song für's chapter: RUN AWAY - YELLOW CLAW
__________________________Portemonnaie, Schlüssel, Lippenstift, Puder, Taschentücher - ich schmiss alles schnell in meine kleine Clutch und verließ unsere Wohnung. Ich würde sowieso nichts wiederfinden können, wenn ich etwas davon brauchte. Aber jetzt hatte ich erstmal ein anderes Problem, denn ich war schon zwölf Minuten zu spät.
An der Haustür angekommen, öffnete ich diese und blickte direkt meinem grinsenden Freund entgegen. Dieser zog mich augenblicklich in eine enge Umarmung und gab mir einen langen Kuss auf meine Lippen.
"Endlich!", seufzte Felix und nahm mich an der Hand, um mich zu seinem Auto zu leiten. Ich versuchte auf meinen hohen Schuhen und in meinem engen Kleid mit seinen langen Beinen Schritt zu halten, was wirklich schwer war. Auch Felix hatte sich heute schick gemacht; er trug einen schwarzen Anzug, den er definitiv öfter aus seinem Kleiderschrank holen sollte. Er öffnete mir wie der wahre Gentleman, der er nun einmal war, die Beifahrertür und stieg dann anschließend neben mir ein.
"Du siehst wunderschön aus, Drey", meinte er, bevor seine Augen sich nach vorne richteten und der Wagen langsam startete.
"Das sagt der attraktive Mann neben mir", meinte ich grinsend und verschränkte meine Hand mit seiner, die ihren gewohnten Platz auf meinem Oberschenkel gefunden hatte.
Wir fuhren durch die Nacht, während die vielen Lichter der Großstadt an uns vorbei zogen und uns immer wieder hell erleuchteten. Nun lebte ich seit fast einem Jahr hier und hatte mich wahrhaftig verliebt. Verliebt in die Lebendigkeit der Stadt. Verliebt in Maite, meine allerbeste Freunde bis zum Mond und wieder zurück. Verliebt in den wunderschönen, riesigen Mann, der gerade meine Hand ergriff, um mich in das große Gebäude zu führen.
Auch hier waren überall Lichter angebracht und alles strahlte einen sehr festlichen Charme aus. Ich fühlte mich augenblicklich wohl und zog Felix mit mir zusammen an dem Empfang vorbei in den großen Saal. Es war das erste Mal, dass ich seine Hand hielt, während wir uns zwischen den anderen Schülern meiner Stufe befanden.
Ich spürte alle Blicke, die auf uns gerichtet waren, und rückte instinktiv näher zu Felix, welcher mir ein beruhigendes Lächeln schenkte. Doch ich kannte ihn besser; ich wusste, dass er genauso aufgeregt und unsicher war wie ich. Also machte ich es ihm nach, reckte mein Kinn hoch und folgte ihm quer durch den Saal zu unserem Tisch.
"Dreylis! Felix!", kam uns Maites aufgeregte Stimme schon entgegen, die gerade von unserem Tisch aufstand, um uns entgegen zu kommen und uns zu umarmen.
"Mega Auftritt habt ihr da gerade hingelegt", grinste sie uns breit an. Zusammen ließen wir uns wieder an dem runden Tisch nieder, wobei Felix' und meine Hand immer noch verschränkt blieben.
"Alles geplant", spielte mein Freund den Coolen und zuckte mit den Schultern, während ich ihn von der Seite betrachtete und auslachte. Natürlich hatten wir uns gedacht, dass wir einiges an Aufmerksamkeit erregen würden, aber so krass wie gerade hatten wir es uns nicht vorgestellt.
"Es muss so schön sein, wenn man sich endlich öffentlich zusammen zeigen kann", lächelte Maite verträumt.
"Du kannst es dir nicht vorstellen. Erst jetzt weiß man so richtig, wie sich Freiheit anfühlt", erzählte ich und mein Blick wanderte zu Felix, der mir bereits verliebt zulächelte. Ich fand es immer noch schwer zu verstehen, dass wir ab heute - meinem offiziellen Schulabschluss - ein ganz normales Paar sein konnten. Er war nicht mehr länger mein Lehrer, ich nicht mehr länger seine Schülerin. Wir waren zwei ganz normale Erwachsene, die sich ineinander verliebt hatten und das nun auch öffentlich zeigen konnten.
"Hey!", begrüßte uns mein Bruder, der gerade an unserem Tisch aufgetaucht war, und schlug in Felix' Hand ein. Er umarmte mich von hinten - da ich immer noch saß, war das Ganze etwas schwieriger - und ließ sich dann neben Maite nieder, wobei er einen Arm um ihre Schultern legte.
"Leute?", fragte ich mit einem fetten Grinsen und zog eine Augenbraue hoch. Ich betrachtete Maites und Aarons Mimik genau, sodass ich den kurzen Eindruck der Ertapptheit mitbekam.
"Gut, okay. Ich geb's ja schon zu. Maite und ich hatten gestern unser erstes Date", brachte Aaron schließlich heraus, während er mit Maite einen kurzen Blick tauschte.
"Aw, ich wusste es!", rief ich und lehnte mich an Felix' Schulter. Die beiden passten einfach perfekt zusammen. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte ich gespürt, dass die beiden etwas füreinander empfanden, und hier vor mir saß der lebende Beweis, dass weibliche Intuition Recht hatte.
"Ruhe, bitte!", ertönte aus den Lautsprechern die Stimme unserer Schuldirektorin. Sofort verstummten die Gespräche und alle Köpfe drehten sich in ihre Richtung. "So, ich möchte mich erst einmal für das angenehme Schuljahr mit ihnen bedanken. Aber was für mich erst ein Jahr ist, sind für sie nun schon zwölf. Zwölf Jahre sind sie hier nun alle schon zur Schule gegangen mit dem einen Ziel: Ihrem Abschluss. Und ihnen allen darf ich nun auch zu diesem gratulieren!"
Alle im Saal begannen zu klatschen, um ihre Anerkennung zu zeigen. Wenn man so darüber nachdachte, war es echt heftig, dass man zwölf Jahre lang zur Schule gegangen ist, nur um dann einen Abschluss zu haben. Und danach begann einfach das harte Berufsleben. Ich war gespannt, was mich in der Zukunft noch so erwarten würde, denn momentan sah diese noch sehr weiß aus. Ich hatte mich noch nicht einmal entschieden, was ich studieren möchte.
"Auf Wunsch ihres Jahrgangs haben wir eine anonyme Wahl zur Abschlussballkönigin und zum Abschlussballkönig gemacht. Nun werden wir die Gewinner verkünden", fuhr die Schulleiterin fort, als der Applaus abgeklungen war. Ein Mann in Anzug kam auf die Bühne und reichte ihr einen Umschlag, den sie dann quälend langsam öffnete. Ich wusste nicht einmal mehr, für wen ich bei der Wahl abgestimmt hatte, denn mir persönlich war so etwas ziemlich egal. Aber das schien nicht allen so zu gehen, denn die meisten Augenpaare waren starr auf die Schulleiterin fixiert, welche nun die beschriebene Karte las.
"Unser Abschlussballkönigspaar sind... Jonas und Hannah! Bitte kommt zu mir auf die Bühne", rief sie laut ins Mikrofon. Die beiden liefen getragen von Applaus auf die Bühne und bekamen Kronen aufgesetzt. Das nennt man dann wohl die Ironie des Schicksals.
Ich wandte meinen Blick ab und betrachtete Maite, die das soeben ernannte Königspaar genauso wie ich ausdruckslos betrachtete. Es war keine Spur von Neid oder Reue in ihren Augen zu sehen. Allerdings befand sich dort auch kein Hass, was mich sehr glücklich machte. Als sich unsere Blicke kurz trafen, lächelten wir uns gegenseitig zu. Denn Jonas und Hannah waren Vergangenheit; sie lagen weit hinter uns und um sie würden wir uns nicht mehr kümmern.
"Darf ich um diesen Tanz bitten, Mylady?", fragte Felix mich und unterbrach so meine Gedanken.
Ich schenkte ihm ein breites Lächeln und antwortete: "Aber selbstverständlich, gnädigster Herr."
Zusammen traten wir auf die Tanzfläche, die sich auch rasch füllte. Felix legte seinen Arm um mich und ich platzierte meine kleine Hand in seiner viel zu großen. Ich konnte nicht anders, als glücklich zu ihm auf zu lächeln, während wir uns gemeinsam im Kreis drehten. Felix' und mein Blick trafen sich und es entstand erneut dieses fröhliche Kribbeln in meinem Bauch, das ich in Felix' Gegenwart fast dauerhaft besaß.
Schließlich senkte Felix seinen Kopf und ich stellte mich auf meine Zehenspitzen, während wir unseren Tanz unterbrachen. Unsere Lippen trafen aufeinander und lösten Hunderte kleiner Feuerwerke in mir aus.
Es war das erste Mal, dass wir uns öffentlich als Paar zeigten. Das erste Mal, dass wir öffentlich unsere Gefühle zeigten. Das erste Mal, dass wir uns in der Öffentlichkeit küssten.
Und das war ein verdammt schönes Gefühl - Freiheit.
__________________________
A/N: warum die story jetzt schon zu ende ist? ja, das weiß ich auch nicht so genau, hahah. irgendwie scheint 37 meine zahl zu sein. :D aber ich habe im momemt echt keine dner feels mehr und zudem auch keine wirkliche lust mehr am schreiben (und zeit sowieso eigentlich nicht). idk.
das hier ist auf jeden fall das relativ ungeplante ende. hoffe, die story hat euch gefallen! ich hatte spaß daran, sie zu schreiben, nur habe ich es jetzt einfach nicht mehr gefühlt. ich hoffe, man merkt das jetzt am ende nicht zu sehr.
<3
![](https://img.wattpad.com/cover/33058969-288-k266272.jpg)
DU LIEST GERADE
teach me. | dner
FanficNeue Schule - neues Leben. Oder? Einen Versuch ist es zumindest wert. Das dachte sich Dreylis auch, als sie ihren ersten Schultag nach ihrem Umzug in die Großstadt Köln begann. Doch dann kam alles ganz anders als erwartet. Beim Versuch, sich ein ha...