Kapitel 5

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„Ich freu mich, dass ihr es gestern Abend noch geschafft habt so zahlreich zu erscheinen. Ich hoffe eure Reise war nicht all zu anstrengend."

Mein Kopf drückte sich schmerzhaft gegen den Boden.
Man hat mir auf die Schnelle einen dicken Umhang übergeworfen, sodass mein kompletter Körper bedeckt war. Anscheinend damit ich keine Sonnenstrahlen abbekam.
Aber komisch, wollten sie mich nicht gerade noch in die Sonne werfen? Der Grauhaarige ließ seinen Griff an meinem Nacken nicht locker und schnürte mit die Luft zum Atmen ab.

„Um euch sehen zu können, ist uns keine Reise zu mühsam. Wir fühlen uns geehrt, hier sein zu dürfen, Oyakata-sama."

Vorsichtig versuchte ich meinen Kopf zu heben, um den Mann anzusehen, welchen die anderen anscheinend so respektierten, doch kaum erblickte ich die hölzerne Terrasse, schon wurde mein Kopf ein weiteres Mal gen Boden gedrückt. Diesmal mit mehr Wucht und Wut, dass ich einen kleinen Aufschrei nicht aufhalten konnte.

„Mir ist zu Ohren gekommen, dass wir nächtlichen Besuch erhalten haben. Mich hat es aber mehr gewundert, dass ich die Information nicht von euch persönlich erhalten habe. Wie kommt es dazu?"

Ich lauschte der ruhigen Stimme vom Mann, den ich noch nicht sehen konnte. Ich mochte seine Stimme.  Das glaubte ich zumindest. Sie erinnerte mich an dich. Du hast auch immer so ruhig gesprochen.

„Es handelt sich um eine Dämonin, Meister. Wir wollten Sie wegen solch einem belanglosen Ereignisses nicht belästigen. Wir wollten uns auch gleich darum kümmern, sodass es aus der Welt geschaffen wird."

Meine Aufmerksamkeit verschwand dann aber immer mehr vom Gespräch als ich etwas anderes bemerkte. Verwundert blickte ich zu meiner rechten Hand, erkannte das sich die Wunde langsam wieder schloss. Es waren nur noch ganz kleine Wunden zu erkennen, die gar nicht mehr bluteten. Hektisch zog ich meine rechte Hand so schnell wie möglich zu mir, inspizierte genauer die kleinen Wunden, nur um kurz danach die Nägel meiner linken Hand auszufahren und in die fast geschlossenen Wunden zu drücken, damit sie aufblieben. Es tat nicht weh. Für diesen Moment empfand ich kein Schmerz sondern etwas anderes, denn ich fühlte mich wieder etwas näher zu dir.

Ich beobachtete wie das Blut aus der Wunde raus trat und über meine Hand auf den Boden tropfte.

„Bringt sie zu mir. Ich möchte selber mit ihr sprechen."

Ehe ich mich versah, wurde ich an den Haaren auch schon hochgerissen. Überfordert versuchte ich mit den schnellen Schritten des Grauhaarigen mitzukommen, stattdessen stolperte ich immer wieder und stieß meinen Knöchel an der Terrasse an, da ich zu spät meine Füße hob. Aus Reflex schnappte ich nach dem Umhang, drückte ihn näher an mich als für einen kurzen Moment meine nackten Beine nicht mehr bedeckt waren. Kaum erkannte ich mich im Schatten vom Dach, schon wurde mir der Umhang weggerissen und ich zu Boden befördert. Dabei wurde ich mit so einer Wucht getroffen, dass ich direkt in die unterwürfige Haltung gedrängt wurde und so auch blieb.

Schweigend blieb ich in dieser Position, traute mich sogar nicht meinen Kimono zu richten, der an der Schulter und den Beinen etwas verrutscht war. Die Stille war erdrückend. Wenn wir so zusammen waren, dann war es auch ganz oft still, doch nicht so. Ich hatte nie was dagegen, wenn wir uns in Schweigen hüllten und den Geräuschen der Außenwelt lauschten, aber diese Stille mochte ich nicht. Ich war mir nicht sicher warum, aber ich wollte nicht, dass diese Stille die ganze Zeit vorhandenen war.

„Verrätst du mir deinen Namen?"

Auf seine Frage hin erhielt er nur Schweigen. Ich glaube ich wollte ihn antworten. Bis jetzt hatte er mir nichts angetan und er hatte auf mich auch keine schlimme Aura, doch ich wusste nicht, wie ich ihm antworten sollte.

𝕀𝕝𝕝𝕦𝕤𝕚𝕠𝕟 // 𝔻𝕖𝕞𝕠𝕟 𝕊𝕝𝕒𝕪𝕖𝕣Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt