#6 - deep glances

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song für's chapter: KING - YEARS AND YEARS
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"Ja... Hallo? Was gibt's?", nahm ich mein Handy ab, nachdem mich die Vibration etwas unsanft aus meinem Schlaf geworfen hatte.

"Alter, Dreylis, bist du gerade erst aufgewacht?", ertönte Hannahs Stimme am anderen der Leitung.

"Nein?", meinte ich, was aber eher nach einer Frage klang. Ich schlug die Augen komplett auf und schaute auf den Wecker neben meinem Bett. Fuck, ich hatte verschlafen! Aber sowas von.

"Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob ich dir einen Kaffee mitbringen soll? Bin gerade bei Starbucks", erzählte Hannah, während ich aus dem Bett sprang und panisch im Zimmer umher rannte, um alle Kleidungsstücke einzusammeln.

"Das wäre super, danke! Schaffe ich es noch pünktlich?", fragte ich und klemmte mein Handy zwischen Kinn und Schulter, damit ich mir meine Jeans anziehen konnte.

"Klar, aber beeil dich! Herr von der Laden wird sonst wieder angepisst sein und dir 'ne Strafe aufdrücken. Oh, ich bin dran. Bis gleich, wir treffen uns vor der Schule. Beeil dich!" Hannah konnte reden wie ein Wasserfall, krass. Dann ertönte das Signal, das sie aufgelegt hatte.

Leise seufzend, sperrte ich mein Handy und steckte es in meine hintere Hosentasche. Ich tauschte mein weites Schlafshirt noch gegen ein leichtes Blumentop, dann rannte ich auch schon aus der Tür und zog mir im Flur meine Schuhe an.

Für etwas zu Essen, Zähneputzen oder Schminke hatte ich keine Zeit mehr, als ich kurze Zeit später meine Schultasche über die Schulter schmiss und die Wohnung verließ. Ich musste mir in Zukunft dringend einen besseren Zeitplan machen, dann musste der Tag nicht so stressig beginnen.

Zum Glück bekam ich dieses Mal wenigstens meine Bahn und schaffte es, pünktlich zum Klingeln zur ersten Schule das Schultor zu durchschreiten. Hannah stand vor der Eingangstür und grinste mich schon von weitem an.

"Da bist du ja endlich", begrüßte sie mich und hielt mir einen der beiden Kaffeebecher hin, den ich sofort ergriff und einen Schluck nahm. Endlich. Jetzt konnte ich langsam richtig wach werden.

Zusammen betraten wir das Schulgebäude und ich folgte Hannah zu unserem Raum. Wir ließen uns in der letzten Reihe nieder. Der Lehrer war zum Glück noch nicht da und wir redeten noch etwas, während ich meinen Kaffee zu Ende trank.

Schnell brachte ich unsere Becher in den Mülleimer bei der Tür, als ich feststellte, dass mir der Raum sehr bekannt vorkam. Hier hatte ich vorgestern schon einmal Unterricht gehabt, als ich meine Strafe bekommen hatte. Das heißt, Herr von der Laden war mein Deutschlehrer?

Gerade als ich über den Wahrheitsgehalt meiner Überlegungen nachdachte, öffnete sich neben mir die Tür und ich stand dem großen Mann erneut gegenüber. Dieses Mal ging er jedoch an mir vorbei, nachdem er mich mit einem kurzen Blick bedacht hatte, und ich ging ebenfalls zurück zu meinem Platz. Von dort aus beobachtete ich ihn weiterhin. Herr von der Laden also. Das erklärte auch das komische Kürzel Vdl.

Dann schaute er plötzlich auf und sein Blick traf mich direkt, sodass ich schnell nach unten schaute. Ich spürte meine Wangen rot werden. Scheiße, warum passierte mir das jetzt?

"Guten Morgen", begrüßte Herr von der Laden die Klasse. Ich schaute wieder auf und antwortete - wie der Rest der Klasse - mit einem Murmeln. Der Blick des Lehrers schweifte noch einmal durch die Klasse, landete jedoch schließlich wieder bei mir. In seinem Mundwinkel lag ein kleines, verschmitztes Lächeln, das mich ziemlich verunsicherte.

Dann war der kleine Moment auch schon wieder vorbei und er begann seinen Unterricht. Überraschenderweise war es wirklich interessant und ich hörte gespannt zu. Deutsch war schon immer eines meiner Lieblingsfächer gewesen und wir behandelten gerade Dramen. Etwas Besseres gab es nicht. Außer vielleicht Jane Austen Romane in Englisch.

teach me. | dnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt