ein Murren. „Okay, du bist wach. Ich gehe jetzt duschen und du kannst ja schonmal deine restlichen Sachen packen", teilte sie mir mit und verschwand wieder. Selbstverständlich hatte ich noch nicht ansatzweise meinen Koffer gepackt, wobei meine beste Freundin mich jeden Tag darauf hin gewiesen hatte. Aber ich hatte einfach keine Lust, genauso wie keine Kraft dazu. Ich kroch wieder aus dem Bett, das nichtmal richtig warm geworden war und fing in Seelenruhe an Sachen in meinen Koffer zu stopfen, der schon die ganze Zeit neben meinem Kleiderschrank gelegen hatte. Cara hatte erzählt es würde nach Melbourne gehen würde und nahm an es würde warm werden. Ich blieb aber bei meine schwarzen Hoodies, sowie Jeans. Als ich meine Klamotten fertig gepackt hatte, ging ich in mein Arbeitszimmer, zog das Ladekabel meines MacBooks aus der Steckdose, schob den MacBook in seine Hülle und steckte alles in einen Rucksack. In diesem landeten noch zwei Bücher und dann fing ich auch schon an das Arbeitszimmer aufzuräumen, bevor Cara das Chaos hier bemerken würde. Sie war irgendwie wie meine Mutter, was Ordnung anging. Sie verstanden sich beide auch super, was für mich und meinen Dad immer anstrengend zu ertragen war. Manchmal hatten man das Gefühl gehabt sie wäre ihre zweite Tochter, denn die beiden hatten auf jeden Fall mehr Gemeinsamkeiten als meine Mom und ich. Störte mich dies? Nö, nicht wirklich.

 Cara, die auch mal fertig mit duschen war, ging in die Küche frühstückte. Ich hingegen, ging schnell duschen und stopfte dann anschließend ein Handtuch und Kulturtasche in den Koffer. Ich war ziemlich zeitig fertig geworden, was man von mir gar nicht erwarten könnte. Und jetzt die Krönung; ich war tatsächlich kein bisschen müde. „Hailey? Bist du fertig?", hörte ich meine beste Freundin rufen. „Bin ich", antwortete ich und ging in die Küche. „Können wir dann?" Sie schaute auf. „Nein." Verwirrt sah sie mich an. „Du kannst, ich nicht." Sie stöhnte genervt auf. „Mach nicht so ein Theater. Du kannst dich dann die ganze Zeit in deinem Zimmer verkriechen. Ich kann dir auch Essen bringen." Ich presste die Lippen aufeinander. „Okay. Dann gehen wir jetzt halt." Ich schnappte mir mein Handy vom Tisch und zog dann meine Schuhe und Jacke an. „Ich hab schon ein Taxi gerufen." „Schön für dich." „Hailey! Hör einfach auf, okay? Ich will nur helfen." „Wenn du helfen willst, dann lass mich hier." „Ganz sicher nicht. Du kommst mit. Und vielleicht findest du es sogar toll. Das ist erlaubt weißt du? Jemanden oder etwas toll finde", zickte sie und stiefelte mit Koffer und Handtasche nach draußen. Ich verkniff mir einen Kommentar und folgte ihr. Okay, sie hatte schlechte Laune. Die nächsten vierundzwanzig Stunden würden hart werden, denn ich saß die nächsten Stunden vermutlich neben ihr im Flieger. Vielleicht konnte ich mich nach der Zwischenlandung in Abu Dhabi ja umsetzten?

Im Taxi entschied ich mich auch mal dazu an mein Handy zugehen, was ich eigentlich wirklich selten tat. Zu mindestes ging ich selten auf Social Media. Ich las die Nachricht von Lando, die er mir wohl gestern Abend noch geschrieben hatte. Ein einfaches Hey, eine Entschuldigung das er nicht rangegangen war und das er sich gefreut hatte, dass ich mich zurückgemeldet hatte. Das interessierte mich aber nicht weiter und so antwortete ich einfach nicht mehr darauf. Er konnte sich glücklich schätzen, dass ich überhaupt zurückgerufen hatte, denn für gewöhnlich ignorierte ich alle Nachrichten, sowie Anrufe die nicht von meiner Familie oder Cara waren. Ein schlechtes Gewissen dabei hatte ich nie, aber gerade bei Lando hatte ich es gestern schon. Lag es daran das er einfach berühmt war und ich es als unhöflich verspürte einer Prominenz nicht zu antworten? Vermutlich. Ich schob es jetzt einfach mal darauf. 

15.05.2021

Unloved - let us rewrite the stars|| German ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt