Kapitel 37

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„Und wie heißt die Dämonin, die von dir trainiert wird?" fragte Senjuro mit großen Augen seinen Bruder. Der Jüngere war in einer Decke gewickelt, lehnte an die Brust seines Bruders, welcher sich hinter ihn gesetzt hatte. In seinen Händen hatte Senjuro eine Tasse mit warmer Milch, die er vorsichtig an seine Lippen legte um draus einen kleinen Schluck zu nehmen. Schon seit langem saßen die beiden Brüder nicht mehr so einander, schließlich war der Ältere sehr selten zuhause. Umso mehr genoss Senjuro die Zeit mit Kyojuro.

„Der Meister gab ihr den Namen Sadako." Sagte der Ältere, der seine Arme schützend um die kleine Gestalt seines liebevollen Bruders geschlungen hatte.

Senjuro legte bei den Worten Kyojuros seinen Kopf weit in den Nacken um in sein Gesicht zu schauen.

„Der Meister gab ihr den Namen? Und was ist mit ihrem alten Namen? Warum durfte sie den denn nicht behalten?" fragte der Jüngste Rengoku aufgeregt.

„Als sie zu uns kam, hatte sie keinen Namen. Sie und ihre Partnerin, die es leider nach einem Angriff nicht geschafft hatte, besaßen beide keine Namen, weswegen der Meister so gnädig war und ihr einen Namen gab. Meine Schülerin heißt Sadako und ihre verstorbene Partnerin wurde etwas später Chiyoko getauft." Klärte er seinen jüngeren Bruder auf und lächelte ihn liebevoll an, als er in sein Gesicht schaute.

„Oh, das ist schade, wegen ihrer Freundin. Aber der Meister hat einen schönen Namen ausgesucht. Ich mag den Namen." Senjuro gähnte einmal herzhaft und legte seine leere Tasse neben sich, nur um sich an die Brust seines Bruders zu kuscheln. Er war unglaublich müde und war sich nicht sicher, ob er seine Augen noch lange offen lassen konnte, da es wirklich schon späte Nacht war, doch er wollte Sadako unbedingt kennen lernen. Zwar hat er morgen auch noch die Gelegenheit, doch man wusste nie, ob die beiden morgen früh schon wieder los müssten. Deswegen kämpfte der Jüngere gegen die Müdigkeit und gegen die schweren Lider. Kyojuro während dessen schaute aus der leicht geöffneten Tür nach draußen, in den sternreichen Nachthimmel und wartete geduldig, bis seine Schülerin wieder da war. Er konnte es sich nicht nehmen lassen in leichte Sorge zu verfallen, da es die erste Mission war, in der Sadako komplett auf sich alleine gestellt wäre. Nicht dass er sich Sorgen macht, weil er glaubt sie wäre zu schwach, aber es war dennoch ein unbehagliches Gefühl.

„Und ist sie hübsch?" hörte der Ältere die Frage seines jüngeren Bruders. Senjuro währenddessen fragte nicht nur aus Interesse, sondern eher weil er sich durch die ganze Fragerei von der Müdigkeit ablenken wollte. Er gähnte vorsichtig, rieb seine Wange entspannt an die warme Brust von Kyojuro. Jedoch zuckte er erschrocken zusammen als die plötzliche Stille zerstört wurde und zwar von der lauten Antwort seines Bruders.

„Ja, sie ist wunderschön. Eine Augenweide. Du musst ihre Schönheit selber sehen um mir glauben zu können." Kyojuros Augen nahmen einen verträumten Anblick an, als er seinem kleinen Bruder antwortete. Mit solchen Worten hatte der junge Rengoku auf keinen Fall vorbereitet, weshalb er seine Augen weitete und verwundert zu Kyojuro schaute.

„Hast du dich etwa in sie verliebt?" fragte er wie aus der Pistole geschossen. Noch nie hatte er erlebt, dass der ältere Interesse an ein Mädchen hegte. Er kannte seinen Bruder nur als Dämonenjäger, der seine ganze Zeit darin investierte Dämonen zu töten und stärker zu werden. Dass so etwas wie „Liebe" noch da war, konnte sich Senjuro nur schwer vorstellen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er noch etwas zu jung für dieses große Thema war.

Kyojuro während dessen gefror in seiner Bewegung. Das woran er gerade nachgedacht hatte, war verschwunden. Stattdessen nur gähnende Leere in seinem Kopf. Er blickte zu seinem Bruder runter, der ihn aus großen Augen beobachtete und wiederholte die Frage mehrfach in seinem Kopf.

War er verliebt? In seine Schülerin. Tatsächlich wusste er es nicht, war er doch davor noch nie verliebt gewesen. Das Leben als Dämonenjäger ließ so etwas nur schwer zu. Zwar hatte er ab und an ein kleines Auge auf ein paar Mädchen gehabt, die er während den Mission kennen lernte, jedoch waren sie relativ schnell aus seinem Kopf verschwunden. Spätestens in der nächsten Mission und den damit verbundenen Dämonen.

𝕀𝕝𝕝𝕦𝕤𝕚𝕠𝕟 // 𝔻𝕖𝕞𝕠𝕟 𝕊𝕝𝕒𝕪𝕖𝕣Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt