Fieber

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Tsukishima PoV

Ich war froh, als ich an Yamaguchi vorbei ins Bad verschwinden konnte und verschloss die Tür hinter mir. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Tür und atmete tief durch. Mein Herz pochte ungewohnt schnell in meiner Brust und ein dröhnender Kopfschmerz stach mir zwischen den Augen. 

Die Konfrontation mit Kentaru und die darauf folgende Diskussion mit Yamaguchi hatten meine Kräfte ausgelaugt. Wieso mischte sich Yamaguchi auch in mein Leben ein? Begreift er nicht, dass es besser für ihn war, wenn er sich aus dieser Sache raushält? Scheiße, mein Kopf dröhnte und ich musste mich am Waschbecken festhalten um mich auf den Beinen zu halten. Meine Gedanken kreisten in einem schnellen Karussell und ich konnte sie einfach nicht stoppen.  Schlaf... ich brauchte einfach... Schlaf. 

Ich spritzte mir ein wenig Wasser ins Gesicht, putzte schnell meine Zähne, entkleidete mich bis auf meine Unterwäsche und zog mir ein altes Shirt zum schlafen über. Als ich leise die Badtür öffnete, waren alle Lichter ausgeschaltet. Yamaguchi lag in seinem Futon und am gleichmäßigen Heben und Senken seines Oberkörpers sah ich, dass er schlief, auch wenn er mit dem Rücken zu mir gedreht lag. Kurz verharrte ich in meinem Zimmer und schaute auf meinen friedlich schlafenden Freund hinab. Wieso bereite ich ihm nur immer wieder solche Sorgen?

Ich wandte mich ab, stieg auf mein Bett und kroch unter die Decke. Schlaf... ich brauchte einfach... Schlaf...

Yamaguchi PoV

Ich wurde von einem undefinierbaren Geräusch geweckt. Zuerst konnte ich mich nicht gut orientieren, bis ich feststellte, dass ich in Tsukkis Wohnung auf dem Boden lag. Ich blinzelte kurz in die Dunkelheit und griff neben meinem Kissen nach meinem Handy. 2:47 Uhr. Ich hatte nicht wirklich viel geschlafen. 

Meine Kehle fühlte sich trocken an, also stand ich kurzerhand auf um mir leise aus dem Bad ein Glas Wasser zu füllen. Mit gierigen Schlucken kippte ich das kühle Nass meine Kehle hinab und schaute mich kurz im Spiegel an. Dann unterdrückte ich ein Gähnen und schlenderte wieder ins Zimmer zurück, als mein Blick auf Tsukkis Bett fiel. Erst schaute ich etwas sehnsüchtig zu meinem Freund, denn noch letzte Nacht hatte ich dort drin geschlafen, in seinen Armen. Doch dann fiel mir auf, dass Tsukki sich unruhig bewegte. 

"Tsukki?", flüsterte ich leise, doch er antwortete mir nicht. Ich trat vorsichtig etwas näher an sein Bett und plötzlich hörte ich ihn leise aufstöhnen und schwer atmen. Ich kniete mich vorsichtig an die Bettkante und in diesem Moment drehte er sich herum. Im Mondlicht erkannte ich das schweißnasse Gesicht von Tsukki, sein Mund stand schwer atmend offen und seine Augen waren schmerzverzerrt zusammen gekniffen. 

Besorgt legte ich eine Hand auf seine Stirn, die nass vor Schweiß war. Er war kochend heiß. Seit wann geht es ihm denn so schlecht? Ich knipste die kleine Lampe neben seinem Bett an und jetzt sah ich, wie gerötet seine Wangen waren. Wieder legte ich eine Hand auf sein Gesicht und spürte, welche Hitze sie ausstrahlten. Von der neuerlichen Berührung wurde Tsukki langsam wach. Er öffnete schwach seine Augen und blinzelte in das abgedimmte Licht seiner Lampe. "Yama... Yamaguchi?", krächzte er und seine Stimme war ganz rau und belegt. 

"Tsukki, wieso hast du denn nicht gesagt, dass es dir schlecht geht? Warte kurz, ich hol dir ein Tuch und was zu trinken, dann kannst du sofort weiter schlafen!", sagte ich ruhig zu ihm und stand auf. Im Bad fand ich einen kleinen Waschlappen, den ich etwas nass machte und holte eine Falsche mit Wasser die ich neben sein Bett stellte. "Hast du irgendwelche Medikamente da?", fragte ich und überlegte, wo Tsukki so etwas aufbewahren könnte.

"Nein, nichts. Muss ich morgen was kaufen gehen", murmelte er und stemmte sich gerade auf. Ich packte ihn sanft, aber bestimmt an den Schultern, als er aufstehen wollte. "Nichts da! Du bleibst im Bett und ruhst dich aus! Hier, trink ein paar Schlucke und dann legst du dich wieder hin", sagte ich nachdrücklich und er fügte sich, ohne dass er groß Widerstand aufbringen konnte seinem Schicksal.

Nachdem er ein wenig von dem Wasser getrunken hat ließ er sich wieder in die Kissen fallen und murmelte schläfrig: "Verdammt, das kann ich jetzt gar nicht gebrauchen..." Er schloss die Augen und ich legte ihm vorsichtig den Waschlappen auf die Stirn. "Ich kauf dir morgen fiebersenkende Medikamente und koche dir mittags eine Suppe, die meine Oma immer gemacht hat, wenn ich krank war. Dann wird es dir gleich viel besser gehen", plapperte ich vor mich hin und strich mit dem Waschlappen sanft über sein Gesicht. Irgendwann griff Tsukki nach meinem Handgelenk und stoppte meine Bewegungen.  

"Yamaguchi... du bist der beste Freund... den man haben kann... weißt du... das eigentlich?", murmelte er schwach und immer noch mit geschlossenen Augen. Ich wurde etwas rot und antwortete peinlich berührt: "Nicht doch... ist doch selbstverständlich, Tsukki." Er schüttelte leicht seinen Kopf. "Ist es nicht... und das weißt du auch... ich... ich bin manchmal... kein guter Freund... aber ich will, dass du weißt... dass ich... dich echt... mag", murmelte er und seine letzten Worte waren schon fast ein Flüstern, was in einen gleichmäßigen Atem überging und er friedlich einschlief. 

Sein Griff um mein Handgelenk wurde locker und seine Hand streifte meinen Arm hinab. Mein Gesicht fühlte sich ganz heiß an und ich schluckte mehrmals um die Freudentränen zu unterdrücken, die sich langsam aber sicher in meinen Augenwinkeln sammelten. "Ich mag dich auch echt doll, Tsukki", flüsterte ich und gab ihm einen kleinen Kuss auf die heiße Stirn. Dann fuhr ich fort sein Gesicht mit dem kalten Waschlappen abzutupfen. Mein Herz klopfte wild und mein Grinsen ließ sich nicht mehr aus meinem Gesicht wischen. 

Found Again || Tsukishima x YamaguchiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt