Eine ziemlich verrückt-geniale Idee

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Aber es war kein Traum, denn um drei stand ich vor seiner Zimmertür. Und klopfte an seine Zimmertür. Es war leise. Für einen Moment dachte ich er wäre nicht da und hätte mich doch verarscht, doch dann wurde die Tür aufgemacht. Und ein erfreuter Matthew tauchte in der Tür auf. "Hey, komm rein." Er trat einen Schritt zur Seite, sodass ich eintreten konnte. Er lächelte mich an. Ist das ein Fake-Lächeln? Ach hör auf Melinda! Du machst dir zu viele Sorgen! Ich schüttelte unmerklich meinen Kopf.

Dann trat ich ein. Das Zimmer war komplett anders als meins. Die Möbel standen an anderen Plätzen und sahen anders aus. Die Wandfarbe war anders. Das einzige was gleich war, sind die Fenster.

"Du kannst die Bücher geradeaus auf den Schreibtisch stellen." "Okay und nochmals vielen Dank." "Kein Problem." Er nahm einen Stuhl von dem anderen Schreibtisch und setzte sich drauf. "Also dann fangen wir mal an." Sagte er. So fingen wir an.

Nach einer Weile machten wir eine Pause. Ich spürte Matthews stechenden Blick auf mir. Ich drehte mich seufzend zu ihm um. "Leg los, welche Fragen hast du? 1. Ich hasse wenn jemand mich einfach nur anstarrt und 2. Werde ich schon nicht beissen oder was du sonst noch glaubst." Er schaute mich überrascht an. Dann räusperte er sich und sagte etwas. "Also wie denkst du über deine Klasse?" Ich brauchte nicht zu überlegen. "Ich find sie beschiessen, asozial, kindisch. Sie ist auf dem Verstand eines dreijährigen stehen geblieben und ich wünschte ich würde in eine andere Klasse gehen. Wie zum Beispiel Liz Klasse. Sie ist meine beste Freundin und....ups, dass hat nichts mehr mit deiner Frage zu tun. Sorry. Also da leider die Gerüchte wahr sind die es gibt würde ich vollkommen verstehen, wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst." Beendete ich meine Rede.

"Warum bist du ausgeflippt?" Ich schaute ihn einen Moment an bevor ich antwortete. "Seit meinen ersten Tag in der Klasse war klar, dass ich nicht so bin wie sie. Kindisch, asozial, hinterlistig und so weiter. Deswegen wurde ich anders behandelt. Unsere Lehrer hatten die Hoffnung aufgegeben. Sie kamen noch in den Unterricht und versuchen den Stoff einzuprägen, doch niemand hört zu. Momentan sitze ich in der Mitte des Klassenraumes, was ich ungerne tue, da sie fast jede Stunde eine Papierkugelschlacht macht. Und da die meisten sehr schlecht zielen können, bekomme ich jedes Mal viele ab. Und heute hielt ich es nicht mehr aus. Ich habe angefangen zu schreien, weil ich so wütend war. Und dann hat Frau Winkler eiskalt mir diesen Aufsatz aufs Auge gedrückt." Ich schwieg. "Wie gut bist du in der Schule?" Fragte er mich. Ich schaute auf den Boden und wurde rot. "Eigentlich ganz gut." Sagte ich etwas zaghaft. "Was heißt ganz gut? Welchen Durchschnitt?" Ich begann mit einem Buch zu spielen. "Ein Durchschnitt von 1,0." Flüsterte ich. Er zog die Luft ein. "Was?!?" Rief er. "Ich habe mir den ganzen Stoff selber beigebracht." Ich schaute wieder leicht auf und sah Matthews erstauntes und fassungsloses Gesicht. Dann wurde die Tür aufgerissen.

Ein blonder Junge kam ins Zimmer rein. Irgendwie kam mir die Situation bekannt vor und ich könnte schwören, dass Matthew im selben Moment auch dran denken musste. "Sam, was gibts?" Fragte er. Der blonde fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und ganz ehrlich, er sah dabei verdammt sexy aus. "Ich habe mein Handy vergessen." Er ging zu dem Schreibtisch, wo kein Stuhl stand und nahm sein Handy weg. Erst dann schien er mich richtig zu sehen. Er kam auf mich zu und gab mir seine Hand. "Hi, ich bin Sam. Wer bist du?" Ich nahm seine Hand. "Hi, ich bin Melinda." "Freut mich dich kennenzulernen." "Mich auch." "Was macht ihr zwei denn da so schönes?" "Sie muss einen Aufsatz über das alte Ägypten schreiben und ich helfe ihr." "Da hast du dir ja einen Profi an Land geholt." Jetzt grinste der auch noch und dabei sah er noch heißer aus. Aber nicht so heiß wie Matthew. "Das war eher Zufall." Sagte ich. "Gehst du in unsere Stufe? Ich habe dich noch nie so wirklich gesehen." "Nein. Ich gehe nicht in eure Stufe, wenn du auch in die neunte gehen solltest." "Ja, ich gehe auch in die neunte. Um genau zu sein in Matthews Klasse." "Aha." Mir fiel nichts besseres ein.

Wie gern würde ich jetzt mit ihm tauschen. Nur ein Tag in Matthews Klasse verbringen. Das wäre ein Traum! "In welche Klasse gehst du?" Fragte er. Bevor ich auch nur eine Chance hatte zu reagieren kam Matthew dazwischen. "Ich möchte eure Kennenlernrunde nur ungerne unterbrechen, aber es wäre sinnvoll jetzt weiterzuarbeiten." Dann stand er auf und schob Sam raus. An der Tür sagten sie noch ein paar Worte, die ich aber nicht verstand.

"Okay, kommen wir wieder zum wichtigen." "Dem Aufsatz?" Er lachte. "Nein." Ich zog meine Augenbrauen nach oben. Musste dabei aber grinsen. Matthew setzte sich wieder mir gegenüber. "Du sagtes, dass du dir das Zeug selber beigebracht hast." Ich nickte. "Freiwillig?" Ich nickte wieder. "Wenn meine Klasse nicht wäre, würde mir wahrscheinlich die Schule auch Spaß machen. Außerdem möchte ich später auch einen vernünftigen Job haben."

...und meine Eltern nicht enttäuschen. Vielleicht würden sie sich dann weniger Streiten. Ich hoffe es so sehr. Wenn ich in den Ferien mal zuhause bin dann spielen die einen auf heile Welt, aber wenn sie denken ich würde schlafen, dann streiten sie sich nur. Deswegen bin ich auch nur selten bei meinen Eltern zuhause.

"Alles in Ordnung?" Riss mich Matthew aus meinen Gedanken. "Ähm, was? Oh ja alles in Ordnung." Ich schaute ihn an. Auf seinem Gesicht spiegelte sich ein Lächeln ab.

Er lächelt wegen dir! Nur wegen dir! Oh mein Gott jetzt fang nicht an auszurasten! Oder rot zu werden. Reiß dich verdammt nochmal zusammen!

"Okay, lass uns weitermachen." Er drehte sich wieder zum Schreibtisch um. Nach einer halben Stunde waren wir fertig. Und wir hatten weitaus mehr als 3000 Wörter. Ich musste lächeln. Einen ganzen Nachmittag durfte ich mit Matthew verbringen. Das hätte ich mir nie träumen lassen, aber es ist passiert und es macht mich unheimlich glücklich. "Also um nochmal auf deinen Durchschnitt beim Zeugnis zurückzukommen." Was hatte er nur damit? "Ja?" Sagte ich etwas gedehnt, da ich nicht wusste, was er jetzt vor hatte. "Nun ja, warst du schon immer so gut? Also könnte ich vllt deine alte Zeugnisse mal sehen?" Er kratzte sich am Hinterkopf und das sah verdammt sexy aus. "Ich hab die Zeugnisse zuhause, aber ich war in den letzten drei Jahren nie schlechter als 1,1." Ihm klappte die Kinnlade runter. "Hör auf mich so anzugucken. Das ist komisch." Er schaute mich noch einen Moment so an, bis er seine Gesichtszüge ändert. "Wie wäre es, wenn du die Stufe wechseln würdest?" "Die Stufe? Bist du bescheuert?" "Wieso? Du bist schlau! Und du kannst locker den Stoff aufholen, den du nicht mitbekommen würdest. Du hast doch Erfahrung darin. Außerdem wünsche ich mir, dass du wenigstens drüber nachdenkst."

Ich schaute ihn nur an. Ich konnte es nicht fassen. Matthew Ansell, mein heißer Schwarm, will das ich die Stufe wechsle. In seine. Ich wusste nicht, was ich sagen soll. Stop! Was denkst du da, natürlich will ich das! Dann bist du endlich die anderen los und hast Matthew.

"Das ist eine verrückte, aber geniale Idee. Natürlich will ich eine Stufe höher! Aber wenn du willst, dann überleg ich es mir nochmal." "Nein, Bitte überleg es dir nicht anders." Er guckte mich mit großen Augen an.

Oh mein Gott! Er sieht soooo süß aus! Mein Herzschlag erhöhte sich. In meinem Bauch spürte ich ein Kribbeln, dass mehr wurde, wenn ich in seine wunderbaren stahlblauen Augen schaue. Ich kann nicht genug von ihm kriegen. Ich kann ihm keine Bitte abschlagen. Er will unbedingt, dass ich in seine Stufe gehe. Nur warum?

"Warum willst du unbedingt, dass ich eine Stufe höher komme?" "Du bist in deiner Klasse unterfordert." "Sagst du, nachdem wir uns erst seit ein paar Stunden kennen." "Ja, außerdem bist du anders als deine Klasse,..." "Die du noch nie live erlebt hast." "Und weil du anders bist." Ich stockte. Was hatte er gesagt? Er findet, dass ich anders bin?

"Inwiefern?" Er wurde rot. "Schwer zu erklären, aber auf jeden Fall war das positiv gemeint." Was...? Wie...? Ich schaute ihn mit großen Augen an. Diese Situation hätte ich mir vor ein paar Stunden nie träumen lassen, aber ich bin froh, das miterleben zu dürfen. Er hatte gesagt, dass ich anders bin. Positiv anders. "Ähm..." "Du musst darauf nicht antworten." Unterbrach mich Matthew. "Du solltest wieder zurückgehen, gleich gibt es Abendessen." "Oh...okay." Ich war verwirrt über den plötzlichen Themenwechsel. Ich stand auf und nahm die Bücher mit dem Aufsatz. "Nochmals vielen Dank für deine Hilfe. Du hast was gut bei mir." "Ich werde bei Gelegenheit dran denken." Er lächelte mich wieder mit seinem Matthew-Lächeln an. Sofort wurde ich rot. Matthew begleitete mich zur Tür und hielt diese mir auf. Ich bedankte mich nochmal und ging zurück in mein Zimmer.

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