Herrenbesuch

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Melinda

Jetzt sitze ich hier in meinem Zimmer und schaute Matthew an. Ich habe ihm gerade erklärt, was für eine Rolle Mitch in meinem Leben spielt. Mir war die ganze Situation richtig unangenehm.

"Also hatte Mitch dich eigentlich gemobbt." Stellte er fest und schaute mich fassungslos an. Langsam nickte ich. Ich hörte, wie er tief ein und ausatmete. War er sauer? Wieso war er jetzt sauer?

Plötzlich stand er auf und setzte sich neben mich. Dann nahm er mich in die Arme.

"Ich schwöre dir, dass dich niemand mehr mobbt! Ich werde das verhindern!" Ich genoss die plötzliche Umarmung von Matthew. Ich fühlte, wie so oft, dass die Schmetterlinge in meinem Bauch explodieren.

Ja, ich liebe Matthew. Und es ist eindeutig mehr als eine Schwärmerei. Das war es schon vorher. Und jetzt, wo ich ihn immer besser kennenlernte, wurde es immer mehr. "Danke." Hauchte ich zurück. Für mehr war ich momentan nicht in der Lage.

Plötzlich ging die Tür auf und eine lachende Liz kam rein. Im Schlepptau Sam. Als sie uns sah wurde sie rot. "Tut uns Leid, wir wollten euch nicht stören." Nuschelte sie und machte wieder eine Bewegung nach draussen. "Nein. Nein, alles in Ordnung. Ihr stört uns nicht, oder?" Ich schaute Matthew fragend an. Er schüttelte den Kopf.

Die beiden kamen also wieder rein und setzten sich. "Also erzähl mal, wie war dein erster Schultag." Sagte Liz und schaute mich abwartend an.

"Ereignisreich." Sagte ich. Sie schaute mich fragend an. Ich stöhnte auf und versuchte in knappen Worten zu erzählen, was passiert ist.

Das mit dem Kunstunterricht ließ ich aus. Dann unterhielten wir uns noch ein bisschen. Wir waren mitten in einer Unterhaltung, als es an der Tür klopfte. Ich rief herein und acht Augenpaare fokussierten die Tür.

Herein kamen zwei Polizisten. Moment, Polizisten? Was machen die denn hier? "Wie kann ich ihnen helfen?" Fragte ich sie. "Wir suchen eine Liz Atkins." "Hier." Sagte Liz mit ihrer lieblichen Stimme. Aber ein Hauch Angst schwang dabei.

"Es tut uns Leid ihnen mitteilen zu müssen, aber ihre Großmutter ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen." Ich schaute sie geschockt an. Ach. Du
Heilige. Scheiße. Liz Großmutter bedeutete ihr sehr viel. Sie war 1. Ihre einzige Großmutter und 2. Konnte sie mit ihr über alles reden. Was sie mit ihren Eltern nicht konnte. Ich warf einen Blick zu Liz. Sie starrte die Polizisten an während ihr stumm Tränen über die Wange liefen. "Wie ist das passiert?" Fragte ich, da Liz dazu momentan nicht in der Lage war. "Sie lief gerade über die Straße, als sie ein LKW erfasste. Unser herzliches Beileid." "Sind Liz Eltern schon informiert?" Fragte ich. Sie nickten. "Wir lassen sie jetzt am besten allein." Und damit verschwanden sie wieder.

Ohne jegliche Ahnung zu haben, dass Liz Welt gerade zusammengestürzt ist. Zumindest ein Teil davon. Ich nahm Liz sofort in die Arme. Jetzt fing sie richtig an zu weinen. Sie tat mir so Leid. Ich versuchte gar nicht sie zu beruhigen, denn das würde momentan nichts bringen. Deswegen hielt ich sie stumm in den Armen. Das war das einzige, was sie momentan brauchte.

Die anderen schauten bedrübt. Sie wussten nicht ganz damit umzugehen. Sie kannten Liz Großmutter nicht. Aber ich. Ich war einmal bei ihrer Großmutter in den Ferien. Sie war die Nettigkeit in Person. Die wunderbarste, die ich je gesehen habe.

Es ist mittlerweile am Abend. Ich sitze auf meinem Bett und starrte zu Liz rüber. Sie schlief tief und fest. Sie war nach dem Abendessen fix und fertig, weswegen sie sich gleich hingelegt hatte.

Liz Familie war einmalig. Alle hatten sich gerne. Sie stritten sich nur sehr selten. Eine fast sorgenfreie Familie. So eine hätte ich auch gerne. Aber das ist nur wunschdenken. In meiner Welt gibt es sowas nicht. In meiner Welt gibt es nur Streitereien.

Ein leises Klopfen durchbrach meine Gedanken. Ich drehte meinen Kopf zur Tür und rief leise herein um Liz nicht aufzuwecken. Es war Sam, der eintritt und die Tür leise wieder schließt. Sein Blick fiel zu Liz. Sofort fingen seine Augen an zu glänzen.

"Wie gehts ihr?" Durchbrach er die Stille. Ich überlegte einen Moment. "Nicht gut. Sie hat eine Teil ihrer Familie verloren, der ihr sehr wichtig war. Fast wichtiger, als ihre Eltern. Ihre Großmutter war immer für sie da. Sie hat Liz beschützt, wenn sie irgendwelche Scheiße gebaut hat. Sie hat Liz wieder aufgebaut, wenn ihre Eltern das nicht geschafft haben. Sie war für sie nicht wie eine Großmutter. Eher eine zweite Mutter. Sie war etwas ganz besonderes." Sagte ich.

"Kanntest du sie?" Fragte Sam etwas zaghaft. Ich nickte. "Einmal in den Ferien durfte ich mit zu ihr. Ansonsten hätte ich hier bleiben müssen. Sie war eine von den wenigen Personen die unbeschwert das Leben genießen konnte. Sie hatte keinerlei Probleme. Deswegen finde ich es umso schlimmer, dass sie so sterben musste. Und wenn die Beerdigung ist, werde ich ihr die letzte Ehre erweisen und Liz begleiten. Egal, ob sie es möchte oder nicht." Sagte ich fest entschlossen.

"Wir werden sie alle begleiten!" Verbesserte Sam mich. Ich begann leicht vor mich hin zu Lächeln.

"Du magst sie wirklich. Halte sie gut fest und verletze sie nicht. Sie ist eine von wenigen Personen denen ich vertraue und ich möchte nicht, dass sie unglücklich ist." Ich stand auf. "Ich werde jetzt nach draussen gehen. Du bleibst bei ihr."

Ich brauchte mir keine Sorgen um Nadja zu machen. Der Rundgang ist schon längst vorbei. Ich machte meine Tür auf. "Übrigens. Bevor Liz geboren wurde, war es die Idee von ihrer Großmutter Liz auf das Internat zu schicken. Sie sind nicht reich und müssen jeden Cent sparen. Ohne ihre Großmutter hätte ich meine beste Freundin nicht kennengelernt. Und du auch nicht. Ohne sie hättest du dich nicht in sie verlieben können."

Mit diesen Worten ging ich nach draussen. Liz ist in Sams Händen sicher. Das weiß ich genau.

Sobald ich draussen war, schlug mir die Kälte entgegen. Genau das, was ich momentan brauchte. Ich atmete einmal tief ein und wieder aus. Ich legte meinen Kopf in den Nacken. Ein wolkenfreier Sternenhimmel. Ich konnte einzelne Sternzeichen erkennen. Ein Traumhafter Abend an einem grausamen Tag. Als ob die Nacht den Tag entschuldigen würde.

GANZ GROSSE ENTSCHULDIGUNG!!! Entschuldigt für das lange warten, allerdings hatte ich keine Lust und Ideen zum schreiben... Bitte verzeiht mir.

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel trotzdem. Soll ich ein Teil des nächsten Kapitels aus Sams Sicht schreiben?

Eure Lunaleinchen99 ♡

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