Kurzer Frieden

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Wieder im Stadthaus angekommen fanden alle plötzlich die unterschiedlichsten Ausreden, um wo anders zu sein. Was wohl auch daran lag, dass Cassian aussah, als würde er jeden Moment über mich herfallen.
Ich zog sein Leid in die Länge, indem ich verkündete, dass ich erst baden wollte.
Sobald das heiße, nach Flieder duftende Wasser meine schmerzenden Glieder umhüllte, seuftze ich auf.
Rhysand und Azriel gönnten sich keine Pause und begannen sofort mit der Recherche, wie man den Handel aufhalten könnte. Es war tatsächlich befreiend, einen Teil meiner Sorgen und Bedenken ihnen zu überlassen. Zudem, da meine Gedanken sich gerade nur um die Seelenverbindung drehten. Ich erinnerte mich an Cassians Gesicht, als die Verbindung sich offenbart hatte, an den Kuss, der mir den Atem raubte. Seine Hände auf meiner Taille, meiner Wange. Wie sich mein Körper an seinen schmiegte, als wäre er für ihn gemacht.
Die Sehnsucht nach mehr pulsierte durch meinen Körper.
„Wenn du nicht bald fertig bist, bleibt mir keine andere Wahl, als dich jetzt genauso zu nehmen, wie du bist", sagte Cassian und trat ins Badezimmer.
Ich wandte meinen Kopf in seine Richtung und warf ihm einen Blick zu, der besagte, dass ich mich damit durchaus zufrieden geben würde. Das Grollen, das daraufhin seiner Kehle empor stieg, sagte mehr als tausend Worte.
Ich stand auf und das Wasser tropfte an mir herunter, entblößte meinen nackten Körper mit seinen verlangenden Blicken. Da beschloss ich, dass ich keine Lust auf Spielchen hatte, ging mit schnellen Schritten auf ihn zu und zog ihn in einen gierigen Kuss.
Er hob mich hoch und ich schlang meine nackten Beine um seine Hüften.
Er legte mich mit einer herzzerreißenden Behutsamheit auf das Bett und befreite seinen Oberkörper von seinem Hemd, während ich jede Bewegung seiner Finger verfolgte.
Gegen meine Erwartungen zog er mich weiter nach vorne, sodass ich beinahe mit dem Hintern an der Bettkante lag. Mir blieb der Atem weg, als mir dämmerte, was er vorhatte.
„Ich wollte schon damals am Hof der Alpträume vor dir auf die Knie fallen", raunte er und ließ sich vor der Bettkante nieder. Mein Körper erzitterte, und die Welle der Lust verweilte zwischen meinen Schenkeln, die er langsam spreizte. Seine Hand liebkoste meine Taille, meine Hüfte, bevor er sie federleicht über meine Schenkel streichen ließ. Seine Augen blitzten voller Verlangen auf, während mein Körper unter seinen Berührungen erschauderte. Seine Finger fanden meine empfindlichste Stelle und ich keuchte auf. Neckerisch zog er kleine Kreise, die mir keuchende Laute entlockten. Er grinste raubtierhaft, da er mehr als spüren konnte, wie bereit ich für ihn war. Dann glitt sein Finger in mich hinein und ich stöhnte auf und wölbte mich seiner Hand entgegen. Verlangte nach mehr. Doch er gab mir nicht das, wonach ich mich sehnte, sondern bewegte seinen Finger nur langsam wieder heraus und wieder hinein.
„Als du diesen Saal betreten hast, hat jedes Fünkchen Verstand mir zu geschrien, vor dir auf die Knie zu sinken, mich dir zu beugen – mich deiner Macht hinzugeben, die um dich herum gewirbelt ist", sagte er mit tiefer Stimme. Er nahm einen zweiten Finger dazu und ich stöhnte wieder auf.
Ich konnte mich kaum auf seine Worte konzentrieren, da all meine Sinne auf die lustvoll pochende Stelle zwischen meinen Beinen gerichtet sind, die seine Finger gerade qualvoll langsam bearbeitete.
„Ich war fasziniert. Aber in diesem Moment habe ich auch daran gedacht, dass ich dich unbedingt schmecken wollte. Ich wollte die Macht zu spüren bekommen, wenn du auf meine Zunge kommst."
Verflucht, warum musste er so viel reden? Ich stieß eine Litanei an Flüchen aus, die ihn nur zum Kichern brachte. Doch die Vibration, die es auslöste, breitete sich auch auf seine Finger aus, sodass meine Proteste in ein Stöhnen übergingen.
„Du wirst diese Macht gleich zu spüren bekommen –und das nicht auf die Art, die du dir erhofft hast", brachte ich hervor.
Verflucht, diese Finger.
„So gierig", raunte er. Ehe ich reagieren konnte, nahm seine Zunge den Platz seiner Finger ein und ich verlor mich in dem nicht enden wollenden Strom der Lust.
Ich vergrub eine Hand in seinen seidigen Haar und presste ihn an mich, sodass er tiefer in mich eindrang. Seine Zunge schickte mit jeder Bewegung kleine Schübe durch meinen Unterleib, und ich spürte, wie unsere Seelenverbindung heller leuchtete und sich mit jedem Stöhnen verfestigte.
Diese Vorstellung genügte, um mich endlich zum Höhepunkt zu bringen. Mein Körper wölbte sich ein letztes Mal und ich ließ den Kopf zurückfallen.

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„Jetzt halt doch mal still", blaffte ich Cassian an, der Oberkörper frei auf einem der Stühle im Esszimmer saß. Einige Arzei waren auf dem Tisch verteilt, sowie Verbandszeug und Kräuter.
„Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Schmerzen", sagte er und stieß zum Wiederholten Mal einen Fluch aus, als ich seine Wunde säuberte.
„Gut, der Schmerz erinnert dich daran, ob du noch lebst."
Er warf mir einen leicht ungläubigen Blick zu. Rhysand, der am anderen Ende des Tisches seinen Tee zu sich nahm, kicherte.
„Sieht so aus, als hättest du deine Verletzung gestern sehr strapaziert", kommentierte Rhysand unschuldig. Cassian warf ihm einen wilden Blick zu. Ich unterband dieses Verhalten, indem ich etwas fester als nötig auf seine Wunde drückte und er seine Augen wieder auf mich richtete.
Rhysand reichte Feyre den Honig. Sie sah genauso amüsiert aus; und Mor brummte etwas davon, warum wir das unbedingt am Esstisch machen mussten. Azriel schien sich von all dem nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und aß seelenruhig sein Croissant.
Ich tupfte Cassians Wunde erneut ab. Meine Magie hatte mich in diesem Fall selbst beeindruckt. Sie hatte den Blutverlust ausgeglichen und die inneren Verletzungen beinahe vollständig verheilt, sodass nur noch die große Wunde, die von seinem Bauch fast bis zu seiner Brust reichte, weiter behandelt werden musste. Was er jedoch schwieriger gestaltete als notwendig.
Ich begann damit, die ersten Stiche für die Naht zu setzen, als er wieder zischend die Luft ausstieß.
„Das machst du doch extra", schimpfte er.
„Wenn ich dir wehtun wollte, hätte ich es schon getan, denn wenn ich ganz ehrlich bin, hast du ein sehr schlagbares Gesicht", sagte ich und meinte jedes Wort ernst. Mor lachte auf.
„Ich verstehe ganz genau, was du meinst", grinste sie und streckte Cassian die Zunge raus.
„Was würde Devlon nur dazu sagen, wenn er dich so sehen würde? Ich wusste gar nicht, dass mein General so empfindlich sein kann. Dabei hast du schon ähnliche Verletzungen überstanden", sagte Rhysand. Die Erwähnung von dem Hauptmann der Illyrianer, mit dem auch Rhysand seine Probleme hat, ließ Cassian innehalten. Dann verzog er das Gesicht.
„Du kannst gerne mit mir tauschen. Mal sehen, was unser herzallerliebster High Lord für Flüche ausstoßen wird, wenn er sich mit dieser Verletzung rumschlagen muss, die mich fast getötet hätte", schoss Cassian zurück.
„Wie man sich bettet, so liegt man", erwiderte Rhys trocken.
„Ein bisschen mehr Mitgefühl, wenn ich bitten darf", erwiderte Cassian.
„Cassian, wenn du jetzt nicht endlich still hältst, fessel ich dich an diesem Stuhl", schimpfte ich.
„Ich habe eine bessere Idee."
„Willst du sarkastisch werden?" "
Er verstummte.
„Du musst mir auch jeden Spaß verderben", brummte er.
„Bei der großen Mutter, ich habe ein Kind als Seelengefährten", beschwerte ich mich laut.
„Du könntest versuchen, ihn umzutauschen. Die große Mutter hätte bestimmt Verständnis dafür", sagte Mor hilfsbereit.
„Ich denke, sie ist froh, dass sie ihn los ist", sagte Feyre und schüttelte nachdenklich den Kopf.
„Hallo, ich sitze gleich hier", machte Cassian auf sich aufmerksam. Wir lachten. Cassian drehte sich hilfssuchend zu Azriel.
»Ein wenig Unterstützung wäre ganz nett.«
Azriel blickte nicht mal von seinem Teller auf, als er erwiderte: „Bin beschäftigt."
Ich hatte genug von Cassian rumgezappelt und erhob mich. Er packte mich so schnell und zog mich zu ihm herunter, dass ich kaum reagieren konnte. Seine Lippen fanden meine. Das reichte aus, um die ganze letzte Nacht an meinem inneren Auge vorbeiziehen zu lassen. Und ich konnte mein Grinsen nicht verstecken. Ich erwiderte den Kuss.
Die kleine Stimme in mir fing wieder an zusprechen, mich zu warnen, aber ich hörte sie kaum.
Mor räusperte sich auffällig und ich löste mich wieder von ihm. In seinen Augen sah ich so viel Zuneigung, dass ich kurz vergaß zu atmen.
„Dass ihr überhaupt nur eine Nacht...", begann Mor lauter als nötig. Rhys warf ihr einen scharfen Blick zu, sie grinste und widmete sich wieder ihren Erdbeeren.
„Willst du mich jetzt einfach sitzen lassen, mit dieser Verletzung?", fragte Cassian. „Ich dachte, als Heilerin hast du irgendeinen Eid geschworen, die Verletzten zu heilen, oder so."
Ich betrachtete ihn mit der Lieblichkeit einer Auftragskillerin. Er schenkte mir ein charmantes Grinsen und ich verdrehte die Augen.
Und in diesem Augenblick war ich glücklich.

Das Reich der Sieben Höfe / Dunkelheit und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt