Müde lief ich durch das Fahrerlager. Ich war so fertig, trotzdem kam ich zur Strecke. Immerhin würde Lando ja fahren und ich konnte ihn ja nicht einfach im Stich lassen. Gerade hatten wir zwei Schweigeminuten für Anthoine gehalten. Dort hatte ich es geschafft die Tränen zurückzuhalten. Aber es war schwer. Ich lief hinter einigen Fahrern. Eigentlich hinter allen. Ich war erst später gegangen, weshalb sie wohl jetzt vor mir waren. Lando hatte meine Finger mit seinen verhakt und ging mit geschlossenen Augen. Vertraute wohl ganz darauf das ich aufpasste, dass er nicht irgendwo gegen lief. War ja auch okay. Selbstverständlich passte ich auf ihn auf. „Habt ihr gestern die Schreie gehört", schnappte ich von vorne auf. Ich meinte es war Charles. Pierre und Esteban nickten. Ich rieb mir erschöpft über die Augen. Meine Stimmbänder haben sich auch bedankt, denn ich bin heiser. Pierre schaute sich unauffällig zu mir um und warf mir einen fragenden Blick zu. Ich nickte als Antwort und lehnte meinen Kopf gegen die Schulter von Lando. Dabei harkte ich mich bei ihm unter und schloss die Augen. „Du musst jetzt übrigens gucken wo wir hin laufen."
°°°
„Verdammt!", schrie ich genervt auf und knallte die flache Hand auf die Tischplatte. Wütend riss ich mir die Kopfhörer vom Kopf und stand auf. Wir waren in den Top5 gewesen, aber nö. Es geht ja immer was schief. Und dieses Wochenende ganz besonders. Zum kotzen. Als ich auf Lando traf, hatte er noch immer seinen Helm auf. Schweigend nahm ich ihn einfach in den Arm. Er ließ es einfach geschehen, erwiderte weder die Umarmung, noch machte er irgendwelche Anstalten sich abwenden zu wollen.
°°°
Ich hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und lag im Hotelzimmer. „Lohnt es sich heute wach zu bleiben, oder sollte ich gleich schlafen gehen?", erkundigte ich mich bei Lando. Er war noch immer ziemlich niedergeschlagen, sprach aber wenigstens wieder mit mir. Was er nicht gemacht hatte, bis wir im Zimmer angekommen waren. „Du kannst wach bleiben. Der Bus kommt gegen vier." „Das ist perfekt. Hast du sonst noch Pläne für heute Abend, oder darf ich dich jetzt einfach bis zum Tod knuddeln?" Ein zartes Lächeln zierte seine Lippen. Glücklich breitete ich meine Arme aus und drückte ihn fest an mich.
Lando hatte seinen Kopf bei mir auf die Brust gelegt und lag auch sonst komplett auf mir. Zwar war das atmen dadurch schwerer, aber wen interessierte das schon. Mit einer Hand kraulte sich sanft seinen Kopf, während ich mit der anderen Muster auf seinen nackten Rücken zeichnete. Zwischendurch küsste ich ihn immer mal wieder aufs Haar. Währenddessen dröhnte ich mich mit Musik zu, dennoch waren die Gedanken zu laut. Ich hing bei Anthoine. Es hatte ihn erwischt. Und es tat so verdammt weh. So weh einen geliebten Menschen zu verlieren. Und allein bei der Vorstellung, das es hätte Lando sein können, drehte sich mir der Magen um. Ich bekam Gänsehaut, spürte wie sich alles in mir zusammen zog. Schmerzhaft. So viel Schmerz in den letzten vierundzwanzig Stunden. „Was ist los?", kam es verschlafen von Lando. „Hä?", gab ich nur sehr schlau von mir. „Dein Herzschlag ist schneller geworden." „Oh." „An was hast du gedacht?" Ich schüttelte den Kopf. „Nichts. Nichts wichtiges zumindest." „Es ist wichtig, wenn du deswegen anfängst zu zittern." „Mir ist bloß kalt." Als Antwort darauf zog Lando die Decke einfach höher und kuschelte sich noch stärker an mich, als ich gedacht hätte das es möglich wäre. Und ich hatte eine Entscheidung getroffen. Eine die ich wohlmöglich für immer bereuen werde.
°°°
„Wie gehts dir nach dem Unfall?", fragte meine beste Freundin mich. Nach Wochen in denen ich bei Lando gelebt hatte, war ich nun wieder in meinem eigentlichen zuhause. Cara wollte nicht alleine sein. Weiß Gott warum. Wir haben in letzter Zeit nicht viel miteinander geredet und das tat mir so verdammt leid. Ich wusste eigentlich kaum, was bei ihr alles abging, obwohl ich vorher jede Minute ihres Lebens kannte. Schon irgendwie krass. Außerdem war der Trainer von Flo wieder da und ich brauchte nicht mehr hin.
„Ich vermisse ihn. Ist doch klar. Er war mein bester Freund." „Ich verstehe. Was ist mit Lando?" „Woher weißt du das Cara?" „Was weiß ich?" „Das ich seit dem Unfall an nichts anderes mehr denke." „Es zerreißt dich?" „Ja! Verdammt ja!" „Hailey? Du bist dir sicher, das du bei ihm bleibst?" „Nein Cara. Ich habe mich entschieden. Und es tut so weh. So verdammt weh!" Ich konnte Tränen in ihren Augen glitzern sehen, aber mir ging es nicht besser. „Hailey..." „Weißt du Cara... Vielleicht sind die Worte für immer doch nur für Erinnerungen gemeint und nicht für Menschen." „Sag das nicht Hailey. Bitte, sag das nicht. Ich... Bitte." „Ich kann das nicht. Ben... Anthoine... Es kann immer was passieren Cara. Immer!" Cara schluchzte auf und die ersten Tränen rollten ihre Wangen runter. Der Schmerz, den ich gerade verspürte war so unerträglich. „Ich bewundere dich. Das weißt du, oder?" „Wofür?" „Du sitzt hier. Emotionslos, obwohl du mir gerade gesagt hast, das du Lando verlassen wirst. Obwohl ich weiß das du gerade schreist, vermutlich sogar solange kreischst bis du heiser wieder bist. Aber du tust es nicht. Du wirst es, das weiß ich. Aber du tust es nicht." Und sie hatte so verdammt recht. Sie hatte mich schon immer gekannt und mit jedem einzelnen Wort hatte sie genau beschrieben was ich fühlte. „Und weißt du was das schlimmste ist?" Ich schüttelte den Kopf. „Zu wissen, das du es jetzt nicht tust, weil ich keine Person bin, der du die Seite zeigen willst. Wir sind immer durch dick und dünn gegangen, aber nie war ich dabei, als du zusammengebrochen bist. Ich habe dich nie halten können und das zerfrisst mich. Weißt du, ich habe dich gehört. Du bist in Landos Armen zusammengebrochen und ich habe gedacht du hast dein Zuhause gefunden. Das du endlich angekommen und im selben Atemzug habe ich realisiert, das du ihn verlässt." Nun hatte sie es geschafft. Ich weinte. Mal wieder. Unterdrückte die Emotionen immer noch. Zeigte nicht das, was ich hätte zeigen können. Weil ich es nie zeigen würde, nur bei ihm. Bei Lando hatte ich mich fallen lassen können. Und Cara, meine Cara, weinte als wäre es ihre eigene Trennung. „Du weißt, das ich dich hasse, oder?" Ich nickte. „Ich hasse dich dafür, das du wieder abhauen willst. Ich hasse dich dafür das du sein Herz brichst. Ich hasse dich dafür, das du mich alleine lassen wirst. Das tue ich wirklich. Und dennoch liebe ich dich. Aber es ist kein Abstied für immer. Habe ich recht? Du kommst wieder?" Ich umarmte sie fest. So fest wie in allen den Jahren unserer Freundschaft noch nie. So fest, weil ich wusste, das es das letzte mal für eine lange Zeit sein würde. „Ich weiß, wieso du gehst. Ich verstehe es, auch wenn es niemand anderes je verstehen wird." Schluchzend lächelte ich. „Danke. Für alles. Das du mich verstehst und immer für mich da warst. Gib mir etwas Zeit. Spätestens auf deinem Geburtstag hörst du wieder was von mir." „Ich hasse dich." „Ich weiß... Ich weiß... ich mich auch." Damit löste ich mich um und ging.
Das Ende des Kapitels ist etwas durcheinander, es tut mir leid. Der Rest kommt morgen irgendwann...
02.09.21
DU LIEST GERADE
Unloved - let us rewrite the stars|| German ||
FanfictionHailey hat sich geschworen nie wieder etwas mit der Formel 1 zutun zu haben und doch vermisst sie diesen Sport, der sie seit Kindesalter begeisterte. Als ihre beste Freundin jedoch ein Job bei dem Rennstall McLaren bekommt, ändert sich ihr Leben sch...