#29 - thirst for adventure

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song für's chapter: MIDNIGHT CITY - M83
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Ich hatte Felix hinterher geblickt, der gerade in seinem Zimmer verschwunden war, und drehte mich dann wieder zu Maite und Nina um. Auf Maites Gesicht befand sich ein breites Grinsen, das ich fröhlich erwiderte. Ich war mich sicher, dass diese Studienfahrt unsere Freundschaft verstärken würde und war froh, endlich mal etwas Auszeit vom langweiligen Alltag zu bekommen.

"Lass' mal noch ein bisschen raus gehen?", schlug Nina vor und ging in Richtung Tür.

"Ich bezweifle zwar, dass da viel ist, aber klar", stimmte ich zu und folgte ihr wieder nach draußen. Wir entschlossen uns, den Weg ins Tal einzuschlagen, da sich um die Jugendherberge herum wirklich absolut nichts befand.

Während wir langsam den Berg hinunterstiegen, warf mir Maite immer wieder Blicke zu, die ich nicht so richtig einordnen konnte. Nach einiger Zeit erwiderte ich ihren Blick einfach mit einer hochgezogenen Augenbraue und fragte: "Was' los?"

Maite grinste erneut und meinte dann: "Du bist verliebt." Sie beugte sich etwas näher zu mir und kicherte leise in mein Ohr: "Und ich weiß auch, in wen."

Ich wusste nicht so recht, wie ich darauf reagieren sollte. Aber ich wurde ziemlich rot, während ich versuchte, mein Lächeln zu unterdrücken, und gleichzeitig erneut meine Augenbrauen hochzuziehen.

"Oh, ich habe sowas von Recht", grinste Maite und stupste mir mit ihrer Schulter gegen meine. Sie war meine beste Freundin, ihr konnte ich es doch erzählen, oder? Sie würde mich doch verstehen.

Schließlich nickte ich schlicht und bei dem Gedanken an Felix musste ich unverzüglich lächeln. Wie konnte ein kleiner Gedanke bloß so starke Gefühle auslösen?

"Awe, du wirst voll rot", lachte Maite. Inzwischen waren wir im Tal angekommen, indem sich ein kleines Dorf mit ein paar Geschäften und natürlich einer Kirche befand.

"Leute, es gibt hier sogar ein H&M", meinte Nina begeistert und zeigte auf einen kleinen H&M-Store, auf den sie jetzt zu lief. Maite und ich blieben etwas zurück, während Nina sich die Schaufenster anschaute. Jedoch interessierte mich eines brennend: "Was glaubst du denn, wer ist es?"

"Unser sexy Lehrer, der zufälligerweise vorhin unbedingt in deinem Team sein wollte", meinte sie mit einem Augenzwinkern, "es gab vorhin ganz schön heiße Momente zwischen euch."

"Oh mein Gott." Das klang so, als wäre unsere Beziehung mehr als offensichtlich, und das war ganz und gar nicht gut. Beschämt verdeckte ich mein Gesicht mit meinen Händen und seufzte.

"Aber hey, ich kann dich beruhigen, er scheint sich auch ganz schön für dich zu interessieren", meinte Maite und schenkte mir ein tiefes Lächeln.

"Wir sind ja auch irgendwie... Zusammen?!", grinste ich sie an. Gespannt hielt ich meinen Atem an, während ich ihre Reaktion beobachtete. Was dachte sie jetzt bloß von mir? Hoffentlich änderte das nicht ihre Meinung von mir.

Während sich ihre Augen kurz weiteten, blieb sie stehen und hielt mich mit sich an. Dann bildete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht und sie sagte: "Er macht dich wirklich glücklich, oder?"

Schweigend erwiderte ich ihr Lächeln mit einem Kopfnicken. Felix war das Beste, was mir passieren konnte. Besonders nach so einem schrecklichen Trennung wie der mit Jonas.

"Oh, ich freu mich so für dich, Drey!" Maite zog mich in ihre Arme und drückte mich an sich. Zusammen lachten wir etwas, während wir uns umarmten.

"Ich bin so froh, dich zu haben!", meinte ich ehrlich zu ihr, während wir uns wieder voneinander lösten.

"Ebenso", grinste sie und nahm dann meine Hand, um mich weiterzuziehen, "und jetzt erzähl mal, wie das alles passiert ist!"

***

Um kurz vor zehn kamen wir dann nach einem anstrengenden Aufstieg endlich wieder an der Jugendherberge an. Dieser kleine Ausflug am Abend hatte sich wirklich gelohnt. Und damit meinte ich nicht, weil es lustig war, dass Nina fast in den Dorfplatzbrunnen gefallen war, oder weil wir tatsächlich noch einen geöffneten Eisladen gefunden hatten. Nein, es war einfach schön, meine Gefühle mal endlich mit jemandem zu teilen. Maite hatte so positiv reagiert, dass ich ihr mein ganzes Herz ausgeschüttet hatte. Ein bisschen Angst hatte ich zwar, dass sie womöglich das nächste Mal, wenn sie Felix sah, einen blöden Kommentar brachte, aber ich vertraute ihr.

"Gibt's eigentlich eine Nachtruhe?", fragte ich, als wir durch den leeren Gang zu unserem Zimmer gingen.

"Bestimmt, aber wer achtet auf sowas?", meinte Nina lachend und zuckte mit ihren Schultern. Als wir das Zimmer betraten, schmiss sie sich direkt auf ihr Bett und meinte: "Gott, ich bin so müde!"

Maite und ich lachten leise und setzten uns dann an den Tisch. Da ich auf der Hinfahrt im Bus so viel geschlafen hatte, war ich jetzt kein bisschen müde. Aus meiner Jackentasche holte ich mein Handy und las mir meine Nachrichten durch, wozu ich den Tag über nicht gekommen war.

Aaron: Alles klar?

Aaron: Drey, warum schreibst du nicht? Seid ihr schon da?

Aaron: Dreylis! Ich mache mir Sorgen! Bitte sag mir, dass ihr keinen Unfall hattet, du dein Handy nicht verloren hast und bei euch alles okay ist.

Seine letzte Nachricht war gerade vor ein paar Minuten eingegangen und er war noch online. Schnell tippte ich eine Antwort, in der ich erklärte, dass es uns allen gut ging, wir schon länger angekommen waren, die Jugendherberge in Ordnung war und ich ihn vermisste. Manchmal spielte er sich wirklich ziemlich auf, aber er war einfach ein viel zu lieber Kerl, als dass ich ihm das übel nehmen könnte.

Während ich auf seine Antwort wartete, kam eine Nachricht in einem anderen Chat ein. Sofort rief ich sie auf und ein Lächeln entstand auf meinem Gesicht.

Felix: Nachtspaziergang?

Und weil es nicht viel dazu zu sagen gab und mein Lächeln inzwischen chronisch wurde, antwortete ich ihm schlicht:

Nachtspaziergang!

Maite schien meine plötzliche Freude zu bemerken, denn sie schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und fragte mich leise: "Na, geheimes Date?"

Zur Antwort grinste ich sie breit an und stand dann auf. Während ich quer durchs Zimmer zur Tür lief, spürte ich neben der Freude ein weiteres Gefühl in mir aufkommen. Abenteuerlust.

teach me. | dnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt