Yamaguchi PoV
Tsukki [14:34]: Bin gut angekommen. Ich melde mich später.
Wieder und wieder las ich Tsukkis Nachricht, die er mir vor über einer Woche geschickt hatte, nachdem er Hals über Kopf mein Zimmer verlassen hat. Eine Woche... seitdem kam nichts mehr. Und ich wurde langsam rastlos. Einerseits wollte ich mich am liebsten direkt in den Zug setzen und zu ihm fahren. Andererseits hatte er explizit gesagt, dass er sich meldet. Sowohl in seiner Nachricht, als auch als er mich verlassen hatte. Und ich wollte ihn nicht nerven. Ich wollte nicht das noch etwas wackelige Kartenhaus einstürzen lassen, auf der unsere... Freundschaft... Beziehung? gerade aufgebaut war.
Also wartete ich. Schrieb ihm nicht. Ging normal in meine Vorlesungen. Versuchte gegenüber Daiki und meinen Freunden normal zu wirken. Bis ich eines nachmittags nach fast zwei Wochen Funkstille in der Bibliothek saß und für meine Hausarbeit recherchierte, als mein Handy vibrierte und eine neue Nachricht anzeigte.
Tsukki [18:56]: Hey... entschuldige dass ich mich erst jetzt melde. Kannst du telefonieren?
Mir fiel fast mein Handy aus der Hand, als ich die Nachricht öffnete und las. Schnell antwortete ich und packte meine Sachen zusammen. Telefonieren eignete sich in der Bibliothek eher schlecht. Ich verließ das Gebäude und wählte Tsukkis Nummer als ich in die Abendsonne trat. Nach dem zweiten Tuten nahm er ab.
„Hey", sagte er und ich hörte, wie fertig er klang. Geschafft, gestresst, ausgelaugt. „Hey Tsukki! Wie geht es dir? Ist mit Yuki alles okay? Was ist passiert?", sprudelten die Worte aus mir heraus, ehe ich sie zurück halten konnte. Dafür hatte er mich zu lang im Unklaren gelassen. Ich hörte ihn leise seufzen. „Es hat sich alles geklärt, Yuki geht es gut... es war... nichts Wildes, keine Sorge", sagte er und ich hörte, wie er gerade in einer größeren Menschenmasse unterwegs war. Irgendwie nahm ich ihm die ganze Sache nicht ab. Andererseits traute ich mich nicht nachzufragen und womöglich noch eine Diskussion vom Zaun zu brechen. „G-gut... ich bin froh, dass es ihr gut geht. Bitte richte ihr meine Grüße aus. Und dir? Du klingst ausgelaugt", fragte ich mit besorgtem Unterton und nahm den Weg durch den Campuspark.
„Hm ja... die letzten Tage waren sehr anstrengend. Ich bin froh, wenn Wochenende ist. Außerdem ist die Saison bald vorbei, da lässt zum Glück auch das Training nach... irgendwie...", doch er stockte bevor er den Satz weiter führen konnte. „Irgendwie? Was, Tsukki?", fragte ich behutsam und ich hörte ihn wieder aufseufzen. „Ach ich weiß auch nicht. Irgendwie ist es nicht mehr das gleiche, wie früher. Das Training ist nervig, mit meinen Teamkameraden ist es irgendwie anstrengend und außerdem passt der Trainingsplan nicht wirklich zu meinem Uniplan. Es ist grad einfach nicht wirklich schön...", meckerte er und ich musste losprusten. Tsukki beschwerte sich ja gern und vor allem früher hat er nicht mehr als nötig gemacht.
Doch nun klang es eher, als würde er es bedauern, nicht so viel Spaß am Volleyball zu haben. Deshalb wandelte sich mein Kichern auch schnell wieder. Eine Stille breitete sich zwischen uns aus und ich wartete ab. Am liebsten würde ich ihn fragen, wann wir uns wiedersehen würden, doch ich wollte ihn nicht nerven. Vielleicht wollte er mich auch so bald nicht mehr sehen, wer weiß. Irgendwann wurde mir die Stille jedoch zu blöd.
"Tja, dann... ich muss dann...", setzte ich an, doch ich wurde von ihm unterbrochen: "Möchtest du am Wochenende vielleicht herkommen? Yuki hat Geburtstag und feiert am Samstagabend in einer Bar. Ein paar Teamkollegen und Kommilitonen sind dabei und... ich würde mich freuen, wenn du auch kommst." Den letzten Teil murmelte er so vor sich hin und ich wurde vor Freude ganz rot. Tsukki lud mich tatsächlich zu sich ein.
„A-aber gern, Tsukki! Vielen Dank für die Einladung!", antworte ich ihm freudestrahlend und er grummelte nur ein: „Bedank dich bei Yuki." Ich wusste, dass er das nicht böse meinte, er konnte seine Gefühle eben nicht so gut zeigen.
Am nächsten Tag spurtete ich fast von meinem letzten Seminar ins Wohnheim um meine gepackte Tasche zu holen und mich zum Bahnhof auf zu machen. Ich hatte meine Zugverbindung ziemlich knapp gebucht, weswegen ich, nachdem unser Prof ein wenig überzogen hatte, mich nun wirklich beeilen musste und den Zug fast nicht erwischt hätte. Aber ich wollte nicht warten! Ich wollte endlich... Tsukki wiedersehen!
Als ich keuchend auf einem Sitz Platz nahm wurde ich bei diesem Gedanken ganz rot. Ich wusste ganz und gar nicht, was das zwischen uns war. Was würde er wohl sagen, wenn ich ihn mal nach einer Verabredung fragen würde? Bei diesem Gedanken begann mein Magen einen Salto nach dem anderen zu drehen und ich musste ein Grinsen unterdrücken. Erst einmal musste ich diese Geburtstagsfeier überstehen. Ein Haufen fremder Menschen und dann auch noch mit Tsukki, der mir schon mit seiner bloßen Anwesenheit einen Schauer über den Rücken jagen lässt.
Gaaaaaaanz ruhig, Tadashi! Ich musste mich innerlich selbst zu Raison bringen um nicht in ein lautes Quietschen auszubrechen. Gott, verhielt ich mich kindisch...
Andererseits... war das nicht normal? Ich war verrückt nach Tsukki seit... seitdem er mich damals vor den anderen verteidigte. Schon damals war er mein Held. Wie selbstverständlich er zu meinem Freund wurde... und wie ich schließlich merkte, dass ich jedes Mal Herzklopfen bekam, wenn er in meiner Nähe war. Ich musste bei dem Gedanken schlucken, wie ich an unserem letzten Abend in der Oberschule all meinen Mut zusammen genommen hatte, weil ich das offensichtliche Knistern zwischen uns nicht mehr ignorieren konnte.
Als er meinen Kuss damals erwiderte explodierte mein Herz vor lauter Freude und katapultierte mich in andere Sphären während ich schwören konnte, zu diesem Zeitpunkt der glücklichste Mensch der Welt zu sein... nur um Sekunden später auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt... nein, eher zurückgeworfen wurde. Und doch hielt ich irgendwie an diesem Gedanken fest, dass es das noch nicht gewesen sein konnte. Wie recht ich doch hatte...
Die Vibration meines Handys brachte mich in die Realität zurück. Eine weitere Nachricht von Tsukki. Ich hatte ihm geschrieben, dass ich im Zug saß.
Tsukki [15:46]: Gut.
Ich musste schmunzeln. Auch wenn ich wusste, dass ich mit nicht wirklich mehr rechnen brauchte tippte ich schnell über meinen Bildschirm.
[15:47]: Ich bin in circa anderthalb Stunden am Bahnhof.
Ich sperrte wieder mein Handy und schaute aus dem Fenster, doch keine halbe Minute später vibrierte es erneut.
Tsukki [15:47]: Ich weiß. Ich habe letztens den selben Zug genommen.
Ich grinste nun wirklich breit. Sollte ich...?
[15:48]: Du könntest dich ruhig ein wenig mehr freuen, dass ich schon so früh komme.
Ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen schoss. War das ein bisschen zu frech? Andererseits kribbelte es mir in den Fingern, Tsukkis Fassade ein wenig schmelzen zu lassen. Offenbar hatte ich es geschafft, denn Tsukki antwortete nicht sofort. Beziehungsweise sah ich, wie er die ganze Zeit tippte, jedoch keine Nachricht abschickte, bis dann nur ein einziger Satz kam.
Tsukki [15:54]: Ich weiß nicht, ob du dich in der Position befindest, so etwas von mir zu fordern.
Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich biss mir auf die Unterlippe. Täuschte ich mich, oder las ich eine gewisse sexuelle Spannung zwischen den Zeilen? Nachdem ich wusste, was Tsukki gern hinter verschlossenen Türen mit einem anstellen konnte...
Mein Gesicht fühlte sich heiß an und ich tippte mit hohen Puls flink die nächsten Zeilen.
[15:55]: Dann halt mich doch davon ab...
Es dauerte wieder ein paar Minuten bis Tsukki antwortete und ich dachte schon, ich hätte es übertrieben und Tsukki würde gar nicht mehr schreiben, doch die Worte, die ich dann sah ließen mein schnell schlagendes Herz stolpern.
Tsukki [16:02]: Oh Tadashi, wenn du wüsstest was du dir damit eingebrockt hast...
Meine Ohren glühten und ich packte mein Handy wieder in die Tasche. Das konnte ein spannendes Wochenende werden...
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Found Again || Tsukishima x Yamaguchi
FanfictionInhalt: Yamaguchi und Tsukishima sehen sich nach einem Jahr Funkstille wieder und finden sich in einem Gefühlschaos sondergleichen wieder. Vor allem Tsukishima will seinen besten Freund vor seiner dunklen Vergangenheit bewahren. Doch je mehr er dies...