In Gedanken versunken saß ich in meiner schwarzen Decke im Schneidersitz auf dem Dach meines Hauses, den Blick in weite Ferne gerichtet.
Über mir die gleisend funkelnden Sterne des nächtlichen dunklen Himmels.
Es ließ sich auf ungefähr Mitternacht schätzen, da der sichelartige Mond sein Haupt hoch erhoben über der Stadt Kölns trug. Das Dach war großflächig und statt das es Spitz zu lief, war es in der Mitte ungefähr 2 Meter breit abgeflacht so das man gut darauf platz nehmen konnte.
Ich konnte einfach kein Auge zu machen.
Meine Gedanken wollten mich nicht ruhen lassen und verhinderten das ich mich vom Tage erholen konnte. Neben mir lag mein Handy, die wohl einzige Lichtquelle.
Angelehnt an den mit Ziegelstein besetzten Kamin, von kühler Nachtluft umgeben die mit der Decke von meinem Körper abgeschirmt wurde, saß ich da und kniff bedrückt die Augen zusammen.
Der Kuss hatte mich verwirrt.
Ich wollte Abneigung empfinden, doch das Gefühl fand ich nicht. Eher ein anderes... unbekanntes. Noch immer verspürte ich die ungewohnte Berührung seiner Lippen.
Was war nur los mit mir?
Ich pflegte auch das dringende Bedürfnis mit Taddl zu reden... ihm zu erklären, das ich einen Fehler gemacht hatte.
Nämlich ihn gehen zu lassen...
Halt warte.
Was dachte ich mie da?
Ich war im Zwiespalt mit mir selbst. Irgendwas in mie genoss doch tatsächlich Taddl's Nähe, ein anderer Teil verabscheute ihn und all diese Emotionen die durch meinen Kopf schwammen.
Nachdenklich fixierten meine blau-grünen Augen die hellen Sterne am vom Wolken überzogenen Horizont.
Vielleicht hatten Taddl und meine Mutter recht.
Vielleicht war ich ja doch nicht ganz so Hetero wie ich es mir vielleicht wünschte.
Immerhin ließen mich weibliche Geschöpfe meistens auch ganz kalt, egal wie hübsch diese waren.
Ich hatte damals die Beziehung mit meiner Freundin beendet, weil er einfach kein Interesse ihr gegenüber mehr gehegt hatte.
Und eigentlich nach dieser Beziehung auch keiner anderen Frau mehr.
Und obwohl mid Taddl von Anfang an schlichtweg unsympathisch gewesen war, hatte ich seine Anwesenheit trotzdem irgendwie immer aufgesucht.
Immerhin hätte ich ja mit jemanden aus meiner Klasse einfach den Platz tauschen können... doch irgendwie wollte ich das nicht, so verbissen ich auch immer versucht hatte Taddl aus dem Wege zu gehen.
Taddl hätte mit Sicherheit von mid abgelassen, hätte er nicht irgendwo in mie noch einen kleinen Hoffnungsschimmer gesehen.
Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. Das fahle Mondlicht versetze meine Umgebung in kalte Einsamkeit.
Ich hatte es geleugnet, es verdrängt.
Doch ich hatte es irgendwo die ganze Zeit gewusst.
Vielleicht hatte ich deswegen irgendwie einen Hass auf Taddl entwickelt, weil ich unbewusst bemerkte, das Taddl etwas in mir ausgelöst hatte.
Schon von Anfang an hatten sich unsere Wege immer wieder aufs Neue gekreuzt und uns dadurch mit Problemen konfrontiert.
Die Aktion letzten Freitags... oder Taddl's schamlose Ausnutzung Samstags.
All das.
Ich ließ den Kopf in den Nacken fallen und rieb mir müde meine brennenden Augen.
Oftmals kannte mich meine Mutter doch besser als ich mich selbst kannte.
Sie hatte es förmlich gespürt... oder jedenfalls vermutet.
Immer war ich Taddl genervt begegnet, auch, weil dieser mich provozierte, doch am meisten provozierte mich das Gefühl in mir selbst.
Das Gefühl in meinem Herz.
Dieses aufregende Kribbeln jedesmal wenn Taddl's stahlblaue Augen meine fixierten.
Oder dieses Flattern in der Magengegend wenn er selbstgefällig Grinste.
Immer hatte ich dies auf die Wut geschoben die Taddl in mir auslöste, dabei ging diese gar nicht gegen den ihn, sondern gegen mich selbst.
Ich kratzte mich leicht an meinem Bart.
Gut.
Dann war ich wohl schwul.
Und Taddl diese Missgeburt hatte es anscheinend vor mir gewusst.
Er hatte gewusst das er es mir nur noch irgendwie klar machen musste, das auch ich vom anderen Ufer war.
Also hatte er mich geküsst.
Und zwar nüchtern, so das ich mich an jedes kleinste Detail erinnern konnte.
Doch musste es wirklich Taddl sein?
Dieses Arschloch das überall nur um Aufmerksamkeit bettelte indem er einem arrogant seinen Grinser unter die Nase schob?
Der 'King' der Schule, der nur in die Hände klatschen brauchte um das zu bekommen was ihm lieb war? Und wieso gerade ich?
Nur; weil ich ihm nicht gleich das gab, was Taddl von jedem bekam? Ja, das musste es wohl sein. Oder ähnliches.
Ich griff nach meinem Smartphone das neben mie ruhte und starrte gebannt auf das Display.
Es war unglaubwürdiger weise schon 3 Uhr.
War Taddl noch wach?
Was er jetzt wohl dachte?
Zögerlich ging ich meine nicht all zu lange Kontaktliste durch, bis ich mit dem Finger auf Taddl's Namen verharrte und die Nummer mit zusammengebissenen Zähnen wählte.
Ein gleichmäßiges Piepen ertönte und still lauschte ich dem Geräusch.

DU LIEST GERADE
(N)ever. | TARDY
FanfictionWisst ihr wie es ist, wenn einem die wichtigste Person weggenommen wird? Wisst ihr wie es ist, sein ganzes Leben lang ein schlechtes gewissen in sich zu haben? Wisst ihr wie es ist, eine Person zu lieben, die nicht mehr da ist? Ich, Ardian Bora, wer...