Kapitel 12 | Wahrheit.

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Während ich es ohne hin schon schwer hatte mich neben Taddl zu konzentrieren, da dieser mich irgendwie immer ärgerte, egal ob der blauäugige dem an meinen Haaren zupfte oder versuchte meinen Arm anzumalen, war ich auch noch zusätzlich unglaublich müde.
Taddl benahm sich echt wie ein trotziges Kind, das ständig Aufmerksamkeit benötigte.
Noch dazu musste ich dauernd Taddl's selbstgefälliges Grinsen ertragen und die Erinnerungen an Freitag und Samstag lagen mir noch immer schwer im Magen. Doch eines musste ich mir eingestehen, obwohl es vielleicht überhaupt nicht so den Anschein hatte, hasste ich Taddl nicht.
Ich mochte ihn nur nicht.
Vorallem nach den gelieferten Aktionen wunderte ich mich selbst darüber, wieso ich noch etwas mit Taddl zutun hatte.
~
Schweigend trotteten wir nebeneinander, die von Bäumchen gesäumte Straße entlang.
Taddl's selbstsicheres Gemüt schien immer und immer mehr zu verebben als wir uns meinem Haus näherten.
Meine Mutter war nicht da und im stillen dankte ich Gott dafür, denn ich wollte auf jeden Fall einer Diskussion über meine Sexuelle Orientierung aus dem Wege gehen.
Ehe wir uns versahen, standen wir in meinem Zimmer.
Taddl musterte seine Umgebung nur flüchtig ehe er sich gespannt mir zu wandte.
"Es tut mir so leid Ardy, ich hatte selbst sehr viel getrunken, ich wollte dich nicht ausnutzen."
Anstelle eines arroganten Sarkasmus, war der Ton seiner tiefen Stimme flehend und traurig. Wo blieb nur dieser arrogante Mistkerl den ich kannte?
"Wieso bist du auf einmal so?
Sonst lässt du ja auch immer das riesen Arschloch raushängen."
Taddl antwortete nicht und stieß nur einen langen Seufzer aus, ehe er sich durch die Haare fuhr und sich am Hinterkopf kratze.
Ich wirkte sichtlich genervt und verdrehte müde die Augen.
"Ich bin jedenfalls nicht schwul.", ich setzte mich auf mein schwarzes Bett und behielt Taddl genau unter Beobachtung, der sich meinem Fenster näherte und die Leiter betrachtete, die sich die Hausmauer hinauf wand.
"Kann man da rauf?", als würde er meine Wörter komplett ignorieren, öffnete er bedacht das Fenster.
Ein neugieriger Ausdruck zierte seine Miene und er stellte sich vorsichtig aufs Fenstersims.
Ich machte nur eine verwirrte Handbewegung ehe ich dem anderen Jungen aufs Dach folgte.
"Ziemlich hoch.", stellte Taddl überrascht fest, setzte sich seufzend auf das Dach und lehnte sich leicht an den, aus Ziegelsteinen gebauten, Kamin an. Sein Blick driftete in die Ferne ab und der Blick seiner stahlblauen Augen wurde nachdenklich. Zögerlich setzte ich mich neben den, in Gedankenversunkenen, und musterte ihn vorsichtig von der Seite.
"Was ist bloß los mit dir, Junge...", murmelte ich und kaute sachte an meiner Unterlippe.
"Ich hätte bloß nie gedacht, das jemand es jemals schaffen würde alle Wände in mir niederzureisen und mich in tiefe Konflikte mit mir selbst zu bringen.", Taddls tiefe Bassstimme klang weit entfernt. Ich hätte ja einen sarkastischen, nicht ernst gemeinten Unterton bevorzugt, doch ich konnte förmlich spüren, wie viel Ehrlichkeit in Taddl's Worten lastete.
Unbeholfen schnaubte ich und wandte seinen Blick zu meinen Füßen, die ich an meinen Körper gezogen hatte.
Ich stützte mein Kinn auf den Knien ab und starrte dann ebenfalls abwegig in die Ferne.
Es dämmerte und die Dächer über Köln verfärbten sich in ein leichtes orange rötliches Schimmern.
Taddl und ich saßen einfach nur, sich nicht bewegend da doch plötzlich hob Taddl seinen Kopf und stupste mich sachte an der Schulter.
"Ardian?"
Ich gab nur ein müdes Geräusch, das sich nach einem Brummen anhörte, von mir, ehe ich ebenfalls den Kopf hob um den neben mir sitzenden zu mustern.
Taddl's Gesicht war in ein goldenes Licht getaucht, seine Pupillen waren verengt und seine sonst so kräftig blauen Augen wirkten fast weiß, dadurch das sich das Licht der hinter dem Horizont verschwindenden Sonne darin brach.
"Ich fürchte du hast mich bezwungen."

(N)ever. | TARDYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt