Vom Weg abgekommen

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Ich ging mit meinen Büchern und dem Aufsatz zurück in mein Zimmer. Dort war nur Liz. Zum Glück. Sie guckte mich erleichtert an. Ich stellte meine Bücher ab.

"Hey, wo warst du? Die blöden Schnepfen meinten, hier wäre ein Junge drinnen gewesen. In deiner Anwesenheit." Ich nickte und konnte mir kein Grinsen verkneifen bei den Gedanken an ihn. "Wer war es denn?" Ich drehte mich um und schaute Liz an. "Matthew." Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. "Und wie kam es dazu? Und weshalb läufst du hier mit massig Büchern rum?" "Das hängt beides zusammen." Begann ich und dann erzählte ich ihr alles.

"Oh mein Gott. Das ist ja voll süß von ihm! Ich glaub er steht auf dich." "Ach Quatsch. Du spinnst!" "Ach ja? Und wieso hilft er dir dann? Ihr kennt euch ja kaum!" Da hatte sie Recht. "Vielleicht wollte er einfach Mal nett sein?" Fragte ich verzweifelt. Ich wusste, dass diese Antwort nicht wirklich Sinn ergab, dennoch konnte ich Liz Frage nicht im Raum stehen lassen. "Das glaubst du doch wohl selber nicht!" Sie stand auf. "Jetzt lasst uns zum Abendessen gehen!" Ich nickte und hoffte, das Thema durchzuhaben.

Wir gingen die Treppen runter und nahmen uns etwas zu essen. Weiter hinten sahen wir noch komplett freie Tische, also gingen wir nach hinten.

"Ich hab voll Schiss vor den Zeugnissen." Maulte Liz rum, als wir wieder nach oben gingen. "Jammere doch nicht gleich rum! Du bist doch gar nicht so schlecht in der Schule! Außerdem ist es jetzt zu spät irgendwas zu ändern. Die Noten stehen fest!" "Kannst du nicht einmal Mitleid mit deiner besten Freundin haben?" Fragte sie mit einem Lächeln. "Nö!" Sagte ich kurz und knapp und fing mit Liz an zu lachen. Wir waren im Zimmer angekommen und zogen uns um. Wir beschlossen uns früher schlafen zu gehen. So bekamen wir auch nicht mit, wie die anderen Zicken ins Zimmer kamen.

Ich stand seufzend auf. Es war noch nicht mal sechs Uhr und viel zu früh zum Aufstehen, aber wenn ich schonmal wach bin... Ich schlug meine Bettdecke zur Seite und stand leise auf um die anderen nicht zu wecken. Ich ging leise ins Bad und machte mich fertig. Dann ging ich wieder zurück ins Zimmer und zog meine Schuluniform an(marinefarbener Rock, schwarze Strümpfe, weiße Bluse, türkise Krawatte). Dann machte ich einen Fischgrätenzopf zur Seite und schminkte mich leicht. Als ich fertig war beschloss ich schon mal etwas zu essen.

Ich ging die Treppen runter in den Speisesaal und schnappte mir einen Apfel. Ich schaute mich um. Keiner war wach. Dann hörte ich Schritte. Ich drehte mich um und sah Nadja. Sie war unsere Betreuerin. "Morgen Melinda." Sagte sie gut gelaunt. "Morgen Nadja." Ja, ich durfte sie duzen, da ich in den Ferien Dauergast bin. "Na, schon so früh auf?" "Ich konnte nicht mehr schlafen." Sagte ich und biss in ein Apfel rein. Das reichte mir morgens. "Na, dann. Ich muss weiter. Wir sehen uns." Mit einem Nicken verschwand sie wieder. Ich musste meinen Kopf schütteln. Nadja war immer gut gelaunt und denkt positiv. Sie war zu jedem immer nett. Okay, manchmal konnte sie auch böse sein, aber das ist eher selten der Fall. Mit meinem Apfel ging ich wieder nach oben. Dort schnappte ich meine Schultasche und ging raus.

Ich saß am Tisch mit Liz und aß zu Mittag. Der Tag war genauso wie gestern, nur das ich mir diesmal kein Aufsatz eingehandelt hatte. Wie jeden Tag lästerten wir über meine Klasse ab, als Matthew auf uns zu kam. Ich hörte auf zu essen. "Hey." sagte er. "Hey." gab ich zurück. Dann setzte sich Matthew mir gegenüber. "Bist du Liz?" fragte er. Liz nickte. "Schön dich kennenzulernen." sagte er und reichte Liz seine Hand. "Ich bin Matthew." "ich bin Liz, wie du weißt und mich freut es auch dich kennenzulernen." Sie lächelten. "Also. Du fragst dich jetzt bestimmt, was ich hier will, oder?" Ich nickte etwas zaghaft. Er lächelte. "Also, und zwar folgendes. Du wirst in Laufe der nächsten Tage ein Gespräch mit dem Direktor haben über den Wechsel." er grinste mich jetzt noch breiter an. Ich aber saß gegenüber von Matthew mit offenen Mund. Ich hätte niemals gedacht, dass ich eine Chance bekommen würde, die Klasse zu wechseln und jetzt direkt eine Stufe?!?!? Oh my Gosh! "Mund zu, sonst kommen Fliegen rein!" sagte Liz. Und ich musste lachen. "Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll." sagte ich zu Matthew gewand. "Du brauchst mir nicht zu danken. Ich habe das gerne gemacht." Mit diesen Worten stand er auf und verschwand. Liz starrte mich von der Seite an. "Wie es aussieht wird es langsam Ernst für dich." Ich nickte nur.

Matthew

Oh mein Gott. Dieses Mädchen macht mich verrückt! Immer wenn ich sie sehe spüre ich etwas im Bauch und mein Herz klopft schneller. Dasselbe wenn ich an sie denke. Und das ist der Grund, weshalb ich ihr helfe. Ich konnte dieses süße Mädchen nicht länger in dieser verrückten Klasse lassen. Sie hat ein besseres Niveau. Nein, ich konnte das nicht zulassen. Habe ich mich verliebt? Habe ich mich nach nur einem Tag in sie verknallt? In ein Mädchen, dass ich nicht richtig kenne? Ich kriege sie nicht mehr aus meinem Kopf raus. Wenn ich schlafen gehe sind meine Gedanken bei ihr, wenn ich schlafe sind meine Träume bei ihr, wenn ich aufstehe ist mein erster Gedanke bei ihr und jedes Mal sehe ich ihr wunderschönes Lächeln vor meinen Augen. Oh man, all meine Symptome deuten alle drauf hin, dass ich mich in Melinda verliebt habe.

Ich ging die Treppen hoch in mein Zimmer, wo Sam mich erwartete. Wieder kam Melindas Gesicht vor meinem Augen, wie sie auf die Neuigkeit reagiert hatte. Ich musste schmunzeln. "Was ist denn mit dir los?" fragte mich Sam. "Du bist seit gestern so gut gelaunt. Hat das etwas mit dieser Melinda zu tun?"

Ertappt.

"Nein, darf man nicht mehr glücklich sein, ohne Grund?" "Jaja, schon gut. Aber die kleine ist schon süß." "Du lässt die Finger von ihr! Sie ist auf einem ganz anderem Level als du! Du wirst sie genauso wie alle anderen nur verletzten, indem du nur eins haben willst!" "Du spinnst!" Er darf sie nicht in die Finger kriegen! Er ist sozusagen ein Bad Boy, wobei er aber nicht gegen die Lehrer spricht. Er ist eine, tut mir Leid zu sagen Sam, eine männliche Hure. Und Melinda ist definitiv nicht auf seinem Niveau.

Aber sie ist auch für dich zu gut!

Klappe! Mag sein, dass sie zu gut für mich ist, dennoch könne wir Freunde sein und kann sie vor anderen beschützen! Auch wenn ich mehr sein will, als nur ihr bester Freund.
Solange sie glücklich ist, bin ich es auch!

Melinda

Ich saß im Bus auf dem Weg in die Stadt. Ich brauchte mal ein bisschen Abstand von allem. Ich hatte tatsächlich die Chance die Stufe zu wechseln. Und näher an Matthew zu sein. Ich kriegte eine Gänsehaut. Mein Blick ging aus dem Fenster.

Liz hatte mich nur so mit Fragen gelöchert. Ihre beste Freundin hat die Chance eine Stufe höher zu kommen. Ich schüttelte lächelnd den Kopf.

Aus dem Augenwinkel sah ich etwas näher kommen. Mein Blick ging wieder aus dem Fenster. Wir fuhren gerade über eine Kreuzung. Wir hatten grün, dennoch hielt ein Auto nicht. Ich sah nur von rechts ein Auto zurasen. Genau auf mich zu. Er fuhr kurz vor mir in den Bus rein und brachte ihn anschließend zum drehen. Ich versuchte mich so gut es ging am Sitz festzuhalten.

Vor meinen Augen sah ich die Kreuzung drehen. Wie in dem Fernsehturm in Berlin. Nur nicht in Zeitlupe. Als nächstes verlor der Bus das Gleichgewicht und fiel zur Seite. Zum Glück nicht auf meine Seite.

Ich sah Glassplitter, hörte Schreie, stöhnen, Autotüren, Stimmen von draußen und ein Flugzeug.
Ich war nicht bewusstlos.

Durch die Tatsache, dass der Bus umkippte fiel ich auf die andere Seite vom Bus auf meine linke Seite. Ich weiß nicht, ob es Glück oder Pech war, dass dort niemand saß, denn so fiel ich hart auf. Kurz war mir schwindelig. Als ich mich wieder gefasst hatte, sah ich bleiche Gesichter. Einige bluteten oder hatten die Augen geschlossen. Ich wollte aufstehen und helfen, konnte es aber nicht, da mein linkes Bein höllisch weh tat. Dann hörte ich Sirenen. Erleichterung machte sich breit in mir...

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