Erster Schultag-Part 1

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I'm an angel with a shotgun, shotgun, shotgun

An angel with a shotgun, shotgun, shotgun

Erklang es, bevor ich den Wecker ausschaltete. Ja, wir hatten den Klingelton geändert. Es war Montag und ich hatte das komplette Wochenende damit verbracht zu lernen. Jetzt konnte ich zumindest alles. Liz half mir beim aufstehen, da sie schon wach war.

"Bist du schon aufgeregt?" Fragte Liz mich plötzlich, als ich dabei war meinen Blazer anzuziehen. "Wäre ungewöhnlich, wenn nicht." Wir lachten. Morgens waren wir nicht oft gesprächig. Wir waren einfach zu müde. Nachdem wir fertig angezogen waren gingen wir zum Speisesaal. Dieser war noch ziemlich leer. Ich schaute auf meine Uhr. 6:30. Ok, wir waren wirklich früh dran. Wir nahmen uns etwas zu essen, besser gesagt Liz. Ich hielt schon mal Ausschau nach einem Platz. "Melinda! Liz!" Hörte ich von links hinten. Jemand hob seinen Arm und winkte uns zu. Es war niemand anderes als Matthew. Ich drehte mich zu Liz um. Die Jungs wollen, dass wir zu ihnen kommen." "Dann erfüllen wir mal ihren Wunsch." Wir grinsten uns an. Ja, so ging es oft zwischen uns.

Gemeinsam steuerten wir auf die Jungs zu. Ja, es saßen nur Jungs an dem Tisch! Matthew, der mich anlächelte. Sam, der nur Augen für Liz hatte und Tobias, der auf sein Essen konzentriert schien. "Hey Jungs!" Begrüßten wir sie. "Hey." Sagten sie im Chor. Gegenüber von Matthew und Sam waren noch Plätze frei, so entschloss ich mich gegenüber von Matthew zu setzen.

Er grinste mich an. "Aufgeregt?" Fragte er und schob sich einen Löffel Cornflakes in den Mund. Ich nickte nur.

Nach einem schweigsamen Frühstück verschwanden wir wieder auf unser Zimmer und machten uns fertig.

Ich stand an der Wand angelehnt und beobachtete meine zukünftige Klasse. Sie konnten mich nicht sehen bzw. mich nicht erkennen. Ich sah, wie sie auf ein paar Tische verteilt saßen und sich unterhielten. Immer wieder lachte jemand. Es saßen die Jungs und Mädchen nicht getrennt. Im Gegenteil, sie saßen vermischt. Das war in meiner alten Klasse nicht so. Ich habe von Liz einen Rucksack bekommen, damit ich meine Schulsachen mit dem Krücken besser tragen konnte. Dafür war ich ihr sehr dankbar, denn ich mochte es nicht von jemanden abhängig zu sein. Die Klasse wirkte so harmonisch, so eine Gemeinschaft halt und ich konnte es mir nicht vorstellen jemals dazuzugehören. Jeder mochte jeden, und selbst wenn nicht, fiel es nicht auf. Mein größter Traum, nein mein zweitgrößter Traum würde in Erfüllung gehen, wenn ich akzeptiert wurde. Und ob das jemals geschehen würde...

"Warum gehst du nicht rein?" Riss mich jemand aus den Gedanken. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und erblickte Sam und Matthew, die mich fragend ansahen. Sollte ich jetzt ehrlich sein? Wenn nicht, sind sie sauer... "Ich habe Angst." Ich entschied mich für die Wahrheit. "Du brauchst doch keine Angst zu haben! Wir sind immer für dich da! Das versprechen wir, oder Sam?" Sam nickte. Ich lächelte ihnen dankend zu. Plötzlich erklang der Gong. Von vorne kam eine Lehrerin. "Wir müssen rein, da vorne kommt Frau Chire. Sie ist unsere Kunstlehrerin, bei der wir jetzt haben." Sagte Matthew. Ich nickte ihm wieder zu. Sie kam auf mich zu und begrüßte mich. "Hallo, bist du Melinda?" Ich nickte. "Ich bin Frau Chire, deine Kunstlehrerin." "Okay." Sagte ich." "Jetzt komm mit rein. Die Klasse ist lieb, keine Sorge." Ich nickte abermals.

Keine Ahnung, was ich hätte sonst sagen sollte. Hinter Frau Chire humpelte ich in die Klasse. Alle setzten sich hin und starrten mich an. Tobias, Sam und Matthew lächelten mich glücklich an und versuchten mir Mut zu machen. "Guten Morgen Klasse und Herzlich Willkommen im neuem Halbjahr. Wie ihr seht, hab ich jemanden mitgebracht. Dies ist Melinda und wird ab sofort in eure Klasse gehen. Bitte behandelt sie nett. Magst du dich kurz vorstellen Melinda?" Fragte sie mich. Naja, von mögen kann man hier ja nicht reden, aber was solls. Ich muss nett und offen sein um akzeptiert zu werden. "Hi, ich bin, wie ihr wisst Melinda und bin 15 Jahre alt. Irgendwelche Fragen?" Ich schaute mich genauer um.

In dieser Klasse sind hauptsächlich Mädchen. Jeder sah anders aus, hatten teilweise andere Hintergründe, dennoch waren sie ein Team, eine Gemeinschaft und schlossen andere nicht aus. Dies war zumindest mein erster Eindruck. Mal sehen, ob ich Recht habe.

Ein paar Hände gingen in die Luft. Ich nahm zuerst ein Mädchen dran, dass dunkelblonde aber lockige Haare hatte. Einen dunkleren Teint(?) Und blauen Augen. "Was sind deine Hobbies?" Fragte sie. Ich überlegte einen Moment. "Karate. Allerdings mache ich es nur, wenn ich bei meinen Eltern Zuhause bin." Einige guckten mich nun interessiert an. "Ebenfalls schreiben." Ich schaute mich weiter um und sah einen Jungen, dessen Hand noch oben war. "Ja?" Fragte ich, da ich die Namen noch nicht kannte. "1. Warum hast du die Stufe gewechselt?" Er hatte braune Haare und graue Augen. "Weil meine Noten entsprechend gut waren. Und 2.?" Fragte ich. "2. Darf ich deine Nummer haben?"

Ich hob eine Augenbraue hoch was sagen sollte Ist-das-dein-Ernst- wir-kennen-uns-gerade-noch-keine-fünf-Minuten-und-du-willst-meine-Nummer? Er gehört bestimmt zu den Bad Boys wie Sam. "Wieso sollte ich dir meine Nummer geben? Wir kennen uns gerade Mal seit fünf Minuten und ich gebe keiner Fremden Person einfach so meine Nummer!" Ich blickte zu Frau Chire sie nickte. "Du darfst dich neben Matthew setzen." Ich nickte ihr dankend zu und humpelte zu meinem neuen Platz.

Ich bin ziemlich froh, dass ich neben jemanden sitze, den ich schon kenne. Matthew grinste mich an. "Ich möchte euch bitten eine Zeichnung zu erstellen, bei der ihr etwas zeichnet, das euch sehr wichtig ist. Es kann genauso gut auch eine Person sein. Es kann sich genauso gut um eine Szene handeln." Ich brauchte nicht lange zum überlegen. Sobald ich ein Blatt hatte fing ich an mit Bleistiften zu zeichnen.

Auch wenn ich den Ort lange nicht mehr gesehen hatte, war das Bild so deutlich im Kopf. Als ob ich es gestern erst erlebt hatte. Während ich das Bild zeichnete kamen so viele Emotionen hoch.

Ca. Eine viertel Stunde vor Ende der Stunde war ich fertig. Sobald ich das Bild komplett sah kam wieder alles hoch. Mit zitternden Hand legte ich mein Bleistift weg.

"Was hast du da gemalt?" Fragte eine Mädchenstimme. Ich starrte aber nur auf mein Blatt. Wieso habe ich ausgerechnet das gemalt? Es war doch klar, dass danach gefragt wurde! Ebenfalls, dass alles wieder hochkommt! Seit wann war ich so leichtsinnig? "Melinda?" Fragte jetzt eine Jungenstimme und wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht rum, was mich wieder zurück in die Realität holte. "Ähm... was?" Ich löste meinen Blick vom Blatt und starrte in zwei Augenpaare. Die einen waren von Matthew und die anderen waren von einem Mädchen, dass mich vorhin gefragt hatte, was für Hobbies ich hatte. Ich schaute wieder auf mein Blatt. Plötzlich kam auch noch Frau Chire zu mir. Sie schaute auf mein Blatt und dann wieder mich. "Stell doch bitte dein Bild vor. Wie ich sehe bist du fertig und es ist nicht schlecht." Schweigend stand ich auf. Doch mit meinen Krücken konnte ich schlecht das Blatt hoch halten. Matthew stand ebenfalls auf und ging mit mir nach vorne. Eigentlich wollte ich nicht vorstellen. Ich fühlte mich richtig unwohl. Das hier, was ich auf das Blatt gemalt hatte, wusste niemand außer meinen Eltern und Liz. Und jetzt sollte es jeder in meiner Klasse erfahren.

Matthew schaute mich nochmal an, bevor ich tief Luft holte und alles raus ließ. "Ich habe ein Baumhaus gemalt, indem ich oft mit meiner besten Freundin gespielt hatte. Wir haben uns dort alles erzählt, deshalb wurde das zu unserem Lieblingsort. Als ich um die sieben war, hat sie mir erzählt, dass sie Leukämie hatte. Ich hatte damals noch nicht so richtig gewusste, was das war, doch das sie sterben wird, das war mir klar. Von da an änderte sich alles für mich. Wir haben uns noch mehr dort getroffen. Ungefähr ein halbes Jahr später passierte es. Wir waren wieder im Baumhaus und lachten über unsere Lehrer. Plötzlich bekam sie keine Luft mehr. Sie wurde zuerst total blass. Ich habe versucht Hilfe zu holen und sie zu beruhigen, doch nach kurzer Zeit wurde sie bewusstlos und das letzte was sie zu mir sagte war, dass sie für immer meine beste Freundin sein würde und immer auf mich aufpassen würde." Ich fing an zu weinen. Ich hatte nur einmal drüber gesprochen, doch nicht so intensiv. "Ich nahm sie in die Arme und fing an zu weinen. Doch als die Rettungskräfte eintrafen lag sie schon leblos in meinen Armen." Ich hörte auf zu erzählen. "Vielen Dank für deine Erzählung und ebenfalls für deine Offenheit." Ich nickte immer noch mit feuchten Augen und humpelte zu meinem Platz. Auf dem Weg zu meinem Platz, sah ich in ein paar Augen Tränen. Ich merkte ebenfalls, dass mich so gut wie jeder anstarrte.

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