#30 - night stroll

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song für's chapter: GHOST - HVOB
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Vorsichtig trat ich auf den dunklen Gang und schloss leise die Tür unseres Zimmer hinter uns. Schließlich war es mitten in der Nacht und ich wollte keine Aufmerksamkeit erwecken.

Da Felix nicht geschrieben hatte, wo wir uns trafen, ging ich in Richtung seines Zimmers. Doch ich kam nicht weit, als sich plötzlich von hinten zwei lange Arme um meine Taille legten und mich festhielten. Bevor ich aufschreien konnte, spürte ich sanfte Lippen an meinem Nacken, die mich erschaudern ließen, und kurz darauf Felix' flüsternde Stimme: "Endlich. Ich hab auf dich gewartet."

Mit einer kurzen Bewegung drehte ich mich um und erkannte Felix' leuchtende Augen im Dunkeln. Wie von allein hoben sich meine Hände zu seinem Gesicht und meine Fingerspitzen strichen sanft über seine Wange. War es möglich, dass ich ihn so sehr hatte vermissen können, obwohl wir uns erst vor ein paar Stunden gesehen hatten?

"Ich hab dich vermisst", flüsterte er kaum hörbar und lehnte seinen Kopf in meine Berührung. Da hatte ich meine Antwort und weil es mir genauso erging wie ihm, stellte ich mich auf meine Zehenspitzen und näherte mein Gesicht dem seinen. Und bevor ich wusste, wie mir geschah, schloss er die Lücke zwischen uns und legte seine Lippen auf meine.

Seine starken Arme legten sich um mich und zogen mich noch näher zu ihm, während sich unser Zungen immer wieder wie zufällig berührten. Mit jeder Sekunde kribbelte mein Bauch mehr und ich wollte, dass dieser Moment niemals endete.

Doch viel zu schnell löste sich Felix von mir und nahm meine Hand in seine. Er verschränkte seine langen Finger mit meinen im Gegensatz dazu winzig aussehenden. "Komm, ich möchte dir etwas zeigen."

Hand in Hand verließen wir das große Gebäude und er führte mich ein Stück am Wald entlang. Es war zwar schon spät und der Sonnenuntergang war längst vorbei, aber durch den hellen Mond, der am wolkenlosen Himmel leuchtete, konnten wir alles erkennen. Wir folgten einem kleinen Grasweg am Rande des Waldes und ich spürte meine Anspannung steigen. Was wollte er mir bloß zeigen? Ich konnte es kaum erwarten, das herauszufinden.

Felix grinste von oben auf mich herab und meinte: "Keine Sorge, es sieht wundervoll aus."

Ich erwiderte sein Lächeln, während wir uns tief in die Augen blickten, und sagte dann: "Ich wusste ja gar nicht, dass du ein Romantiker bist."

"Wenn ich möchte, kann ich alles", erwiderte er mit einem spielerischen Ton. So ein arroganter Typ! Ich verdrehte meine Augen, musste dann aber auch lachen. "Und Romantik ist meine Lieblingsepoche", fügte er hinzu. Oh, da war er also wieder - unser Deutschlehrer - und ließ mich gleich erneut meine Augen verdrehen.

Felix schlug dann einen Weg links in den Wald hinein ein und meinte mit ernsterem Ton: "Pass auf, dass du nicht fällst und... Ach, ich trag dich einfach." Bevor ich protestieren konnte, schnappte er mich und positionierte mich auf seinem Rücken. Er ergriff meine Beine, die er nach vorne legte, und für einen besseren Halt schlang ich meine Arme um seinen Nacken.

"Das war aber nicht sehr Gentleman-like", tadelte ich ihn grinsend und legte meinen Kopf in seine Halsbeuge.

"Du kannst auch mich tragen!", erwiderte er herausfordernd, woraufhin wir beide herzlich lachten.

Es waren nur noch ein paar Meter, bis der Wald schließlich lichter wurde und statt den hohen Fichten zunehmend mehr kleine Büsche und andere Gewächse zu sehen waren. Begeistert legte ich meinen Kopf in den Nacken und betrachtete den Sternenhimmel über uns. Es sah wunderschön aus, wie er gesagt hatte.

Felix trug mich noch etwas weiter, bis er mich auf einer kleinen Lichtung herunterließ. Diese endete auf der einen Seite mit dem Wald, aus dem wir kamen, und auf der anderen Seite mit einer Schlucht, an der wir nun standen. Man konnte weit auf die Berge in der Ferne schauen und das Tal war erfüllt mit Wäldern. Zum Glück hatte ich keine Höhenangst; zur Sicherheit fasste ich Felix' Hand aber doch etwas doller.

"Es ist atemberaubend!", meinte ich und grinste meinen Freund an. Auch auf seinen Lippen lag ein tiefes Lächeln und in seinen Augen konnte ich die Freude, die ich ebenfalls verspürte, erkennen.

"Und das war noch gar nicht das Beste. Komm, wir setzen uns hin. Einen Moment müssen wir uns noch gedulden", erzählte er und zusammen ließen wir uns am Rand der Schlucht nieder. Felix hob unsere verschränkten Hände und platzierte kleine Schmetterlingsküsse auf meinem Handrücken, die mein Herz höher schlagen ließen. Wie konnte er bloß so liebenswürdig sein und auf so kleine Details achten?

Ich rutschte näher zu ihm hin und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. So saßen wir da für eine Weile, bis seine aufgeregte Stimme mich aus meinen Gedanken holte: "Da! Schau!"

Erwartungsvoll hob ich meinen Kopf und folgte seinem Blick, der hinaus über die Schlucht hinweg zeigte. Zuerst wusste ich nicht, was er meinte, aber dann nahm ich die klitzekleinen Veränderungen war. Von Sekunde zu Sekunden entstanden immer mehr kleine Lichter in der Dunkelheit der Nacht vor uns, bis sich ein tänzelndes Feld von kleinen, leuchtenden Punkten ergab.

"Glühwürmchen!", rief ich begeistert und sprang auf. Da unsere Hände immer noch miteinander verschränkt waren, zog ich Felix mit mir zusammen hoch. Ich konnte meine Freude nicht in mir halten und sprang lachend auf und ab. Felix stieg in mein Lachen ein und machte ohne Frage mit.

Wie bescheuert das aussehen musste: Zwei erwachsene Menschen stehen mitten in der Nacht auf einer Klippe und springen mit verschränkten Händen auf und ab wie Flummis.

Doch hier sah uns niemand. Und selbst wenn, wäre es uns in unserer persönlichen Freude, die wir gemeinsam teilten, egal gewesen. Dieser Moment war unser Moment - und damit auch gleichzeitig einer meiner schönsten.

Nachdem wir uns wieder etwas beruhigt hatten, schaute ich Felix tief in die Augen und meinte ehrlich: "Danke, dass du diesen wunderschönen Ort mit mir geteilt hast."

Felix wurde leicht rot, lächelte dann aber verschmitzt und meinte: "Ich wollte dich eigentlich nur küssen."

"Warum tust du's dann nicht?", fragte ich ihn in demselben Ton und konnte meine Augen nicht von ihm lösen. Dafür brauchte Felix keine zweite Aufforderung. Er beugte sich über mich, nahm mich in seine Arme und wir beide küssten uns intensiv.

Und es sah auf einmal alles andere als bescheuert aus: Zwei erwachsene Menschen stehen mitten in der Nacht auf einer Klippe und tauschen verliebte Küsse vor einem Hintergrund aus Glühwürmchen.

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A/N: gott, das ist so kitschig. alter. :D

keine sorge, es gibt demnächst auch mal wieder mehr action! aber ich war gerade in der stimmung, das zu schreiben und dreylix ist einfach zu cute.

teach me. | dnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt