Vorbereitungen

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Die nächsten Tage verbrachten wir damit, die Stadt langsam wieder aufzubauen, die Familien zu unterstützen, die Verluste erlitten haben, und uns auf das Treffen mit den High Lords vorzubereiten. Doch die Stadt und ihre Bewohner waren stärker als ihre Furcht: Innerhalb weniger Tage schossen überall Organisationen aus dem Boden, die eigenständig den Leuten bei verschiedenen Angelegenheiten halfen. Natürlich mit großzügigen Geldern des Nachthofes. Sodass unsere Hilfe kaum noch gebraucht wurde.
Nach einem langen Hin und Her zwischen den Höfen und dem Nachthof haben wir endlich einen Ort gefunden, mit dem alle einverstanden sind. Der Hof des Morgens wird der Gastgeber sein und sich um die Sicherheit innerhalb des Treffens kümmern.
Lächelnd hockte ich mich vor den kleinen Jungen, der auf der Liege saß. Tränen glänzten immer noch in seinen braunen Augen. Er hielt seinen rechten Arm ausgestreckt, der am Ellenbogen aufgeschürft war. Zudem hatte sein Gesicht auch ein wenig von dem Sturz abbekommen. Zwar heilten Fae-Kinder auch relativ schnell, aber sie brauchten dennoch eine angemessene Behandlung, um möglichen Krankheiten vorzubeugen. Das Zelt, das wir für die Verwundeten aufgestellt hatten, die bei der Invasion verletzt wurden, wurde nicht mehr gebraucht. Doch wir hielten es für eine gute Idee, das kleinste Zelt stehen zu lassen, sodass die Bewohner immer einen Ort haben, an den sie kommen konnten, wenn sie verletzt oder krank waren. Jedenfalls, bis wir einen geeigneten Ort für ein richtiges Haus für meine Heilkunst gefunden haben – das hatte mir Rhysand versprochen.
„Werde ich wieder gesund?", fragte der Junge schniefend, während ich vorsichtig seine Wunde am Arm und die im Gesicht säuberte.
„Aber klar doch. Ein bisschen von der Salbe und einer Priese von meiner Magie und alles wird wieder wie neu sein", antwortete ich.
„Es würde helfen, wenn ihr nicht in den Straßen spielen würdet, die mit Trümmern übersäht sind", sagte Mor, die in dem Sessel, neben dem langen Tisch mit Arznei, saß und in einem Buch über Pflanzen blätterte. Ich warf ihr einen bösen Blick zu.
„Hör nicht auf sie, sie ist nur so mies drauf, weil sie hier nichts anfassen darf", wandte ich mich dem Jungen wieder zu und sammelte die blutigen Tücher ein. Er kicherte. Ich ging zu dem Tisch und begann damit, verschiedene Kräuter in den Mörser zu werfen und zu einer Salbe zu verarbeiten.
Hinter mir hörte ich schwere Schritte, die ins Zelt traten. Ich drehte mich zu Cassian um.
„Was willst du hier?", fragte ich unfreundlich. Sein Blick fiel kurz auf den Jungen, der ihn mit großen Augen anstarrte und schmunzelte.
„Darf ich dir nicht mal bei der Arbeit zusehen?", fragte er. „Mit Mor scheinst du kein Problem zu haben", fügte er hinzu.
„Mor ist hier, weilich sie nicht los werde."
„Hey", rief Mor empört aus. Ich ignorierte sie und stemmte die Hände in die Hüfte.
„Aber du bist so nützlich wie ein Elefant im Porzellanladen", sagte ich und taxierte seine Flügel, die ganz Knapp an dem Regal mit Glasfläschen und Döschen vorbei geglitten sind, als er reinkam.
„Wenn du mirden Hof machen willst, solltest du etwas verführerischer vorgehen", erwiderte er, legte seine Flügel aber etwas enger an seinen Rücken. Ich musste mir ein Lachen verkneifen und drehte mich wieder zur Seite, um meine Arbeit fortzusetzen.
„Feyre hat mich gebeten, ihr etwas gegen die Rückenschmerzen zu bringen", sagte er und sah sich um. Die Augen der Jungen folgten ihm neugierig und etwas eingeschüchtert. „Hat sie die letzte Salbe schon wieder aufgebraucht?", fragte ich überrascht.
Die Flugübungen mit Azriel waren für sie alles andere als eine schöne Beschäftigung. Aber die blieb hartnäckig, was das Training anging.
Cassian zuckte mit den Schultern und betrachtete die Kräuterbündel, die verteilt im Zelt hingen oder jede freie Fläche bedeckten. Neugierig nahm er eines davon und schnupperte daran. „Iss das, und du wirst einen Monat nicht mehr richtig sprechen können", sagte ich ohne hinzusehen. Cassian ließ es sofort fallen und wich vorsichtshalber ein Stück zurück. Mord lachte. Er warf mir einen bösen Blick zu. Diesmal konnte mein Lächeln sich nicht verstecken. Mit der fertigen Salbe kniete ich mich wieder vor den Jungen, dessen Blick immer noch an Cassian klebte und sich schließlich auf mich richtete.
»Wird es weh tun?«, fragte er leise. „Es wird nur ein wenig warm werden und mit meiner Magie wird es in ein paar Minuten verheilt sein", sagte ich mit beruhigender Stimme. Ich nahm etwas von der Salbe.
„Bereit?"
Er nickte und kniff die Augen zusammen, als ich begann, die Salbe auf seine Wunden zu verteilen. Zögernd öffente er sie wieder, als er keine Schmerzen verspürte, so wie ich es ihm versprochen hatte.
„Siehst du, tut gar nicht weh, oder?"
Er schüttelte den Kopf, sodass seine spitzen Ohren zwischen seinen Haaren hervorlugten.
„Es fühlt sich, als würde ein Hund an meinem Ellenbogen lecken", kicherte er. Cassian und Mor lachten.
„Ich werde Feyre eine neue Salbe machen", richtete ich das Wort wieder an Cassian und stand auf, um Verbandszeug aus der Schublade zu nehmen. Dabei griff ich gleichzeitig nach einer kleinen Glasflasche mit Öl und drückte sie ihm in die Hand. Während ich den Jungen sorgfältig verband, sagte ich: „Sag ihr, dass Rhysand sie damit massieren soll. Das Öl entfaltet erst bei gleichmäßiger Wärme seine Wirkung."
Cassian verkniff sich offenbar einen Kommentar dazu, da ein Kind anwesend war, und nickte mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen.
„Sag ihr auch, dass sie die Salbe nicht zu oft auftragen sollte. Wenn es nicht besser wird, soll sie mich wiederansprechen. Dann mische ich ihr etwas Stärkeres. Beim letzten Wort sah ich zu ihm auf und zog den Verband vorsichtig fest. Der Junge betrachtete meine Arbeit kurz und grinste. Seine großen, braunen Augen strahlten mich an. Er bedankte sich, schlüpfte an Cassian vorbei und rannte nach draußen, wo seine Freunde auf ihn warteten. Ich sah ihm kurz hinterher und seufzte.
„Er wird übermorgen wieder da sein", lachte Mor, die anscheinend meine Gedanken gelesen hatte und ihm ebenfalls nachgesehen hatte. Ich wandte mich wieder zu Cassian. Doch der sanfte Blick, mit dem er mich kurz betrachtete, ließ mich einen Moment zögern.
„Sonst noch irgendwas?", fragte ich in einem Tonfall, der klar machte, dass er verschwinden sollte.
„Ich frage mich, ob du vielleicht noch so ein Fläschen da hast, das wir benutzen können", erwiderte er anzüglich. „Dann kannst du spüren, wie sehr ich meine Hand ohne dich trainieren konnte."
Mor räusperte sich hörbar und warf ihm einen angewiderten Blick zu. Doch er wollte sie nicht damit provozieren, sondern mich. Ich überlegte noch, ob ich mich darauf einlassen sollte, als Mor mir zuvor kam: „Dir ist bewusst, dass sie hier mindestens sieben Kräuter rumliegen hat, die dich innerhalb von Minuten töten können, wenn sie es daraufanlegt."
Überrascht, dass sie das wusste, drehte ich mich zu ihr um. Stolz hob sie das Buch hoch wie zur Antwort und sagte: „Und weitere dreizehn, die dir viele unangenehme Tage und Nächte bereiten können."
Sein Lächeln wurde raubtierhaft.
„Ist das ein Versprechen?", fragte er und zwinkerte.

Das Reich der Sieben Höfe / Dunkelheit und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt