Rette Mich!

Kapitel 113

Die Stille des Waldes wurde je unterbrochen, vom leisen Rauschen des Windes in den hohen Baumkronen der Nadelbäume. Ein kleiner Flussausläufer bahnte sich seinen Weg durch das Unterholz. Ein Nidorina steckte ihren Kopf aus einer Höhle heraus und beobachtete N, als er an ihr vorbei hetzte.

"Vapo?! Warte bitte!"
"LASST MICH EINFACH ALLE IN RUHE! HAU AB! LOS! VERSCHWINDE ENDLICH!" fauchte er sauer.
"Hey, was war denn eben los? Wieso hast du dich mit Touko gestritten?"
"Das geht dich gar nichts an!"
"Doch. Ich mache mir Sorgen um sie. Ihr wart doch die besten Freunde...?"
"Richtig. WAREN. Sie erzählt mir nichts mehr... ich weiß nicht was ich falsch gemacht habe..."
"Vapo... sie ist genauso kalt zu mir."
"Das hat aber 'nen Grund." murmelte das Aquana kaum hörtbar.
"Ach, keine Ahnung... Komm, lass uns Heim gehen... der Tag war anstrengend genug."

Das Pokemon wimmerte.
"Ich kann nicht..."
"Wieso nicht?"
"Ich bin schuld, wenn ihr etwas zu stößt... ich hätte sie nicht allein lassen dürfen..."
"Willst du sie suchen?"
"Besser wäre es."
"Na dann komm. Lass uns gemeinsam gehen."
"Mhm."

Die Beiden liefen durch den Wald.
Ein heftiger Wind zog auf und die Baumkronen wogen sich regelmäßig. Einige, kleine Wolken zogen auf, jedoch schien der Mond durch sie hindurch. Nach einigen Minuten des durch das Unterholz laufen, erblickte Vapo seine Trainerin.
Sie saß an einem Felsplateau und beobachtete die Weiten der Aussicht, die sich bot.
Ein schwarzer Fluss ringelte sich an Wiesen, Wäldern und Felsgebieten vorbei und fiel an einem Wasserfall in die Tiefen der Dunkelheit einer gigantischen Felsspalte.

"Die Natur ist hier noch so unberührt. Nicht eine Menschenseele wandelt auf diesen unentdeckten, so wunderschönen Pfaden. Wohl wahr. Dies ist auch nicht ihr Territorium. Niemand darf es als sein Eigen bezeichnen, außer die Reinen. Es gehört den Unschuldigen, den Pokemon. Mir tut es in der Seele weh, zu sehen wie Menschen sie schamlos ausnutzen um ihre eigenen, egoistischen Interessen zu befriedigen. Sie unterjochen sie regelrecht, auf mitunter auch brutale Weise und fragen nicht einmal danach, ob sie ihre Freiheit benötigen. Natürlich sind nicht alle so. Aber die meisten. Nur wenige interessieren sich noch für ihren Nächsten. Unter der Vampirgesellschaft gibt es auch so viele Gleichgesinnte. Meine Aufgabe als Urahnin aller Vampire ist es, die Seelen in eine neue Welt zu führen. Gemeinsam mit Reshiram wird dies wohl  machbar sein, aber ohne Vapo werde ich nichts schaffen. Ich hätte ihm nicht so abweisend gegenüber treten sollen. Eigentlich bin ich ja selbst daran Schuld, dass er fort ist. Ich bin so dumm... Aber ich weiß nun mal selber nicht so genau was ich fühlen oder denken soll. Ich habe mein Ich noch nicht gefunden. Wer bin ich wirklich? Eine Reinblüterin. Ja, ja aber was bringt mir dies, wenn all meine ältesten Freunde fort sind? Bell und Cheren sind Heim gekehrt. Vapo, vergrault. Was bin ich denn noch? Nichts. Ein Niemand..."

"Doch. Meine Trainerin. Und ich hab dich lieb."