Heilerin

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Zwei vertraute Krieger flogen auf uns zu und landeten gleichzeitig ein paar Meter vor mir. Beide waren, wie ich, mit Blut und Asche verschmiert, und suchten kurz nach einer möglichen Bedrohung, bevor sie zu uns kamen. Cassian humpelte leicht wegen einer Wunde, die ich unter seiner Lederkluft nicht erkennen konnte. Auch wenn er angestrengt versuchte, das zu kaschieren.
Cassians Blick fixierte mich als Erstes. Seine Augen huschten, auf der Suche nach Verletzungen, an mir herunter und vergewisserte sich, ob es mir gut ging. Bis auf ein paar Schnitte an den Armen und am Oberkörper fehlte mir nichts. Auch wenn meine Blessuren im Gesicht schlimmer aussahen als sie sind. Ich hatte einige Schläge einstecken müssen, doch dabei sind nur eine aufgeplatzte Augenbraue und zwei Schnitte auf der Wange zurück geblieben. Jedoch sagte Cassians Blick etwasanderes.
Geht es dir gut?, fragte Rhysands Stimme sanft in meinem Kopf. Ich senkte meine mentale Barriere.
Es ging mir mal besser, aber ich werde überleben, antworteteich in Gedanken.
Gut
Rhysand löste sich von Feyre und drehte sich zu uns anderen um. Sein Blick schweifte über seine lädierten Freunde. Allein unser Anblick schien ihn wieder zur Weißglut zu treiben und ihre grimmigen Gesichter sprachen Bände.
Azriel konnte mit seinen Schatten nach Verletzten suchen, die in den Trümmern verschüttet waren. Feyre war bestimmt auch dazu in der Lage, doch ihre Wasserwölfe könnten dabeihelfen, die verbliebenen Feuer zu löschen.
Rhysand musste den Schutzzauber um die Stadt erneuern und Amren könnte weiter außerhalbvon Velaris nach Soldaten suchen, die zurück geblieben sind. Mor's Magie könnte die ersten Verletzten heilen, und Cassian und ich könnten in der Zeit ein Zelt aufbauen, in dem die Fae behandeltwerden konnten. Dazu brauchten wir Madja, die Heilerin des Hofes und andere Helfer. Zudem mussten die Straßen grob von dem Schutt befreit werden, um die Rettungswege freizumachen.
Diese Konfliktlösungen kamen wie selbstverständlich. In der Zeit, als ich noch an die anderen Höfe gereist bin, habe ich viel darüber gelernt und bei ähnlichen Katastrophen geholfen.
So werden wir es machen, sagte Rhysands Stimme, als ich ihm über meine Gedanken mitgeteilt habe, was ich vorhabe.
Ich werde Mor zu dir schicken und Amren den Auftrag geben, den Bereich um Velaris großzügig abzusuchen. Und werde mich dann so schnell wie möglich um die Schutzzauber kümmern.
„Willst du gar nicht nach dem Zauber fragen, den ich gesprochen habe?", fragte ich verwundert nach. Er zwinkerte mir zu.
Natürlich bin ich neugierig, doch wir müssen uns zuerst um unser Volk kümmern.
Ich nickte ihm zu und wandte mich sofort an Azriel und Feyre, um ihnen ihre Aufgaben zuzuteilen.

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Cassian fühlte sich in seiner schwarzen Blut überströmten Rüstung wie eines der Tiere, die in die hoch aufragenden Säulen der Höhlenstadt gemeißelt waren. In Anbetracht von dem eigenartigen Leuchten, das von Aviana ausging, die mit fester Stimme zu Azriel und Feyre sprach. Trotz ihrer eigenen verschmutzen Kleidung und der zerzausten Haare, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten, strahlte sie die Autorität einer Königin aus. Und mit der Macht, mit der sie Hypern vor wenigen Minuten vernichtet hatte, war sie wahrscheinlich mehr als das.
Sein Körper zitterte vor Erregung. Jedoch gepaart mit ein wenig Furcht darüber, was sie auf dem Schlachtfeld anstellen könnte. Auch wenn er bereits Zeuge ihrer Grausamkeit geworden war, konnte er sich nur wage vorstellen, wozu sie mit der neuen Macht fähig war.
Ihr Körper war mit Blut und Schweiß bedeckt, dennoch verzerrte er sich danach, sie zu schmecken. Er wollte erneut herausfinden, wie die zarte Haut ihres Halses schmeckte. Er wollte ihre Lippen auf seinen spüren, die so sanft sein konnten wie der Morgentau, oder so verlangend, dass es ihm den Atem verschlägt. Er wollte ihren Körper an sich ziehen und ihre Brüste spüren, die sich gegen seine Brust pressten. Wieder in den Genuss kommen, wie es war, sich in ihr zu bewegen.
Er wollte hören, wie sie auf seine Zunge kommt, wenn er... Eine schwere Hand legte sich auf Cassians Schulter um und riss ihn aus seinen Gedanken.
„Ich weiß, dass sie wohl das Interesse an dir verloren hat. Ich weiß auch, dass du sie dennoch begehrst", erklang Rhysands Stimme hinter ihm, in der zugleich eine Warnung wie auch Belustigung mitschwang. Sein Griff verstärkte sich etwas. „Sie ist immer noch meine Schwester, daher tu mir den Fallen und zieh deine mentale Barrire hoch."
Cassian lächelte indigniert. Zu seiner Erleichterung konnte er sich eine Antwort sparen, da Aviana zu ihnen herumwirbelte. Rhysand teilte danach den Wind und verschwand.
Das war das erste Mal in drei Tagen, dass sie ihn so eindringlich musterte. In ihrem Gesicht erkannte er, dass sie seine Wunden beurteilte, die sich nur allmählich schlossen. Unter ihrem Blick geriet sein Blut wieder in Wallung, und sie konnte sein Verlangen kaum zügeln beim Anblick dieser Wildheit, die immer noch in ihren Augen funkelte und immer noch Spuren auf ihrem Gesicht hinterließ.
Der Sex war unglaublich gewesen, aber in dieser Nacht hatte sie ihm nur eine Kostprobe dessen gegeben, was sie wirklich mit ihm anstellen könnte.
Wenn er nicht zumindest den Anschein erweckte, einen Schutzschild zu errichten, würde das Ganze ihn vollkommen aufzehren.
Sie würde ihn vollkommen aufzehren. Er fühlte sich lächerlich, dass er sich so viele Gedanken darüber machte und die Gefühle für sie wieder aufflammen, die er schon sein ganzes Leben mit sich rum trug, während es für sie nur Sex war. Nichts weiter. Auch wenn die Nacht der Sterne etwas anderes vermuten ließ, konnte er ihre Gefühle für ihn nicht erkennen. Genauso wenig, wie er sie nicht aus seinen Träumen verbannen konnte.
„So kannst du auf keinen Fall fliegen", sagte sie schließlich streng und wirbelte plötzlich zu Azriel herum, der gerade losfliegen wollte.
„Und du auch nicht", befahl sie mit einem Ton, den sie nur in Kriegen anschlägt und Azriel so dazu verleitet, auf sie zu hören. Cassian schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben und sich wieder auf die Katastrophe zu ihren Füßen zu konzentrieren.
Bevor einer von ihnen etwas einwenden konnte, sprach sie schon einen Zauber, und erspürte, wie ihre sanfte Magie in seinen Körper eindrang und seine Wunden säuberte und danach einen Großteil heilte. Die Illyrianer waren daran schon gewöhnt, auch wenn es lange her war. Aber Feyre streckte beide Arme aus und beobachtete fasziniert, wie sich ihre Wunden schlossen. Veena sprach das letzte Wort aus und er fühlte sich so, als hätte er acht Stunden geschlafen.
„Das Gefühl der Erholung wird in ein paar Stunden wieder nachlassen, aber es sollte ausreichen", sagte sie.
Azriel nickte ihr dankbar zu, umhüllte sich mit seinen Schatten und erhob sich in den Himmel. Feyre folgte ihm.
Avianas Brust hob und senkte sich etwas unregelmäßig, doch auch in seinem Körper rauschte immer noch das Adrenalin. Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und sah ihn unschlüssig an.
Er wollte gerade etwas sagen, als ihre Nase zu bluten begann und über ihre Lippen lief. Ihre Hand zittterte kaum merklich, als sie ihre Finger an die Nase hob und Blut bedeckt wieder entfernte.
„Was ist los?", fragte er entgeistert.
„Ich habe mit dieser neuen Magie noch nie so viel Macht freigesetzt. Mein Körper muss sich erst daran gewöhnen", erklärte sie. „Es ist halb so wild."
Er wollte sie jetzt nicht auch noch mit einer Diskussion belasten und schluckte seine Besorgnis herunter.
Cassian reichte ihr eine volle Feldflasche, die sie dankend annahm und drei große Schlucke nahm, bevor sie sie an ihn weiterreichte. Er konnte sich den neckenden Blick nicht verkneifen, als er die Lippen an die Flaschenöffung setzte und somit den indirekten Kuss vervollständigte.
„Könntet ihr den Trockensex auf später verschieben? Wir haben viel zu tun", sagte Mor, sobald sie neben Cassian aufgetaucht war. Und warf Cassian einen tadelnden Blick zu. Veena wirkte erleichtert und teilte Mor ihre Pläne mit, die auch ihn mit einbezogen. Dann begannen sie mit der Arbeit.

Das Reich der Sieben Höfe / Dunkelheit und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt