Kapitel 41

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Die Tür gab quietschende, laute Geräusche von sich.

Meinen Platz auf den Boden habe ich eingenommen und mein Blick ist monoton auf den Boden gerichtet.

Doch mein Herz klopft laut und stark, ich habe das Gefühl mir schlägt es bis zum Hals. Ein dicker Klos bildet sich und Tränen steigen in meine Augen. Das brennen, dass sich nun in meinem Hals entwickelt hat, schnürt mir die Luft zum atmen ab. 

Ein Schritt ist zu hören. Die Person muss gerade das Zimmer betreten. Immer noch mit meinem emotionslosen Gesicht schaue ich nach vorn. Ich will gar nicht der Person ins Gesicht blicken, die mich wieder peinigen wird, mich versuchen wird zu brechen. Ich vermute es wird Kenny sein, denn er schickt nicht oft bedienstete die mir ein klein wenig Essen bringen. 

Hin und wieder kommen auch widerliche alte Säcke, sie wollen mich begutachten. Eigentlich machen sie sich nur über mich lustig, demütigen mich, treten auf mich ein oder beschütten mich mit Alkohol. Doch seitdem ich hier gefangen bin, hatte ich kein einziges mal die Gelegenheit bekommen mich zu duschen und das macht mich regelrecht Wahnsinnig. 

Ein zweiter Schritt ist zu hören, die Tür öffnet sich nun noch weiter. Mein Blick wendet sich noch weiter ab, viel zu groß ist meine Furcht vor dem was mich erwarten wird. 

Ein räuspern ist zu hören. Ich reagiere jedoch nicht darauf, wenn es Kenny ist wird er sowieso gleich sagen was Sache ist. 

"Levi, schnell wir haben nicht viel Zeit", ertönt eine mir bekannte Stimme. Ich möchte dennoch nicht auf sehen in die Richtung aus der die Stimme kommt. Die Angst mich geirrt zu haben ist zu groß.

"Levi verdammt ich bin es, Lee Worris", erklärt sich die Person, die an der Tür steht. Lee Worris? Der Mann der meine Freundin gerettet hat? Wie kommt er hier her? Nun schaue ich hoch, wenn auch zögerlich. Doch tatsächlich, es ist Lee Worris. Mein Herz schlägt erneut ziemlich stark, wird er meine Chance sein zu fliehen? 

"Levi, hör mir zu ich habe einen Plan dich hier raus zu holen. In zwei Tagen sollst du zu der Familie kommen an die du quasi verkauft wirst. Morgen werden sie dir Essen geben, mehr als sonst. Ich bin zur Abendschicht eingeteilt und werde dir eine ordentliche Ration an Essen bringen. Kenny will das du Energie hast. Gemeinsam werden wir morgen Abend fliehen, ich habe zwar den Kontakt zum Aufklärungstrupp verloren doch wir werden hier raus kommen.", nur schwach vernehme ich die Worte von dem größeren. 

Ist die Verkaufs Prozedur wirklich schon in zwei Tagen? "Warum bist du erst jetzt hier?", flüstere ich, da ich nicht mehr kraft habe um laut zu sprechen.  "Du weißt doch, dass ich einen guten Draht habe zur Militärpolizei.", fängt er an. Ich nickte auf diese Aussage bloß. 

"Ein bediensteter zu Kenny muss die Kontakt Person gewesen sein. Ich wurde hier her bestellt aber erst vor ein paar Tagen und ich kam so schnell ich konnte. Es tut mir unfassbar Leid, doch da draußen herrscht ein völliges Chaos.", erklärt er mir weiter. 

Ich kann mir kaum vorstellen, was hier sich bei uns da draußen abspielt. Ich habe auch nicht die nötige Kraft mir darüber Gedanken zu machen. 

"Levi ich habe nicht mehr viel Zeit, hier hast du etwas Brot. Mehr konnte ich leider nicht auftreiben. Iss und behalte es gut. Du wirst es brauchen. Vergiss nicht zu schlafen und zu essen. Doch merke dir eins, egal ob ich komme oder nicht. Schlägt die Glocke Mitternacht und es dunkel ist.  Machst du dich auf den Weg, der Inhalt des überlebenden Hilfsmittels ist der Schlüssel zum Leben", ohne auf meine Antwort zu warten, schließt er die Tür ab und verlässt mich. 

Was um alles in der Welt hat er mit diesen schwierigen Wörtern gemeint? Was bedeutet "überlebenden Hilfsmittels", frage ich mich. Doch bevor ich ins grübeln komme, greife ich zu dem Stück Brot und beiße zaghaft rein. 

"Ahh, was ist das?", zischte ich.

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Mittlerweile sind meine Wunden schon etwas verheilt, das Laufen gelingt mir schon besser. Die gefundene Ausrüstung habe  ich zur Sicherheit noch an. Ich bin seit zwei Tagen dabei die Stadt Stohess zu verlassen und Mauer Sina zu überqueren. Ich möchte versuchen ein Lager vom Aufklärungstrupp zu erreichen. 

Ich vermute das ich bis zur Mauer Maria gelangen muss um irgendjemanden zu finden. Bis jetzt sehe ich immer noch nur eine Stadt in Trümmern, die völlig verlassen ist. 

Endlich bin ich am Tor angekommen, an der Stadtmauern lasse ich mich nieder gleiten und brauche erst einmal eine Pause. Ich bin ganz schön erschöpft. Ich habe noch etwas Brombeeren in meinem Tuch, welches ich in dem Haus mit genommen habe. Die dunkel roten Brombeeren habe ich heute morgen gesammelt, als ich an einem Feld vorbei lief. 

Ich esse jetzt alle Beeren, satt werde ich nicht. Jedoch hoffe ich auf eine beruhigende Wirkung auf meinen Magen. Mir ist bewusst, dass ich bald richtige Nahrung brauche um weiter machen zu können. 

Levi wird sicher wieder außer sich vor Sorge sein. Ich hoffe nur, dass er sich diesmal zusammen reißen wird bevor er, wie beim meinem letzten Unglück, sich betrinkt. 

"Halt", flüstere ich zu mir selbst. "War das gerade ein wiehern?", murmele ich vor mich hin. Etwa ein Pferd? Hier in der Gegend? Schnell Rappel ich mich also wieder auf, verstaue das Tuch in meiner Hosentasche. Meine Kleidung, die meine einzige ist, streich ich glatt. Mein Gewehr nehme ich in die Hand und das 3DMG hängt wie gewohnt an meiner Hüfte platziert.

Mit den schnellsten Schritten, die ich derzeit aufbringen Kann, laufe ich in die Richtung in der die Tiergeräusche herkommen. 
Mauer Sina liegt bereits hinter mir, unter mir ist ein harter Kiesweg. Meine Füßen tuen schon weh. Wahrscheinlich haben meine Schuhsolen fast kein Profil mehr.  Sollte ich zurück finden zu unserem Stützpunkt, brauche ich neue Kleidung mit neuen Stiefeln.

Ich merke, wie ich immer langsamer werde. Die Sonne steht mitten am Horizont. Es ist nicht sehr warm, doch zum Glück ist es nicht kalt. Das würde mir meine Reise noch zusätzlich erschweren. 

Nun muss ich mich auf mein Gewehr stützen, meine Beine geben nach. Ich weiß es nicht wie lange ich es noch durchalte. Ohne Schlaf, ohne Essen, ohne Wasser mir scheint es fast unmöglich, dass ich Lebend zu meiner Truppe zurück finde.

Meine Augen werden schwach, mein Magen tut stark weh. Der schmerz zieht sich bis in meinem Hals. ich spüre wie sich eine warme Flüssigkeit sich in meinen Augen bildet und mir die Sicht verschleiert. 

Gerade als ich mich auf den Boden hinunter lassen wollte, da sehe ich es. Ich hatte mich doch nicht geirrt. 


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Tut mir leid für die Verpätung.

Yuki 07.04.22










Der Mann, der mir egal warWo Geschichten leben. Entdecke jetzt