Kapitel 108

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"Zeig mal her. Stimmt. Das sieht mir ähnlich. Aber woher kanntest du mich damals?"
"Ich weiß es nicht... ich war viel mit meinen Eltern unterwegs. Auch im Wald, vielleicht hab ich dich mal gesehen... ich erinnere mich nicht mehr an alles..."
"Ist nicht so schlimm... aber es ist schön, dass wir jetzt Gewissheit haben, was damals passierte..." Er lächelte.
"N... weißt du...."

Plötzlich erklang das Knallen einer Tür. Aus dem Hausflur ertönten Schritte. Die junge Reinblüterin wurde von dem Jungen in den Kleiderschrank geschubst.

"Sohn. Was machst du denn hier?"
"Das könnte ich dich genauso fragen. Und du bist nicht mein Vater! Ich suche hier Hinweise darauf, was geschah... warum meine Eltern tot sind..."
"Pha! Das ist also der Dank dafür, dass ich dich aufgenommen habe!"
"Aha."
G-Cis starrte auf N's Hals. "Was willst du denn schon wieder von mir?! Hör' doch mal auf mir die ganze Zeit nach zu spionieren! Du hast mich lange genug im Schloss festgehalten! Ich will leben! Und nicht kontrolliert werden! Versteh es doch endlich mal, meine Güte!"
"Der König vom Hunterverband darf keine Emotionen zeigen, Natural! Vergiss' die Regeln nicht! Wo ist sie?"
"Wer?!"
"Dieser Reinblüter. Du verstehst? Die, dessen Eltern deine getötet haben." Er grinste breit.
"Was weiß ich?!"
"Ohoho. Nun gut. Ich werde gehen. Und denke an deine Aufgabe, klar?"
"Geh' einfach!"

Erneut hörte man die Tür ins Schloss fallen.
"Wie kann man nur so nerven!"
Touko trat vorsichtig aus dem Schrank.
"A-aufgabe?"
"Nein... ist egal..."
Einige Minuten saßen sie schweigend nebeneinander.

"Warum...?" Touko stand auf und lief zur Tür. "Warum willst du es mir nicht sagen?"
"Du würdest mich hassen."
"Bist du dir sicher?"
"Ja..."
"Wieso bist du dir da so sicher?"
"Touko, hier liegt noch ein kleines Päckchen." lenkte er ab.
"Öffne es doch." Sie stand vor einem Spiegel.
In der Schachtel lag ein Foto. Es war verstaubt und bleich.
"Deine Familie. Ein Bild..."
"Hm. Gut. Ich nehme nur den Brief mit. Und dann lass uns gehen... dieser Ort hängt mit zu vielen Erinnerungen zusammen..."
Sie verließen das Haus.
Touko drehte sich um und verabschiedete sich stumm.
Die Sterne leuchteten hell und der Mond erreichte seinen höchsten Stand. "Wo wollen wir die Nacht verbringen? N? Wo bist du?"
Plötzlich hörte sie ein Rascheln. Sie versteckte sich hinter einem Strauch.

"Natural."
"G-Cis?"
"Wo ist sie?"
"Ich hab es doch schonmal gesagt! Ich weiß es nicht! Ich kann es dir auch sehr gern buchstabieren!"
"Ich glaube dir nicht! Kein bisschen. Du willst nur nicht mit der Sprache 'raus rücken, um sie zu schützen. Aber ich sage dir mal etwas. Es ist verboten einen Vampir zu schützen oder am Leben erhalten zu wollen, N. Wenn jemand davon erfährt, wird dies schlimme Konsequenzen für dich haben! Ich hab dem Senat aber nichts davon berichtet, wie ich es eigentlich hätte tun müssen."
"WIE GUTHERZIG DU DOCH BIST!"
"Höre auf hier herum zu brüllen! Es ist dir strengstens untersagt zu..."
N unterbrach ihn.
"IMMER IST MIR IRGENDWAS UNTERSAGT! ABER WEISST DU WAS?! ES IST MIR EGAL! ICH WILL NICHT MEHR DEINE MARIONETTE SEIN! ICH WILL KEIN EMOTIONSLOSER KERL, WIE DU MEHR SEIN! ICH WILL LEBEN!"
"Dein Leben besteht aber nun mal aus diesen Regeln. Du hast es dir so ausgesucht."
"Nein. DU hast dieses Leben, wie du es nennst aufgezwungen!"
"Deine Eltern hätten es so gewollt! Und jetzt sag', wo dieser Reinblüter ist! Sofort!"

Touko starrte N an. Was wird er nun als nächstes tun?
"Niemals! Lieber sterbe ich!"
"Also weißt du es?"
"Ja, tue ich! Aber ich werde es dir nicht verraten."
G-Cis stieß ihn gegen einen Baum und hielt ihn an seiner Kehle fest. "Es tut mir ja leid, aber diese Informationen sind wichtig für den Verband."
"Niemals werde ich es dir sagen!" krächzte er und grinste seinen Adoptivvater breit an.

Er wird ihn töten! Was soll ich tun? Sie sah einen Stein und überlegte nicht lang. Sie ließ ihn an einer Felswand anschlagen und erregte somit G-Cis' Aufmerksamkeit.
"Sie hat sich gerade selbst verraten. Dummes Mädchen. Du bist ein guter Informant, Natural. Hahahaha." Eilig lief er fort. N rutschte am Baumstamm hinunter.
"Das war knapp..." hauchte er.
Touko half ihm auf und umarmte ihn. "Ich hab mir solche Sorgen gemacht... ich dachte er erwürgt dich..."
"Das hätte er nicht. Er braucht mich ja..."
"Also stimmt es? Ist es deine Aufgabe, Vampire auszuspionieren?"
"So in etwa... er hat mir aufgetragen, dich auszuspionieren... aber ich würde ihm nie etwas über dich verraten. Dafür bist du mir zu wichtig. Ich könnte es nie mit meinem Gewissen vereinbaren."
Touko schwieg.
"Hass' mich nicht dafür... es tut mir leid..."
"Ist schon in Ordnung... aber bitte... bring' doch nie wieder in Gefahr wegen mir..."
"Versprochen." Er lächelte.

Nach einigen Minuten des Schweigens kamen sie an einer Steilküste an. Sie ließen sich nieder.
"Die Nacht ist heute so schön wie lange nicht mehr. Sieh! Sternschnuppen im Sternbild des Leufeo! Wünsch dir etwas."
"Wie wunderschön."
Plötzlich vernahm N die regelmäßigen Atemzüge von Touko und sie lehnte sich an ihm an.
"Gute Nacht, träum' schön."

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