Schuld

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Tsukishima PoV
"Warum, Tsukki? Was hab ich dir getan, dass du mich nicht mehr in deinem Leben haben willst?", flüstere Yamaguchi fast, doch ich hörte jedes einzelne Wort, welche sich wie Messer in mein Herz bohrten. Der Schmerz, der in seiner Stimme lag war fast nicht zu ertragen und mir krampfte das Herz zusammen. Ich wollte, dass es Yamaguchi ohne mich besser ging. Ich wollte, dass er glücklich ist. Ich wollte, dass er nicht verletzt wird... durch mich und meine Kaltherzigkeit. Und doch spürte ich, wie er litt. Als ob ich ihm mit meinem Weggang und meiner Ignoranz nur noch mehr Schmerzen bereitet hatte.

Ich kniff die Augen zu und massierte mir meine Schläfen. „Hör zu... das war alles nur... zu deinem Besten. Ich wollte nicht, dass-" - „HEY KEI!!!" Oh nein, konnte es einen unpassenderen Zeitpunkt geben? Ich drehte mich um und auch Yamaguchi schaute in die Richtung, aus der der Ruf erklang. Hinter mir kam unsere Managerin Yuki aus der Halle und winkte mir hektisch.

„Gut, dass ich dich noch erwische! Die Jungs wollen den Sieg feiern und noch ausgehen. Ich dachte, da machen wir beide uns einen schönen Abend zu zweit, was sagst du?", fragte Yuki zuckersüß und klammerte sich an meinen Arm. Ich verdrehte die Augen. Wieso musste sie nur immer so übertreiben?

„Übertreib nicht immer so, Yuki! Siehst du nicht, dass ich gerade beschäftigt bin?", sagte ich genervt und versuchte sie abzuschütteln. Erst jetzt schien sie zu merken, dass ich mich gerade unterhielt und schaute Yamaguchi mit schief gelegten Kopf an. „Oh. Entschuldige, wer bist du denn?", fragte sie quirlig und immer noch meinen Arm festhaltend. Yamaguchi starrte erst sie, dann mich an. Und dann schien im so etwas wie ein Licht aufzugehen. „I-Ich bin Yamaguchi Tadashi", nuschelte er und fügte dann schnell hinzu: „E-entschuldigt mich, ich glaube ich sollte jetzt gehen...", sagte er leise und verbeugte sich leicht. Seinen Blick hielt er gesenkt, sodass ich seine Augen nicht mehr sah, doch ich bildete mir ein Tränen glitzern gesehen zu haben.

Er drehte sich um und beschleunigte seine Schritte. „Hey Yamaguchi, warte doch mal!", rief ich ihm hinterher. Ich wusste selbst nicht, was ich ihm sagen sollte, doch ich wollte nicht, dass wir so auseinander gehen. Ich wollte ihn nicht schon wieder verlieren. Yamaguchi verschwand um die nächste Ecke und als ich mich endlich von Yuki lösen konnte war er längst in der aufkommenden Dämmerung verschwunden. Verdammt!

"Wer war das denn?", fragte mich Yuki, als sie zu mir aufgeschlossen hat und Yamaguchi nachdenklich hinterher schaute. "Das ist... ein Freund... von früher... scheiße, entschuldige mich Yuki", sagte ich und rannte los in die Richtung, in die Yamaguchi verschwunden ist. Währenddessen kramte ich aus der Tasche mein Handy und wählte seine Nummer. Es tutete mehrmals, bevor die Mailbox ansprang und ich genervt die Wahlwiederholung drückte. Mit dem Handy am Ohr lief ich über den für mich vollkommen fremden Campus auf dem noch einige wenige Stundeten unterwegs waren und hielt nach meinem Freund Ausschau. Wenn ich Yamaguchi wäre, wo würde ich hingehen? Nach Hause? Ja toll, ich wusste ja nicht einmal wo er wohnte. Im Wohnheim? Einer eigenen Wohnung? In einer WG? 

Als wieder die Mailbox ranging legte ich fluchend auf und rannte weiter die Straße entlang. Doch ich konnte Yamaguchi nirgends finden. Und so blieb mir blieb nichts anderes übrig, als mich auf den Weg ins Hotel zu machen. 

Mir rauchte der Kopf. Ich hatte Yamaguchi wieder gesehen! Er ist tatsächlich zum Spiel erschienen! Und so wie es den Anschein machte, hatte er sogar auf mich gewartet. Doch dann geschah etwas, was zwar absolut logisch war, jedoch in meinem Kopf nie wirklich eine Rolle gespielt hatte: er konfrontierte mich. Mit meinem Weggang. Meinem Kontaktabbruch. Mit allem. Und er gab sich die Schuld. 

Warum, Tsukki? Was hab ich dir getan, dass du mich nicht mehr in deinem Leben haben willst? Seine Worte klingelten immer noch in meinen Ohren wider, seinen enttäuschten und traurigen Blick sehe ich immer noch vor meinem inneren Augen. Verdammt Yamaguchi, du hast gar nichts getan! Es ist alles allein meine Schuld!

Ich dachte ich könnte mit Abstand meine Probleme lösen! Ich dachte ich könnte mit Abstand meine Gefühle unter Kontrolle bekommen! Ich dachte, ich könnte mit Abstand... meine dunkle Seite kontrollieren, die du niemals zu Gesicht bekommen sollst! Und dennoch... 

Ihn wiederzusehen brachte mein kaltes Herz zum glühen. Anders konnte ich es nicht beschreiben. Und ich wollte definitiv mehr davon! Ich brauchte ihn. Nur er hatte mich je wirklich verstanden. 

Ohne es gemerkt zu haben bin ich in die Straße unseres kleinen Hotels eingebogen und steuerte nun direkt drauf zu. Zwei Stufen auf einmal nehmend lief ich die Treppen nach oben und lief direkt auf ein Zimmer zu, welches jedoch nicht mir gehörte und klopfte. Ich hörte, wie sich hinter der Tür bewegt wurde und kurze Zeit später ebendiese geöffnet wurde. Yuki stand vor mir. 

"Danke, dass du mich hast stehen lassen", schmollte sie, drehte sich um, ließ mich jedoch eintreten. "Yuki, ich brauch deine Hilfe", sagte ich sofort ohne Umschweife. Sie drehte sich wieder zu mir um und hob die Augenbrauen. "DU brauchst MEINE Hilfe? Das ist ja mal was ganz neues! Wenn ich raten müsste hat es etwas mit diesem Jungen zu tun, richtig?", grinste sie und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. 

Ich verdrehte die Augen. Wie recht sie doch hatte. Doch Yuki war die Einzige, die wusste, wie es in mir aussah. Sie war die Einzige, die mir hierbei helfen konnte...

Found Again || Tsukishima x YamaguchiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt