EPILOG

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Mit einem ungläubigen Blick starre ich in das gräuliche Wasser, welches weit unter mir im Rhein fließt.
Ab und zu fällt eine Träne von meiner Wange, um nach einem langen Fall im brausenden Fluss zu landen.
In der Hand halte ich ein Foto, welches durch den Druck meiner Faust zerknittert war.
Verzweifelt versuchte ich ein Schluchzen zu unterdrücken... erfolglos.
Die Menschen, die an mir vorbei die Brücke überquerten, sahen zwar besorgt zu mir, machten jedoch nichts.
Es vergeht eine Weile, es werden immer weniger Menschen, aber ich stehe noch immer hier.
Leichter Nieselregen verfängt sich in meinen Haaren, was ich nicht einmal bemerke.
Seit einer Stunde stehe ich hier, auf der Brücke, im Kopf Gedanken, Erinnerungen und Gefühle.
Ich denke an all die lustigen Zeiten, die wir zusammen verbracht hatten... vor seinem Tod.
Sein Tod.
Bei diesem Gedanken durchfährt mich erneut ein Schluchzen.
„Wieso...?", meine zitternde Stimme wird vom Rauschen des Flusses übertönt.
Schnell schaue ich mich um, damit ich sicher sein kann, niemanden in der Nähe zu haben.
Tatsächlich.
Keiner überquert die Brücke, da der Regen immer stärker wurde. Mittlerweile sind meine Klamotten durchnässt, aber ich ignoriere die Kleidung, die an meinem Körper klebt.
„Ich kann das nicht...", flüstere ich leise.
„Ohne dich... ich kann das nicht.", mein Gesicht ist von Regen benetzt.
Plötzlich richte ich mich auf, mein Blick wechselt von totaler Verzweiflung zu einem Entschlossenen Starren.
Ich werfe einen letzten Blick auf das Foto in meiner Hand, welches einen jungen Mann und mich zeigt.
Taddl und mich.
Wieder fluten Erinnerungen meinen Kopf.
Erinnerungen, an den Moment, in dem wir und das erste Mal trafen. Daran, wie wir uns das erste Mal näher kamen.
Ein schwaches Lächeln ziert meine bereits bläulichen Lippen.
Alles war doch so perfekt.
Und jetzt ist es weg.
Einfach weg.
Das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und das Verliebt sein. Weg.
Noch einmal versichere ich mich, dass niemand anderes auf der Brücke ist.
Dann falte ich das Bild, lasse es in der Tasche meines karierten Hemdes verschwinden, um dann mit zitternden Händen über das Geländer zu klettern.
Mein Blick ist nun starr auf die Wasseroberfläche unter mir gerichtet.
Noch einmal atme ich die kühle Luft ein.
„Taddl... ich komme zu dir.", flüstere ich klanglos in den Regen.
Und dann sprang ich.

(N)ever. | TARDYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt