#17 - gentleman

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song für's chapter: SUNDAY MORNIN' CHILLIN' - LEFT BOY
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Mit einem angenehmen Gefühl und vollkommen ausgeschlafen wachte ich am nächsten Morgen auf. Das Zimmer lag immer noch in vollkommener Dunkelheit, aber das störte mich nicht, denn ich musste vorerst meine Gedanken ordnen, bevor ich in die Welt da draußen gehen wollte.

Welcher Tag war heute eigentlich? Ach ja, Sonntag. Sofort hatte ich einen Ohrwurm - Sunday mornin' chillin', I'm hungover, I feel like my life is over, I need to get sober and that's just some hours away. Genau wie Left Boy fühlte ich mich auch gerade. Und am liebsten würde ich auch den ganzen Tag im Bett verbringen, aber das Bett, in dem ich lag, war überhaupt nicht meins.

Ich war in der Wohnung meines Lehrers und diese unreflektierte Entscheidung konnte ich nur auf meine gestrige Müdigkeit zurückführen. Ich meinte, was hatte ich mir dabei gedacht? Irgendwann musste ich diesen Raum ja mal verlassen und dann musste ich wieder mit Herrn von der Laden sprechen. Und dieser Typ schüchterte mich ein.

Nichtsdestotrotz stand ich aber einige Momente später auf und checkte mein Handy. Es war mittlerweile schon 11 Uhr und ich hatte zwar immer noch kein Internet, aber einen Haufen verpasster Anrufe und neuer SMS. Größtenteils von Jonas, die mich frustriert aufseufzen ließen. Da ich keine Lust hatte, mich jetzt mit ihm auseinanderzusetzen, ignorierte ich ihn vorerst und ließ mein Handy in der Hosentasche der viel zu großen Hose verschwinden.

Dann lief ich zur Tür, trat heraus und schaute mich erst einmal um. Links von mir befand sich die Haustür. Eigentlich könnte ich sofort wieder durch diese verschwinden und dem komischen Gespräch mit Herrn von der Laden entgehen, von dem ich wusste, dass es bald zu diesem kommen würde.

Andererseits meldete sich gerade mein Bauch, den ich daraufhin schnell drückte. Außerdem konnte ich auch nicht einfach so das Haus verlassen, wenn er so nett und zuvorkommend zu mir gewesen war.

Meine guten Manieren - und mein Hunger - siegten und so trat ich nach rechts in den Flur. Ich befand mich umgeben von Hunderten von Fotos und blieb erneut stehen, um mir ein paar anzusehen. Wie süß Herr von der Laden doch als Kind ausgesehen hatte! Überall konnte man den kleinen Lockenkopf entdecken, den stets ein verkniffenes Grinsen begleitete, welches ich selbst zu gut kannte.

Kopfschüttelnd setzte ich meinen Gang durch den Flur fort. Am Ende befanden sich drei Türen, die alle verschlossen waren. Super, welche wählte ich jetzt aus?

In der Hoffnung, die Küche zu finden, öffnete ich vorsichtig die linke Tür. Doch dort hinter verbarg sich nur ein weißes Badezimmer, in dem alle Wände verspiegelt waren, sodass es riesig wirkte. Staunend schaute ich mich einmal um - besonders die riesige Dusche sprang mir ins Auge - , schloss dann aber wieder rasch die Tür. Ich wollte hier nicht herumschnüffeln, eigentlich war ich nur auf der Suche nach der Küche.

Und diese befand sich glücklicherweise auch hinter der zweiten Tür. Doch ich hatte nicht nur die Küche gefunden, sondern gleich dabei auch den Besitzer der Wohnung.

"Morgen", begrüßte ich Herrn von der Laden schüchtern, der am Küchentisch saß und gerade eine Zeitung durchblätterte. Überrascht schaute er auf und sein Blick streifte einmal kurz über meine Kleidung, fixierte sich dann aber auf mein Gesicht.

"Guten Morgen, hast du gut geschlafen?" Er wirkte gut gelaunt und schenkte mir ein Lächeln.

"Ja, sehr gut, danke", antwortete ich leise. Es verwirrte mich immer noch, dass er mich jetzt neuerdings duzte, aber wahrscheinlich war ihm das selbst gar nicht aufgefallen. Ich würde mich gerne zu ihm an den Tisch setzen, blieb aber aus Höflichkeit etwas unschlüssig bei der Tür stehen.

teach me. | dnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt