#7 - advice

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song für's chapter: WHITE NOISE (XYCONSTANT REMIX) - MNEK X DISCLOSURE
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Draußen wartete Hannah wie versprochen auf mich und sobald ich vor ihr stand, bombardierte sie mich mit Fragen. "Und musst du nachsitzen? Wann? Wird er Aufsicht haben? Was habt ihr eigentlich so lange besprochen? Warum schaust du-"

Ich hielt meine Hand hoch, um sie zum Schweigen zu bringen, was mir überraschenderweise auch gelang. Dann holte ich einmal tief Luft und meinte: "Also, ich muss leider am Montag nachsitzen. Und ja, er führt Aufsicht. Und was war die letzte Frage?"

"Warum du ihn immer so komisch anschaust", wiederholte sie und wir begannen, in Richtung Aufenthaltsraum zu laufen.

"Tue ich das?", fragte ich etwas verwirrt.

"Ja, du starrst ihn regelrecht an", erwiderte sie und musste lachen, "und dann hast du ihm heute diese Widerworte gegeben. Flirtest du etwa mit ihm?"

"Was? Nein!", rief ich und lachte auf. Ich flirtete doch nicht mit meinem Lehrer. Das war was für die Schlampen und Bitches, aber nie im Leben würde ich so etwas machen.

Hannah betrachtete mich derweil immer noch kritisch und wackelte mit ihren Augenbrauen. Ich schaute sie offen an und schüttelte meinen Kopf.

"Aber du bist gerade voll rot geworden!", hielt sie mir vor und grinste.

"Gar nicht", antwortete ich leise und drückte meine Hände auf meine Wangen, die sich tatsächlich etwas zu warm anfühlten.

"Erst Jonas und jetzt Herr von der Laden... Dir scheint Köln echt zu gefallen", lachte Hannah und schubste mir mit ihrer Schulter gegen meine.

Ich erwiderte ihr Grinsen. Recht hatte sie schon, in Köln gab es gut aussehende Typen. Und die beiden, die sie genannt hatte, waren eindeutig zwei davon.

Zum Glück kamen wir in dem Moment bei Maite und Jonas an, die uns angrinsten, und konnten das peinliche Thema beenden. Wir umarmten uns alle und unterhielten uns dann über die neuesten Geschehnisse.

"Kommt ihr eigentlich auch am Samstag zu dem Konzert?", fragte ich die beiden und erwiderte Hannahs breites Grinsen. Die Vorfreude hatte uns beide gepackt. Und das, obwohl es erst Mittwoch war.

"Nee, ich bin am Wochenende bei meinen Oma und Opa und kann deswegen nicht", erzählte Maite. Sie wirkte allerdings nicht todtraurig, wahrscheinlich kannte sie die Band sowieso nicht.

"Oh, schade", antwortete ich und lächelte sie dann an, "aber viel Spaß, wird bestimmt schön!"

"Ich komme gerne mit", meinte Jonas mit einem tiefen Lächeln in meine Richtung. Ich erwiderte das Lächeln sofort und wir blickten uns einen Moment in die Augen.

"Super, das wird so toll!", freute sich Hannah und zog unsere Aufmerksamkeit damit auf sie.

"Ja, ich freu mich so, die endlich mal live zu sehen!", fiel ich in ihr Fangirling mit ein. Fehlte nur noch, dass wir beide los kreischten. Zuzutrauen war uns das.

***

Seufzend schmiss ich meinen Schlüssel auf die weiße Kommode in meinem Zimmer und pfefferte danach meine Schultasche neben meinen Schreibtisch. Der Tag hatte mich echt geschafft und alles, was ich wollte, war etwas Entspannung.

Ich ließ mich also rückwärts auf mein Bett fallen und schloss die Augen. Ein kleines Nickerchen würde schon nicht schaden. Die Hausaufgaben konnte ich auch später machen.

Doch kurz bevor ich eingeschlafen war, hörte ich die Tür aufgehen und Aarons Stimme erklang: "Drey, nicht schlafen! Ich will Game of Thrones weiterschauen und wenn ich jetzt ohne dich schaue, bist du wieder angepisst. Komm jetzt!" Seine Stimme wurde immer lauter und als ich mir sicher war, dass sie nicht bloß Einbildung war und auch sehr wahrscheinlich nicht wieder weggehen würde, öffnete ich meine Augen.

Aaron stand vor meinem Bett und hatte seine Hände gefährlich nah in Richtung meiner Füße ausgestreckt. Ich zog schnell meine Beine zu meinem Oberkörper und funkelte ihn böse an.

"Du hast mich geweckt, ich wollte gerade so schön abdriften", meinte ich genervt.

"Du. Ich. Game of Thrones", antwortete er nur und zeigte dabei auf mich, sich und auf die Wand hinter sich, hinter der sich unser Wohnzimmer befand.

Da ich jetzt sowieso wach war und wahrscheinlich nicht mehr schlafen konnte, nickte ich und stand auf. Ich folgte ihm ins Wohnzimmer, wo wir uns beide auf der Couch niederließen. Aaron hatte den Fernseher schon angestellt und die DVD eingelegt, sodass er nur noch auf Play drücken musste.

Außerdem reichte er mir jetzt eine riesige Schüssel Popcorn, zu der ich schlecht Nein sagen konnte. Ich lächelte ihn dankbar an und griff dann in die Schüssel. Popcorn war fast besser als Nutella. Fast.

Wir schauten uns noch zwei Folgen an, dann meinte ich, dass ich so langsam mal Hausaufgaben machen müsse, da es sonst zu spät werden würde. Ich konnte mich abends immer zunehmend schlechter konzentrieren, deswegen machte ich meine Hausaufgaben eigentlich am liebsten so früh wie möglich.

"Irgendwie kommen mir deine neuen Freunde komisch vor", unterbrach Aaron meine Gedanken.

Ich blickte ihn erstaunt an, da er noch nie etwas in dieser Richtung gesagt hatte, und fragte: "Warum das?"

"Ich weiß auch nicht, irgendwie erscheinen sie mir nicht so besonders nett", meinte er. Nicht besonders nett? Wie kam er denn darauf? Auf mich wirkten sie bisher immer zuvorkommend und freundlich und ich hatte sie ehrlich gesagt schon lieb gewonnen.

"Pass einfach auf", fügte Aaron noch hinzu und schenkte mir ein halbherziges Lächeln.

"Mach ich immer", versprach ich und erwiderte sein Lächeln leicht.

***

Der Rest der Woche verging wie im Flug. Inzwischen hatte ich alle Fächer mindestens einmal gehabt und fand mich auch sonst gut zurecht. Ich hatte ein paar nette Schulbekanntschaften gemacht und grundsätzlich hatte ich mich eingelebt.

Hannah und ich waren zu besten Freundinnen geworden. Wir telefonierten jeden Abend noch stundenlang und konnten einfach über alles reden. Sie war zwar immer noch der festen Überzeugung, ich würde auf Jonas und Herrn von der Laden stehen, aber zumindest letzteres hatte ich gestern in der Stunde widerlegt. Ich hatte ihm kein einziges Mal in die Augen geschaut, sodass ich ihn erst gar nicht anstarren konnte, so wie Hannah das immer nannte.

Allerdings hatte ich zu ersterem - Jonas - eine engere Bindung aufgebaut. Wir fuhren beide immer zusammen U-Bahn und wir verstanden uns echt gut. Es war angenehm, mit ihm zu reden und wir hatten immer etwas zu lachen. Und dann war da dieses leichte Kribbeln im Bauch, immer wenn er mich anlächelte oder mir ein Kompliment machte. Inzwischen war ich mir sicher, dass es eine Schwärmerei war. Aber wie viel da letztendlich hinter steckte, konnte ich noch nicht sagen.

Endlich war es Samstag und ich hatte heute Morgen erst einmal lange ausschlafen können. Mein Körper funktionierte normalerweise nämlich nicht vor 11:30 Uhr, nur mit Glück und viel Kaffee schaffte ich es, mich wachzuhalten.

Dann war ich lange duschen gewesen, hatte meine Haare zu einem Dutt gebunden, damit sie an der Luft trocknen konnten, und mich vor den Fernseher gepflanzt. Ich zappte durch die verschieden Sender, fand nichts wirklich gutes, verbrachte letztendlich aber trotzdem mehrere Stunden vor der Kiste. So war das irgendwie immer. Aber was sollte ich auch machen? Aaron musste für seine ersten Prüfungen lernen und keiner meiner Freunde hatte heute Nachmittag Zeit. Wir würden uns erst in zwei Stunden treffen, um zusammen feiern zu gehen.

Schließlich schaltete ich auf einen Musiksender um und brachte mich so etwas in Partystimmung. Ich sang bei den meistens Liedern mit und als eine der vielen Werbepausen kam, stand ich auf und fing an, mich fertigzumachen. Ich schminkte mich etwas mehr, jedoch immer noch dezent, und ließ meine Haare in den luftgetrockneten Wellen auf meine Schultern fallen.

Dann kramte ich etwas in meinem Schrank. Ich wusste genau, was ich anziehen wollte, brauchte aber etwas, um es zu finden. Als ich schließlich die schlichte weiße Bluse und die kurze hellblaue Seidenhose in den Händen hielt, überzog mein Gesicht ein fettes Grinsen. Dieser Abend würde super werden!

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A/N: sorry, dass dieses chapter mehr so ein füller ist (und dass es noch nicht so viel dner action gibt), aber ich möchte es - wenigstens etwas - realistisch halten und dreylis sich deswegen erst langsam eingewöhnen lassen. dafür wird das nächste chapter interessanter! :)

teach me. | dnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt