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Ich runzele die Stirn. Irgendetwas in meinem Kopf will nicht begreifen, wieso eine fremde Person ein Gespräch mit mir startet. „Louis also ..." flüstere ich und überfliege die Nachricht, welche vor wenigen Minuten auf meinem Handy aufgetaucht ist, immer wieder aufs Neue. Sollte ich auf diese Nachricht eingehen? Ihm meinen Namen verraten?

Ich: Wie soll ich es denn sonst finden?

Ich sehe mein Handy an, abwartend auf eine Reaktion. Natürlich weiß ich, dass es nicht lange dauern wird, bis ich eine Antwort von diesem mysteriösem Louis bekommen werde. Schließlich hat er immer sofort geantwortet. Wieder ertönt ein Vibrieren. Wie erwartet. Die nächste Nachricht.

Unbekannte Nummer: Aber es ist doch schön, wenn man neue Leute kennen lernt.

Ich: Persönlich schon, aber übers Internet ist das meist so eine Sache.

Wenn dieser Louis jetzt hier neben mir sitzen würde, dann würde er sehen, wie ich gerade dabei bin, mit den Augen zu rollen. Zumindest geht er nicht darauf ein, dass ich ihm immer noch nicht meinen Namen verraten hab. Aber warum sollte ich ihm auch, wenn ich irgendwann einen Namen nennen sollte, meinen richtigen nehmen? Ich könnte genauso gut meinen Zweitnamen benutzen. Oder ich denke mir gleich einen völlig neuen aus. Immerhin kann mir keiner garantieren, dass Louis' Name wirklich Louis ist.

Selbstgefällig zucke ich mit den Schultern, als müsste ich mich gerade Rechtfertigen, dass ich allein darüber nachdenke irgendeinen ausgedachten Namen zu nutzen. Aber vom Prinzip her, kann es mir egal sein. Den Triumph meiner Verwunderung gönne ich ihm nicht. Ganz bestimmt nicht.

Unbekannte Nummer: Wieso?

Ein Grinsen bildet sich auf meinen Lippen. Als müsste ich ihm erklären, warum es mehr als nur merkwürdig ist, neue Leute über das Internet kennen zu lernen. Schließlich kann im Internet jeder der sein, der er will. Ich unterdrücke mein Seufzen. Entweder ist dieser Louis sehr Naiv oder er denkt, dass ich ein naiver dummer Junge bin.

Ich: Naja, wer sagt mir, dass dein Name wirklich Louis ist? Vielleicht bist du ja auch ein 60-jähriger alter Kerl.

Neugierig, auf die nächste Antwort, sehe ich auf die Informationsleiste. Dort taucht einige Male der Begriff ‚schreibt' auf. Aber anhand der Dauer kann man daraus schließen, dass er wohl mehrere Entwürfe tippt, diese wieder löscht und von vorn beginnt. „Das kann dauern...", murmele ich und sperre mein Handy. Ich lege dieses auf meinen kleinen Nachttisch und konzentriere mich auf meinen Fernseher.

Doch je öfter ich den Sender wechsle, umso akribischer versuchen meine Gedanken ein Bild in meinem Kopf zu erstellen. Ein Bild, wie dieser Louis wohl aussehen könnte. Dabei wandert mein Blick zum Fenster. Er bleibt bei der flackernden Laterne hängen, wo man im schwachen Licht einige Insekten drumherum schwirren sieht.   

Als erstes muss ich an seine Augen denken. Ob er genau so grüne Augen hat, wie ich? Bestimmt sind seine Augen noch grüner als meine es sind. „Hmm." Ich werde immer nachdenklicher. Seine Haare sind bestimmt blond. Hoffentlich so schön blond wie die von Niall. Verlegen streiche ich mit meiner Hand durch meine Locken. Erst mache ich mir darüber Gedanken, dass es ein alter Pädophiler Kerl ist und kaum scheinen meine Gedanken etwas lange Weile zu haben, stelle ich mir vor, dass er wie mein Traummann aussieht. Verrückt.

Doch wo ich schon einmal dabei bin, wieso sollte ich aufhören? Meine Gedanken gehören nur mir. Ich ziehe vorsichtig an meiner Decke und drehe mich auf meinen Rücken. Ich schließe meine Augen, in der Hoffnung, dass die Person in meinem Kopf deutlicher zu erkennen ist. Ein gut durchtrainierter Körper. Tattoos wären auch nicht schlecht. Dann sehe ich Zayn.

Sofort reiße ich meine Augen auf und sitze kerzengerade in meinem Bett. Ich versuche mir vorstellen, wie Louis aussieht und muss an Zayn denken. Ich runzle meine Augenbrauen und lache leise. Stelle ich mir gerade wirklich vor, dass meine Internetbekantschaft wie Zayn aussieht, nur mit den blonden Haaren von Niall und meinen grünen Augen? Heute habe ich wohl mehr als nur einen erholsamen Schlaf nötig.

Während ich im fast dunklen Zimmer nach meinem Handy taste, blinkt es in dem Moment auf, als ich es mit den Fingern kurz streife. Durch das Licht fällt es mir leichter, es zu greifen. Eine neue Nachricht.

Unbekannte Nummer: Soll ich dir ein Foto schicken?

„Ein Foto?" Am liebsten würde ich nichts anderes bekommen. Jede Pore meines Körper will wissen wer mir schreibt. Aber was ist, wenn er gar nicht so aussieht, wie ich ihn mir gerade vorgestellt hab? Solang ich kein Bild von ihm sehe, ist die Person, welche meine Gedanken gerade kreiert haben, real. Enttäuschend wäre doch nur, wenn er das komplette Gegenteil sein würde. Gekonnte lasse ich meine Finger über die Buchstaben tanzen, um eine Nachricht zu verfassen. Schließlich will ich sie nicht unbeantwortet lassen.

Ich: Das kannst du auch irgendwo aus dem Internet holen.

Wieso mach ich mir die ganze Sache so kompliziert? Eigentlich interessiert mich die Person, dessen Name wohl ‚Louis' sein soll, doch überhaupt gar nicht. Nicht im geringsten. Dennoch bin ich neugierig. Mehr als ich bestimmt jemals war.

Ob ich gerade schlecht drauf bin? Natürlich bin ich schlecht drauf. Schließlich weiß ich nicht, was gerade mit mir los ist. Was dieses Herzklopfen zu bedeuten hat. Wahrscheinlich sendet mein Körper nur falsche Signale aus, da ich einfach nur müde bin. Ich sollte mich einfach hinlegen. Hinlegen und nicht mehr an Louis denken.

Unbekannte Nummer: Dann kein Bild?

„Halt! Ganz langsam!", spreche ich meine Gedanken laut aus. Dann sperre ich mein Handy und stecke es an mein Ladekabel. Zum einen habe ich nur noch 15% und zum anderen möchte ich nicht, dass ich vor Übermüdung irgendeinen Mist tippe. Warum musste dieser Idiot mich auch nur anschreiben? Und warum bin ich darauf überhaupt angesprungen?

Erneut ziehe ich an meiner Bettdecke und decke mich richtig zu. Dann drehe ich mich auf den Bauch und schließe meine Augen. Wenn eine weitere Nachricht kommen sollte, kann diese bis morgen warten. Allmählich spüre ich, wie meine Arme und Beine schwer werden. Wenig später wird alles schwarz und ich schlafe ein.

Flirtationship | Larry Stylinson (AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt