XII

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Mal wieder ist ein verregneter Tag in London. Aus diesem Grund sind Zayn, Niall und ich gerade auf den Weg in die Cafeteria, um dort unsere Pause zu verbringen. Doch so, wie es aussieht, sind wir nicht die einzigen, welche die Idee hatten, sich einen Tisch in irgendeiner Ecke zu suchen. Denn kaum, dass wir den Raum betreten, sind die guten Plätze schon alle belegt, so dass nur noch die Sitzgelegenheiten, welche in der Mitte des Raumes zu finden sind, frei stehen. Nichts desto trotz maschieren wir auf einen dieser Tische zu und setzen uns hin.

„Und?", fängt dann Zayn an und holt parallel dazu aus seinem Schulrucksack eine Cola. Er platziert die Dose auf dem Tisch und sieht dann wieder zu Niall und mir, bevor er weiter spricht, „Wie fandet ihr den Club?" Neugierig mustert er uns. „Gut.", erwidere ich und fange an, leicht zu grinsen. „Das ist klar, dass du den Club gut fandest." Während der Ire das sagt, hebt er spielerisch seine Augenbrauen und lässt diese hoch und runter wippen. Natürlich weiß auch Zayn sofort, worauf Niall gerade anspielen will und muss automatisch mit lachen. „Stimmt, da war ja was."

Augenrollend lehne ich mich in dem Stuhl zurück und warte eigentlich nur noch darauf, dass sie wieder beginnen, mich auszufragen. So als hätte ich es kommen sehen, lehnt sich der Blondschopf etwas nach vorn um weiterzureden. „Habt ihr noch geschrieben?" „Schon...", fange ich an und hätte mir am liebsten auf die Zunge gebissen. „Und? Was kam raus?", will nun auch Zayn wissen. Verlegen streiche ich meine Haare zurück und versuche die Situation ganz entspannt anzugehen. „Nichts Neues."

„Man Harry. Kannst du überhaupt etwas?", tadelt plötzlich der Halbpakistani, „Ich mein, klar. Wir haben jetzt nichts außergewöhnliches erwartet, aber das jetzt rein gar nichts passiert ..., immerhin habt ihr euch doch geküsst und so ..." „Am besten du zeigst uns euren letzten Chat, dann können wir dir wieder helfen." Sofort wurden meine Augen größer. Ich hob meine Hände und wedelte damit leicht vor meinem Körper rum, damit sie wussten, dass das nun wirklich nicht nötig ist. Schließlich ist das Letzte was ich will, dass die meine letzten Nachrichten lesen. „Alles gut Jungs."

Zayn ist der Erste, welcher einfach anfängt künstlich zu lachen und danach gekonnt eine Augenbraue hochzog. „Harry ..., wir haben gesehen, was du in den vorherigen Nachrichten zu ihm geschrieben hast. Denkst du wirklich, dass wir dir jetzt abkaufen, dass alles gut ist?" So als wäre es eine ernstgemeinte Frage von dem Dunkelhaarigen gewesen, nicke ich und lasse meine Augen zwischen den beiden hin und her tanzen. Niall gibt sich dazu nur gekonnt ein Facepalm und will gerade in meine Hosentasche greifen, um mein Handy herauszuholen.

Erschrocken rutsche ich allerdings mit meinem Stuhl etwas zurück, was dazu führte, dass die halbe Cafeteria mich ansieht. Einige rollen mit den Augen, die nächsten geben ein genervtes Stöhnen von sich und nur einzelne ignorieren es. „Worüber habt ihr geschrieben?", fragt Zayn sofort und zog die Augen zu Schlitzen zusammen.

„Ach ...", meine ich nur, „ ... über dies und das." Er greift nach seiner Cola um diese zu öffnen, nimmt einen Schluck davon und stellt sie langsam wieder auf den Tisch. Sein Blick hat mich dabei kein einziges Mal verlassen, sondern fast schon versucht, meine Gedanken zu lesen. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie bereitet mir der durchdringende Blick von Zayn etwas Angst. Das wird auch nicht besser, als er sich nach vorn lehnt, seine Ellenbogen auf den Tisch vor sich abstützt und mich weiter mit Blicken durchlöchert.

Dann sehe ich ihn aus dem nichts grinsen. Seine Mundwinkel rutschen immer weiter nach oben, bis das triumphierende Lächeln seine Augen erreicht. Was hat er vor? Woran denkt er? „Willst du uns immer noch nichts sagen?", fragt er plötzlich mit einer undefinierbaren Spannung. Ich runzele die Stirn und sehe ihn an. Darauf folgt ein langsames Kopfschütteln meinerseits. Doch der Halbpakistani grinst immer noch und langsam beginne ich stutzig zu werden. „Okay? Was?"

Aus dem Augenwinkel sehe ich Niall, wie dieser aufsteht und sich dicht neben Zayn setzt. Immer noch bin ich ganz schön verwirrt und hab keine Ahnung, was gerade los ist. Aber bevor ich die beide fragen kann, was sie jetzt vor haben, sehe ich mein Handy, welches der Blondschopf in seiner Hand hält. Eigentlich hätte ich es mir denken können. Während Zayn gerade dabei war, mich zu verhören, hat der Ire erneut versucht mein Handy zu klauen. Leider mit Erfolg.

Er hält es so, dass beide eine perfekte Sicht auf das Display haben und streicht keinen Moment später mit seinem Finger darüber. Doch anstatt nervös und unruhig zu werden, bin ich mehr als nur gelassen. „Seit wann hat dein Handy einen Pin?" „Die Pause ist gleich vorbei, wollen wir schon mal zum nächsten Raum?" Ich schenke beiden ein unschuldiges Lächeln. „Echt jetzt?", murmelt Niall, „Hast du so einen Mist gebaut, dass du wirklich dein Handy mit einem Pin versehen musstest?"

Ich verziehe das Gesicht und seufze, lege meinen Kopf in den Nacken. Kurz verharre ich in dieser Position, bevor ich wieder zu den beiden sehe. „Ich sag es euch, wenn die anderen aus der Cafeteria raus sind. Deal?" Beide werfen sich einen prüfenden Blick zu, sehen dann wieder zu mir und nicken langsam. Seit diesem Moment sehe ich gefühlt ununterbrochen zur Uhr. Ich verstehe einfach nicht, warum die Zeit, in solchen Augenblicken, immer so schnell vergeht. Wie kann das möglich sein?

Als es dann zum Ende der Pause klingelt, setzt sich die Masse an Schülern in Bewegung, um pünktlich bei ihren jeweiligen Kursen zu sein. Niall hat mir in der Zwischenzeit mein Handy wieder gereicht und sieht mich, genau so neugierig wie Zayn, an. Kaum, das die Letzten aus den Raum gingen, schnaubte der Dunkelhaarige ungeduldig: „Jetzt sag! Was hast du verbockt?"

Beleidigt sehe ich beide an und stelle mir die Frage, warum sie davon ausgehen, dass ich etwas verbockt hab. Naja, genau genommen, habe ich es schon irgendwie verbockt. Oder? Seit dem Sexting mit Louis, haben wir schließlich keine einzige Nachricht mehr ausgetauscht und um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen ist, ob ich mir Gedanken machen muss. Immerhin reicht es, dass ich damit schon die letzten Stunden verbracht hab. Doch bevor ich mir jetzt schon wieder den Kopf darüber zerbreche, versuche ich erst einmal auf Niall und Zayn einzugehen.

„Rein gar nichts. Warum sollte ich es verbockt haben?", will ich sofort wissen. „Ach nein?" „Nein, wenn dann ist das schon irgendwie die Schuld von Louis, da er damit angefangen hat." Nun hörte man ein leichtes kratzen mit dem Stuhl. Der Ire ist gerade dabei an den Tisch heran zurutschen, seine Hände ineinander zu falten, um jedes Wort, was ich sage und noch sagen werde ganz genau verstehen und nachvollziehen zu können.

„War er wütend wegen dem Kuss?" Mitleidig zieht der Blondschopf seine Augenbrauen zusammen und mustert mich. „Nein ..., sondern - ..." „War es, weil du ein Typ bist?", unterbrach mich Zayn. Verwirrt denke ich über diese Worte nach. Moment, wir wollten nicht schon wieder nachdenken.  „Nein ..." Doch wieder wurde ich unterbrochen. „Bestim-..." „JUNGS!", rief ich, was beide wohl wieder in die Realität zurück holte und sie daran hinderte, irgendwelche weiteren seltsamen Behauptungen aufzustellen.

Endlich hatte ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich atme noch einmal vorsichtig ein und wieder aus, sortiere die Worte in meinem Kopf, da ich dieses Gespräch am liebsten so schnell wie nur möglich hinter mir haben will. Klar sind die beiden, meine besten Freunde, aber irgendwie ist mir das schon etwas peinlich, ihnen die Wahrheit zu verraten. „Also.", fange ich an, „Als ich Sonntag früh, also gestern, zu Hause angekommen bin, wollte ich eigentlich nur gucken, ob ich in der Zeit, wo ich nicht am Handy war, wichtige Nachrichten bekommen hab. Dort hab ich gesehen, dass ich einige von Louis hatte. Natürlich ging ich sofort auf unseren Chat, um ihm zu antworten und dann kam eins zum anderen und wir haben geschrieben." „Ja, und?" „Genau? Was ist daran so schlimm." Ich knabbere auf meiner Unterlippe und sehe in ihre fragenden Gesichter. „Es waren Nachrichten, die dazu führten, dass ich mir selber ... einen ..." Beim sprechen werde ich immer leiser, deute dennoch mit meiner Hand eine eindeutige Bewegung an, dass beide sofort verstehen, was ich meinte.

„Fuck?! Ihr hattet Sexting?!", schreit Niall aufgeregt und aus irgendeinem Grund bin ich froh, dass ich gewartet hab, bis wirklich jeder aus dem Raum raus war. „Wieso dürfen wir das nicht lesen?" Meine Augen sind im nu weit geöffnet und fixierten ausschließlich den Blondschopf. „Das ist bestimmt voll interessant." Sprachlos starre ich ihn an und hauche nur ein „Was-...?"

Flirtationship | Larry Stylinson (AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt