Kapitel 32 | It's only after we've lost everything.

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"Hallo Taddl!", freudig schüttelte meine Mutter grinsend die Hand des Größeren, der dies selbstsicher erwiderte.
Keinen weiteren Herzschlag vor meiner Mutter verweilen wollend, um peinliche Momente aus dem Wege zu gehen, bedeutete ich dem Taddl mir hinauf in mein Zimmer zu folgen.
Und obwohl ich den wissbegierigen Blick meiner Mutter bei dem Weg die Treppe hinauf in meinem Nacken spürte, hielt diese zu aller Abwechslung mal ihren Mund.
Erleichterung trat jedoch erst dann ein, als wir endlich aus dem Sichtfeld der ihren waren.
In meinem Zimmer angekommen lief Taddl schon fast ferngesteuert zu meinem Fenster.
"Lass uns wieder hinauf auf's Dach gehen!"
Ich lachte nur kopfschüttelnd. "Wieso? Es ist zu kalt!"
"Ich will dir dort oben was zeigen."
"Was kannst du mir schon zeigen, was ich nicht schon längst da oben gesehen hätte?
schließlich wohne ich hier.", murrte der ich und schritt letztendlich auch zu dem Fenster.
"Wenn du wüsstest.", meinte der andere nur, während er das Fenster gekonnt öffnete und sich hinaus auf das Fenstersims stellte, um den Weg die Leiter hinauf zum Dach zu nehmen.
"Hm", gab ich jedoch nur unüberzeugt von mir.
Was wollte mir denn der andere jetzt schon wieder damit sagen?
Die Sonne hing halb auf den Wolken schwebend an dem orange-roten Himmel.
Größtenteils von einem violetten Schimmer durchzogen, fiel das Licht sich in breiten Strahlen ausweitend auf die Erde und verzierte Wiesen und Dächer.
Taddl stand da, atmete tief ein und aus, genoss die kühle Umluft.
Ich beobachtete ihn stumm, abwartend.
"Dieser Ort ist etwas besonderes, Ardian.", vernahm ich die tiefe Bassstimme Taddl's, begleitet von dem leisen Pfeifen des Windes der an Blättern und Grashalmen gierig zog.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen beobachtete ich nur still den immer dunkler werdenden Himmel, wurde jedoch wieder in die Realität gezogen von einer warmen Hand die meine sanft umschloss. Taddl verschränkte seine Finger mit meinen, ehe er sich in meinrn blau-grünen Augen verlor.
In solch einer Situation hätte man sich jetzt vielleicht geküsst, doch ich verweigerte noch immer zuviel Nähe und ehe es zu so etwas kommen konnte, löste ich meine Finger von denen Taddl's.
Aber war ein Kuss denn wirklich zu viel?
"Ardian, darf ich dir nun etwas zeigen?"
Ich nickte nur neugierig.
"Wenn 's sein muss."
Taddl grinste nur leicht und kramte etwas suchend in seiner rechten Hosentasche herum.
Noch ehe ich mich versah, hielt der Große ein kleines goldenes schlichtes Armband zwischen den Fingern und ließ es vor meinen grün blauen Augen hin und her baumeln.
Es wirkte eigentlich ziemlich einfach, doch hatte es im inneren einen dezenten leicht übersehbaren Schriftzug.
'It's only after we've lost everything that we're free to do anything.'
Noch ehe mein Gehirn diese Worte richtig erfasst hatte, band es mir der Blauäugige auch schon fürsorglich um das rechte Handgelenk.
Schließlich hob Taddl erwartungsvoll seinen Blick, als er sein Tun beendet hatte.
"Das ist... wow.", gab ich überrascht zu und musterte das locker an meinem Arm sitzende goldene Kettchen.
"Aber wieso gibst du mir das?
Und wieso hier oben?"
"Weil dieser Ort etwas besonderes und wunderschön ist.
Genau wie du."
Mit diesen Worten lehnte sich der Größere leicht nach vorne, um seine weichen Lippen mit meinen zu vereinen.

Und zum ersten Mal erwiderte ich den Kuss.

(N)ever. | TARDYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt