#21 - hugging

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song für's chapter: ICH ROLLE MIT MEIM BESTEN FEAT. MARTERIA - HAFTBEFEHL
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Am nächsten Morgen wachte ich im Gegensatz zum Vortag vollkommen entspannt und ausgeschlafen auf, was wahrscheinlich daran lag, dass ich gestern früh ins Bett gegangen war. Aaron war dann irgendwann doch noch vom Einkaufen nach Hause gekommen und wir hatten unseren Game of Thrones-Marathon fortgesetzt. Nach dem Staffelfinale der ersten Staffel war ich schnell ins Bett gegangen und fast sofort eingeschlafen.

Während ich die neuen Nachrichten, die im Laufe der Nacht und des Morgens hereingekommen waren, überflog, vernahm ich den Geruch von Pfannkuchen. Stimmt, Aaron hatte eingekauft, aber damit, dass er jetzt gleich ein leckeres Frühstück zubereitete, hätte ich nicht gerechnet.

Gut gelaunt und motiviert stand ich auf und steckte kurze Zeit später meinen Kopf in die Küche, in der Aaron zur Radiomusik tanzend mit einer Pfanne hantierte. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, als ich mich an den Küchentisch setzte und ihn weiter beobachtete.

"Na, gut gelaunt?", fragte ich ihn und knotete meine Haare schnell zu einem hohen Dutt.

"Oh ja", grinste mich Aaron an und platzierte einen Pfannkuchen auf dem Teller vor mir.

"Gibt's einen bestimmten Grund?", fragte ich interessiert und kniff meine Augen beobachtend zusammen.

Aaron stellte die Pfanne wieder auf den Herd und setzte sich dann zu mir. Interessiert beugte er sich vor und erzählte: "Ich hatte dir doch von der Party am Samstag und diesem Mädchen erzählt. Ob du's glaubst oder nicht, anscheinend hatte ich ihr auf der Party meine Nummer gegeben, sie hat mir nämlich gestern Abend geschrieben." Aarons Grinsen nahm mittlerweile fast die Hälfte seines Gesichts ein.

"Awe, wie süß", meinte ich und stützte meinen Kopf auf meine Hände, "und ihr versteht euch gut?"

Aaron nickte und stand dann auf, um den Pfannkuchen aus der Pfanne zu holen und diesen auf den kleinen Stapel zu legen. Anschließend setzte er sich wieder zu mir und steckte sich immer noch grinsend ein Stück Pfannkuchen in den Mund. "Wir treffen uns heute Nachmittag", erzählte er mit vollem Mund.

"Das klingt doch super! Schon mal viel Glück", wünschte ich ihm und probierte dann ebenfalls ein Stück des Pfannkuchen, der natürlich dank Aarons professionellen Kochkünsten super lecker schmeckte.

Warum hatte er bloß solch ein Glück mit der Liebe? Natürlich wünschte ich es ihm von ganzem Herzen, aber warum konnte ich nicht auch einmal so ein Glück haben? Alles schien perfekt mit Jonas und dann - wie sollte es in meinem Leben auch anders sein - strich mir mein eigenes Leben mal wieder einen Strich durch die Rechnung.

"Dreylis? Dreylis?", Aaron schnipste mit seiner Hand vor meinem Gesicht, bis ich mich ihm zuwandte, und holte mich somit aus meinen Gedanken, "musst du nicht zur Schule?"

"Mhh?", fragte ich wenig hilfreich.

"Es ist schon 17 nach und deine Bahn -"

"Waaaaas?" Erschrocken sprang ich auf, bedankte mich schnell bei Aaron und rannte in mein Zimmer.

***

Natürlich hatte ich es heute Morgen doch noch pünktlich zur Schule geschafft. Auch die ersten beiden Stunden waren schnell vergangen, sodass ich jetzt in der Pause im Foyer stand und einen Blick auf den Vertretungsplan warf.

"Dreylis?", hörte ich plötzlich eine Stimme neben mir. Ich schaute nach rechts und erkannte Maite, die einen etwas zerknirschten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute sie abwartend an.

"Jonas hat mir erzählt, was passiert ist. Und auch von eurem Gespräch gestern", erzählte sie. Ihre Stimme wurde immer leiser, bis sie schließlich fast nicht mehr zu hören war.

"Und jetzt willst du mir auch sagen, dass ich Jonas noch eine Chance geben soll und wie sehr er das bereut und so?", fragte ich und verdrehte meine Augen.

"Oh Gott, nein", Maite riss ihre Augen auf, "nein, ich kann dich total verstehen. Jonas ist ein Arschloch."

Bei ihrer Wortwahl musste ich grinsen. Irgendwie schien das in letzter Zeit jeder so zu sehen.

Maite erwiderte mein Grinsen und fragte dann leise: "Also sind wir... Noch befreundet?"

"Natürlich, bei uns ist doch alles klar", versprach ich und zog sie in eine Umarmung. Es war schön, sie wieder in meinen Armen zu halten und mit ihr zu reden. Wie sehr ich das vermisst hatte.

"Außerdem sind alle, die das Arschloch hassen, meine Freunde", fügte ich leise hinzu, was sie zum Lachen brachte. Wir lösten uns wieder voneinander, lächelten uns aber immer noch an.

"Aber jetzt erzähl mal, was habe ich in der letzten Zeit verpasst? Gibt's was Neues?", fragte sie dann neugierig.

Während ich überlegte, ob ich ihr von Felix' und meiner neuen Freundschaft erzählen sollte, schaute ich mich im Raum um. Konnte ich ihr vertrauen, dass sie es nicht weitererzählte? Eigentlich vertraute ich ihr noch genauso wie schon immer. Aber was war, wenn sie es nicht verstand?

Während ich mich umschaute, erkannte ich ein mir bekanntes Gesicht in der Menge. Felix stand auf der anderen Seite des Raumes und - als würde er meinen Blick spüren - schaute in dem Moment auch zu mir. Auf seinem Gesicht entstand ein kleines Lächeln, welches ich augenblicklich erwiderte.

Doch dann drehte sich Maite, die bisher mit dem Rücken zu Felix gestanden hatte, um und schien nach dem Grund für mein Lächeln zu suchen. Das war der Moment, in dem ich entscheiden musste, ob ich es ihr erzählte oder nicht. Kurz warf ich Felix noch einen Blick zu und atmete tief ein. Gerade als ich ansetzen wollte, um Maite alles zu erzählen, schüttelte Felix kaum merklich seinen Kopf. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen, woraufhin er erneut seinen Kopf schüttelte. Was zur Hölle wollte er? Als ob er wusste, was ich vorhatte?

Trotzdem beschloss ich, Maite erstmal nichts zu erzählen. Inzwischen hatte sie sich wieder zu mir umgedreht und musterte mich neugierig.

"Wem hast du gerade zugelächelt?", fragte sie mit einem Grinsen im Gesicht.

"Ähm... Niemandem. Ich musste gerade daran denken, dass Aaron total verliebt ist und heute wahrscheinlich seine große Liebe wieder trifft." Wow, endlich mal eine gute Ausrede, dachte ich und klopfte mir innerlich selbst auf die Schulter.

"Echt? Hat er auch gesagt wen?", fragte sie weiterhin interessiert.

"Er meinte nur, dass er das Mädchen auf der Party am Samstag kennengelernt hätte. Aber er war mega besoffen", lachte ich und zuckte mit den Schultern.

"Na dann", grinste Maite.

Dann klingelte es und wir umarmten uns erneut lange. Ich schloss meine Augen und genoss einfach das Gefühl, wieder eine gute Freundin zu haben.

"Ich bin so froh, dass du mir verzeihst", seufzte Maite.

"Was soll ich dir denn verzeihen? Du hast schließlich nicht meinen Ex-Freund geküsst", dann machte ich mir von ihr los und musterte sie, "oder?"

"Nein, um Gottes Willen", lachte Maite und ich stieg in ihr Lachen ein.

"Okay, ich muss dann mal zum Unterricht", verabschiedete ich mich und stellte mal wieder fest, wie blöd es war dass Maite und ich keinen einzigen gemeinsamen Kurs hatten. Wir waren einfach zu unterschiedlich. Aber vielleicht verstanden wir uns gerade deswegen so gut.

teach me. | dnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt