14 - Das Mahnmal

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Roulon hielt sein Wort. Als ich in der kommenden Woche seinen Unterschlupf betrat und davon ausging, ihn leer vorzufinden, saß der Monsterjäger am Tisch und rauchte wie üblich eine seiner Zigarren. Er war schweigsam und begrüßte mich nur mit einem müden Winken, noch immer war seine Haut grün und blau und er trug einen Verband um den Arm. Sein Zylinder, der für gewöhnlich wie festgewachsen auf seinem Kopf sitzt, hing über der goldenen Statue von Prinzessin Cynthian, was ihr einen leicht komischen Anblick verpasste.

„Wie geht es dir?", fragte ich vorsichtig, da ich nicht recht wusste, wie ich mich verhalten sollte. Roulon beäugte mich regungslos und antwortete nicht, stattdessen zog er Mantel und Hemd aus und entblößte seinen nackten Oberkörper. Ich sah peinlich berührt weg, aber er forderte mich auf ihn anzusehen. Die Bandagen, hatten vergangene Woche den Großteil seines Körpers verhüllt, doch nun entdeckte ich eine Vielzahl an Tätowierungen, die sich beinahe symmetrisch über den ganzen Körper verteilten. Es handelte sich um alte Schriftzeichen, die mir bekannt vorkamen, denn sie ähnelten den Symbolen, die überall in den Katakomben auf den Wänden zu sehen waren.

„Die Monsterjäger haben ein paar eigenwillige Bräuche... Einer davon ist es, jedes Monster, das sie erlegt haben, auf ihrem Körper zu verewigen. Ich halte es nicht anders, als meine Kollegen, auch wenn ich mir einbilde, mich weniger mit meinen Erfolgen zu brüsten, als sie."

Er zeigte auf eine gerötete Stelle auf seinem Sternum, dort prangte die mit Abstand größte Tätowierung von allen. Ich kannte das Schriftzeichen nicht, aber das ist nicht verwunderlich. Selbst wenn ich es hätte entziffern können, so kannte ich nur einen Bruchteil der in den Katakomben lebenden Kreaturen. „Ist... ist die für das Monster, das Laila getötet hat?", fragte ich behutsam. Ich wollte den Monsterjäger nicht unnötig verletzen.

„Der Vezoan, der uns angegriffen hat, ist entkommen, aber ich erwische ihn, darauf kannst du dein Leben verwetten! Laila versuchte, mich vor ihm zu beschützen, aber seine giftigen Krallen haben sich in ihr Herz gebohrt... Sie hat gelitten und wäre einen langsamen und qualvollen Tod gestorben, hätte ich nicht...", Roulon brach ab, zog sein Hemd wieder an und setzte seinen Zylinder auf.

„Ich habe Laila getötet... Ich wollte nicht, dass sie leidet."

Herr der KatakombenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt