12 - Smarik van Alderen

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Bei unserem nächsten Gespräch waren wir nicht allein. Als ich einige Zeit darauf Roulons unterirdischen Wohnsitz aufsuchte, saß dort ein fremder Mann breitbeinig am Tisch und streichelte Laila, die mit wedelndem Schwanz um ihn herumhopste wie ein Hundewelpen - nur, dass dabei die Erde unter ihrem Gewicht erzitterte.

„Nun ist es aber gut", ermahnte Roulon den Artar und Laila tippelte munter in ihre Ecke zurück. Mir fiel erst jetzt auf, wie groß der Fremde war. Neben Laila hatte er beinahe zierlich gewirkt, doch selbst im Sitzen überragte der Neuankömmling mich um fast einen Kopf. Die Rüstung die der Mann trug, kam mir vage bekannt vor und als ich ihn genauer in Augenschein nahm, erkannte ich ihn als denjenigen, der damals die Rede auf der Beerdigung von Heberich, dem Monsterjäger gehalten hatte.

„Leutnant, darf ich dir Smarik van Alderen vorstellen? Er ist der neue Gulthart Heberich. Vielleicht übersteht er sein erstes Jahr sogar, ohne größere Ab- oder Einstürze!", Roulons Stimme triefte vor Spott und Smarik grinste, als habe der Gnom einen besonders guten Witz gemacht. Ich lächelte vorsichtig, obwohl ich keinen Schimmer hatte, was daran so lustig sein sollte.

Der Anführer der Monsterjäger war in einem Ausmaß muskulös, das ich nur als wulstig beschreiben kann, seine Arme waren so dick wie Baumstämme und sein Nacken breit wie der eines Brauereipferdes. Er trug denselben bedrohlichen Totenschädel mit weit herausragenden Stoßzähnen, wie schon bei der Beerdigung und wirkte auch sonst nicht wie jemand, mit dem man sich bei klarem Verstand angelegt hätte. Mit verschränkten Armen saß er da und durchbohrte mich mit seinen tiefliegenden, dunklen Augen. Unbehaglich knetete ich meine Finger und versuchte seinen Blicken auszuweichen.

„Du warst bei der Beerdigung von Heberich", stellte Smarik van Alderen fest, seine Stimme war so tief, dass mein Magen förmlich vibrierte. Mit einem bedrohlichen Schweigen taxierte er mich und plötzlich machte ich mir Sorgen. Hatte ich etwas Verbotenes getan? Hatte ich die Regeln der Monsterjäger gebrochen, indem ich, ein Fremder, ein Soldat obendrein, dieser für sie offenbar sehr intimen Zeremonie beigewohnt hatte?

Die Beerdigung war lange her, aber die Eindrücke brannten noch immer in mir, als wäre es erst gestern gewesen, und es beunruhigte mich, dass der Fremde offenbar von meiner damaligen Anwesenheit wusste.

„Wie hat es dir gefallen?", der Anführer der Monsterjäger bewegte sich kaum, als er sprach, weshalb mich die Frage etwas aus dem Konzept brachte. Undeutlich nuschelte ich eine Antwort, ich hatte keine Ahnung, was er von mir hören wollte.

„Ich bin wohl nicht mehr der Jüngste, wiederholst du deine Antwort bitte etwas LAUTER!", seine Stimme donnerte durch den Raum und ließ mich so heftig zusammenzucken, dass ich unweigerlich zwei Schritte zurückwich.

„I-ich fand es... öh... neu...u-und ähhm... seltsam?!... Ein bisschen... sehr... SEHR seltsam, gebe ich zu... es war so voll und laut und...", ich bemerkte, dass ich mich unter Smariks stechendem Blick in ziemliche Schwierigkeiten redete, und auch Roulon starrte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich redete mir ein, dass es keinen Grund gab, sich Sorgen zu machen, er hatte schließlich nur eine simple Frage gestellt... oder?

Ich bemühte mich um eine feste Stimme, räusperte mich und antwortete dann etwas gefestigter: „Es... es war eine bedeutsame Erfahrung für mich und es gab viele Eindrücke die ... auf mich... hm... eingeprasselt sind. Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstanden habe, warum ihr eure Toten in ein Loch werft... aber es war ein sehr interessanter Abend und ich habe einiges gelernt."

Smarik drehte sich qualvoll langsam zu Roulon und warf ihm einen Blick zu, den ich als ein sehr deutliches ‚Willst du mich verarschen?' interpretierte. Mir sank das Herz in die Hose und wünschte mich ganz tief hinab in die dunkelste Ecke der Katakomben.

Herr der KatakombenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt