Epilog - Ein neuer Anfang

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Wir entkamen der Oberstadt und flogen über Colossus. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich einen klaren Gedanken fassen konnte.

„Was soll ich jetzt tun?", fragte ich mehr mich selbst, als den Monsterjäger. Er kommentierte die Frage dennoch. „Keine Ahnung. Meine Planung reichte genau bis hierher und ich bin ehrlich gesagt ziemlich überrascht, dass es überhaupt geklappt hat, dich zu befreien", gab er zu.

„Ich... ich muss das erst mal verdauen", murmelte ich und wir flogen schweigsam eine Weile über den Städtemoloch unter uns, in dem schon seit Wochen Straßenschlachten tobten.

Wem war dadurch geholfen, dass wir uns gegenseitig die Köpfe einschlugen? Warum nur gelang es uns niemals, Frieden zu schließen und wieso hatte niemand außer mir und einigen unerschrockenen Abenteurern den sinnvollen Schluss gezogen, dass die Antwort auf all diese Fragen nicht an der Oberfläche Vigolerias lag?

„Tja, das wird dir wohl niemand so richtig beantworten können", gab Roulon zurück. „Diese Welt ist verloren, und das schon seit langer Zeit. Schau dir an, wie sie sich um die letzten Ressourcen an der Oberfläche prügeln wie kleine Kinder in einem übergroßen Sandkasten. Hätten sie auch nur etwas mehr Verstand und Mut, würde sich unter ihren Füßen eine Welt des Überflusses offenbaren. Aber so sind die Menschen eben... und auch die meisten Gnome", fügte er traurig lächelnd hinzu.

„Was glaubst du befindet sich am Grund der Katakomben?", fragte ich Roulon.

„Keinen blassen Schimmer", war die schlichte Antwort, inzwischen hatten wir die Stadt hinter uns gelassen und vor uns breitete sich der nördliche Ozean aus, fremdartige Vögel umkreisten uns. Ich meinte sehr weit vor uns einen Abgrund erkennen zu können, wo Wassermassen in die Tiefe stürzten. Das Ende der Welt!

Eine Explosion hinter uns erschütterte das Land, aber ich sah nicht zurück. Roulon drehte sich zu mir um und betrachtete mich eine Weile lang unschlüssig.

„Willst du wirklich herausfinden, was uns am Grund erwartet?", fragte er schließlich und mein Herz begann aufgeregt zu schlagen, wie an jenem Tag, als wir uns das erste Mal begegnet waren.

Ich genoss seinen leicht ungläubigen Blick. Der Monsterjäger hatte wohl bis zuletzt nicht daran geglaubt, dass ich es wagen würde, seine Pfade zu verlassen und meinen eigenen zu beschreiten, der mich tiefer hinabführen würde, als jemals einen Monsterjäger zuvor. Dann lächelte mein Lehrmeister mit sichtlichem Stolz, ich erwiderte sein Lachen und antwortete: „Aber unbedingt!"

Herr der KatakombenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt