Mittlerweile sind vier Tage vergangen. Tage allein zuhause, denn Julian hat sich nach unserem Streit tatsächlich nicht mehr blicken lassen. Jeden Morgen bin ich mit der Hoffnung eines Lebenszeichens von ihm aufgewacht, doch es kam nichts. Die Leere in mir drohte mich zu ersticken. Ich musste etwas tun. Also entschloss ich mich dazu spazieren zu gehen.
Um ehrlich zu sein habe ich das Haus in den letzten Tagen nur zum arbeiten verlassen. Die Energie aus meinem Körper war verschwunden.
Einmal hatte ich mit Jascha telefoniert, dieser wusste natürlich Bescheid, doch er hielt sich diskret raus aus der ganzen Sache. Aus dem Gespräch hatte ich herausgehört, dass Julian tatsächlich im Hotel wohnte. Wahrscheinlich befindet er sich heute aber in Bremen bei seiner Familie. Es ist nämlich Sonntag und die Jungs haben bis übermorgen kein Training.
Selbstverständlich kenne ich seinen Plan, weiß wann Spiele anstehen, wann er nicht trainiert. Es ist nicht selten vorgekommen dass ich besser über seinen Tagesablauf informiert war als er selbst. Julian ist manchmal einfach etwas verplant. Da musste wenigstens ich den Überblick behaltenMein Blick schweift durch das Wohnzimmer. Über den Kamin steht ein Bild von aus unserem letzten gemeinsamen Urlaub. Ein stechender Schmerz breitet sich in meiner Brust aus. Ich kann immer noch nicht begreifen was genau passiert ist. Julian hasst mich und verübeln kann ich es ihm wohl kaum. Ich habe alles zerstört. Wenn ich an seiner Stelle wäre würde ich wahrscheinlich genauso reagieren. In meinem Kopf schwirren tausend Fragen umher. Wie geht es Julian momentan? Wann sehen wir uns wieder und werden wir jemals wieder ein Team sein?
Fragen auf die es momentan keine Antwort gibt und wahrscheinlich auch erstmal keine geben wird.Langsam laufe ich über den steinigen Weg Richtung Wasser. Immer wieder laufen Jogger oder Familien mit ihren Kindern an mir vorbei.
Kurz hebe ich meinen Kopf als eines der Kinder laut lachend an mir vorbeirennt. In diesem Alter war das Leben so unbeschwert, völlig problemlos.
Nach ein paar Gehminuten komme ich schließlich an meinem Ziel an. Meine Hände umfassen das Geländer vor mir. Hier stande ich damals, Julians warmer Körper fest an mich gepresst. Es war das erste Wochenende für mich in Dortmund. Ich kann mich noch genau erinnern was für Saltos mein Herz in meiner Brust bei jeder Berührung von ihm gemacht hat. Auch jetzt schlägt mein Herz wie verrückt, allein durch die Erinnerungen an diese Zeit.
Mein Griff um das Metall wird fester, denn ich suche Halt. Halt um diese Situation irgendwie zu überstehen. Für einen Moment schließe ich meine Augen. Als ich einige Sekunden später lautes Bellen wahrnehme reiße ich diese allerdings blitzschnell wieder auf. Keine Minute später springt mich ein Hund an und kuschelt seinen Kopf in meine Beine. ,,Kleines was machst du denn hier?", begrüße ich die verspielte Hündin. Natürlich ist mir klar dass sie keinesfalls alleine unterwegs ist.
Vorsichtig schaue ich mich um während ich sie am Ohr kraule. Dann sticht mir ein blonder großer Mann ins Auge. Komplett schwarz gekleidet. Sofort weiß ich um wenn es sich hierbei handelt.
,,Nala was machst du denn für Sachen? Du kannst doch nicht einfach losrennen und dann fremde Frauen anspringen", seine Stimme klingt belustigt, doch als er mein Gesicht erkennt verfinstert sich sein Blick.
Zwischen uns herrscht Eiszeit und das macht er mir mit seiner Mimik sofort klar.
,,Wir hatten wohl beide die gleiche Idee mit dem Spaziergang hierher", flüstere ich kaum hörbar um die Stille zu durchbrechen.
Sein Blick wendet sich von mir ab. Diese Abneigung schmerzt unfassbar. Am liebsten würde ich ihm um den Hals fallen, ihn nie wieder los lassen. Ihn zu sehen macht mich auf einer Seite sehr glücklich, doch seine Anwesenheit erweckt weitere Ängste in mir.
,,Julian es tut mir leid. Es tut mir leid, dass meine Worte, meine Taten dich so sehr verletzt haben. Ich war sehr naiv und hasse mich selbst so sehr dafür. Ja ich habe alles zerstört und es gibt keine Sekunde an der ich nicht darüber nachdenke, aber können wir bitte reden? Es gibt wahrscheinlich keine plausible Erklärung für mein Verhalten, keine angemessene Entschuldigung. Ich verstehe es vollkommen wenn du mich hasst doch Ich möchte nicht dass du in irgendeinem Hotel lebst, wir uns aus dem Weg gehen und diese Scheiße zwischen uns steht. Du bist mein ein und alles, komm zurück.. bitte."
Vereinzelte Tränen kullern über meine Wagen. Nala hat ihren ihren weichen Kopf eng an meine Beine gekuschelt, als würde sie spüren wie traurig ich bin. Sie versucht mich aufheitern. Auch Julian scheint langsam aufzutauen, denn er bewegt sich langsam auf mich zu. Seine Finger suchen zögernd den Weg zu meinem Gesicht, doch bevor sie meine Haut berühren hält er abrupt in seiner Bewegungen inne.
,,Ich würde lügen wenn ich behaupten würde dich nicht zu vermissen, doch es tut einfach weh. Als ich dich dort mit diesem Typen gesehen... deine Worte gehört habe. Es war einfach zu viel für mich. Ich musste mich sammeln. Ich habe mich so machtlos und leer gefühlt. Es hat mich innerlich zerrissen. Meine größte Angst die ich mir jemals hätte ausdenken können ist eingetroffen und hat mich mit voller Wucht aus der Bahn geworfen. Verdammt du bist du erste Frau mit der ich mir wirklich vorstellen konnte eine Familie zu gründen. Ich habe alles getan damit wir glücklich werden. Klar war auch ich nie perfekt. Aber wer ist das denn schon? Ich brauche einfach noch Zeit Natalie. Außerdem fahre ich in einer Stunde zu meiner Familie nach Bremen, können wir uns einfach danach wieder sehen? Hoffentlich kann ich dir zu diesem Zeitpunkt mehr sagen, versprechen kann ich aber nichts. Ich melde mich aber in den nächsten Tagen bei dir, das kann ich dir versprechen."Es tut mir unfassbar Leid, aber ich habe es leider nicht früher geschafft. Ich hoffe ich kann nun wieder regelmäßiger schreiben und muss euch nicht so lange warten lassen.
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Goosebumps
RomanceNatalie und Julian führen seit drei Jahren eine glückliche Beziehung und sind immer noch verliebt wie am ersten Tag. Aber ist ihre Beziehung wirklich so perfekt wie sie scheint? Durch eine Lüge entsteht ein furchtbarer Streit der die junge Liebe auf...