Kapitel 21 | Du Lügst.

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So fuhren wir wieder den ganzen Weg durch die beißende Kälte zurück.
Stumm hörte ich Taddl nur mit einem halben Ohr bei dessen Rede über ein paar Schüler deren Klasse zu und verlor mich mit den Gedanken irgendwo in weiter undeutbarer Ferne.
Ich ließ erst von meiner Tagträumerei ab, als mein Haus sich vor meinem Blickfeld bemerkbar machte und meinen Körper dazu veranlasste noch müder zu werden.
Das mit dem Film würde wohl nichts werden, ich drohte jeden Moment vor Müdigkeit umzukippen.
Ich hatte das Gefühl, mir in den letzten Tagen einfach zuviel Schlafmangel eingeholt zu haben... Schließlich wollte mein Kopf abends den Mund nicht halten.
Noch immer redete Taddl munter mit mie, als er mein Haus dankbar betrat und ich mich schnell aus meinen Schuhen befreite.
"...ja und Viktor is auch 'n ziemlich nicer Dude, nur er darf von seinen Eltern aus leider nie auf meine Partys... und Ju ist einfach...", ich blendete Taddl's Gerede abrupt aus, als ich mein Bett sehnsuchtsvoll erblickte und mich darin mit einem erleichterten Stöhnen fallen ließ. "Wow. Das Bett macht dich ja anscheinend geiler, als ich dich.", unterbrach Taddl seinen Redefluss und lachte.
Ich wusste das dies eine Anspielung auf letzten Samstag sein musste und verkroch mich murrend unter meiner schwarzen warmen Decke.
"Also kein Film?"
Ich deutete ungenau mit einer Hand müde in die Richtung eines meiner Regale indem haufenweise DVD's eingeordnet waren.
Taddl lachte nur, da er genau wusste, das das Filmerlebnis ziemlich einseitig ablaufen würde, da ich bereits meine blau-grünen Augen friedlich geschlossen hatte. Schließlich war das einzige was ich noch am Rande meines Bewusstseins registrieren konnte, das wärmende Gefühl eines anderen Körper neben mir und die markante Filmmusik mit Wiedererkennungswert von Fight Club, einer von meinen allerliebsten Lieblings-filmen.
~
"Ardy Schatz? Was zum - .", sofort schlug ich meine blau-grünen Augen auf, als in meinem Kopf die ruhige, jedoch etwas verwirrte Stimme meiner Mutter vernahm.
Da konnten meine vor Müdigkeit zusammengekniffenen Augen mein Muttertier auch schon im Türrahmen stehend erkennen, mit einem unübersehbaren Grinsen auf den Lippen und einer fragend hochgezogenen Augenbraue.
Plötzlich erfasste auch ich die Situation in der ich mich gerade befand.
Ich lag eng an Taddl's wärmenden, gut duftenden Körper geschmiegt, mit meinen Kopf auf seiner Brust gebettet.
Einen Arm besitzergreifend um den größeren geschlungen, der mich ebenfalls fest in seinen Armen hielt und langsam dabei war aufzuwachen und seine stahlblau funkelnden Äuglein leicht zu öffnen.
Ich versuchte mich ziemlich ungeschickt von Taddl aufzurichten, der meine Bewegungen noch immer mit verschlafenem Blick verfolgte. Meine Mutter hingegen stieß einen langen ungeduldigen Seufzer aus, ehe sie wieder ihre von einem aufgeregten Unterton begleitete Stimme hob:
"Ardy, ich denke wir müssen da mal was besprechen..."
Nein... bitte nicht.
Nicht vor Taddl.
Verpeilt stolperte ich aus meinem Bett, das noch immer größtenteils von Taddl eingenommen wurde, der keinerlei Anstalten machte auch nur im entferntesten sich ebenfalls zu erheben und nur ein leichtes spitzbübisches Lächeln auf den Lippen trug.
Arsch.
Ich drückte .eine Mutter sanft, aber bestimmend aus meinem Zimmer und begleitete sie dann die Holztreppe, die den Flur zierte, hinab in die Küche.
"Mum ich -"
"Ach Ardian, wieso hast du's mir nicht erzählt?
Immerhin habe ich ja wohl das Recht dazu es zu wissen!", tadelte sie vor sich hin und setzte sich mit einem undeutbaren Funkeln in den Augen an den Esstisch.
"Wie lange schon? War es Liebe auf den ersten Blick? Geht er auf deine neue Schule?"
"Ma' ich -!"
"Hattet ihr schon... na du weißt schon..."
Ich kam mir etwas vor, wie ein junges unschuldiges Mädchen, das ihren ersten Freund nach hause gebracht hatte.
Hatte ich das nicht irgendwie indirekt?
"MA'!", blaffte ich meine Mutter wütend an und knurrte verärgert, diese schüttelte nur leicht lächelnd den Kopf.
"Tut mir leid, die Frage war wohl zu privat..."
"Nein, ich und Ta-"
"Hör auf es zu leugnen, Ardian.", meinte meine Mutter nur und lachte mich aus freundlichen blau-grünen Augen an.
"Ich leugne doch gar nichts!
Das ist die Wahrheit!"
"Also bist du deiner Meinung nach nicht schwul?", die Stimme meiner Mutter klang nun etwas einsichtiger.
Doch ich musste zögern.
Ich Überlegte.
War ich schwul?
Plötzlich erstarrte ich abrupt und geschockt, meine Mutter fixierend, weiteten sich die Pupillen meiner blau-grünen Augen um das doppelte, als ich zwei wärmende Arme registrierte, die sich langsam und liebevoll um meinen Bauch schlangen.
Taddl schmiegte sich, mit einem müden verschlafenen Brummen, von Hinten an mich und legte seinen Kopf sachte auf meiner rechten Schulter ab, ehe er mir zärtlich einen sanften Kuss auf die Wange drückte.

(N)ever. | TARDYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt