Kapitel 115

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"Nein..." N rannte den Hang hinunter. Touko starrte zum Horizont. Eine Träne lief ihr die Wange hinunter und sie sank zu Boden. Ein Pfeil mit der Spitze aus dem Antivampirmetall stach in ihrer linken Schulter.
Der Wind wehte schwach durch die Felswüste und ließ Staub aufwirbeln.
"Touko..."
"Sucht Keldeo... schnell. Bevor die Sonne versinkt. Er ist wichtiger."
"Du zersplitterst..."
"Dann ist es so. Rettet ihn. Bitte."
"Ich lass dich hier aber nicht allein!"
"N, GEHT EINFACH!"

Ein hämisches Lachen ertönte und G-Cis und ein anderer Hunter traten hinter einem Felsbrocken hervor.
Die Junghunterin hielt einen Bogen in ihren Händen. "Sehr gut, Tsubasa. Zwar nicht ganz gerade, aber dennoch reicht es. Du hast soeben einem Reinblüter zu seiner Bestimmung zu sterben verholfen. Das hast du sehr gut gemacht."
"Das hätte ich nicht von dir erwartet, N!"
"Ich auch nicht von dir. Du hast immer gesagt, du würdest nie Jemanden töten. Aber da hab ich-..."
"GANZ RICHTIG, SOHN. Sie hat niemanden getötet. Dieser Abschaum ist kein Lebewesen."

Touko zog den Pfeil aus ihrer Schulter und richtete sich auf.
"I-ich hab mehr Gefühle als du. Auch wenn ich kein Mensch bin. N, und jetzt rettet Keldeo! Ich deck' euch den Rücken."
"Schaffst du da-..."
"JETZT GEH' DOCH MAL! DIE SONNE IST GLEICH VERSCHWUNDEN UND DU TUST HIER SO, ALSOB DU DICH SORGEN WÜRDEST!" Wütend schrie sie ihn an.
Der Trainer lief mit erschrockenem Blick zu den Pokemon. Trikephalo lauerte vor der Höhle und die Ritter der Redlichkeit griffen ihn nach einander an. N redete dem Drachen ein schlechtes Gewissen ein. Er ließ sich jedoch nicht umstimmen.
"Viridium! Terrakium! Kobalium, ich hab Angst!"
Zekrom landete neben seinem Teainer und brüllte. Trikephalo wich von der Höhle und forderte den schwarzen Drachen des Wunsches zum Kampf heraus.

"Du wirst eh verlieren, Zekrom. Ich bin stärker als jeder andere Drache!"
"Meinst du?" Er grinste und setzte Kreuzdonner ein. Der Unlichtdrache erlitt einen Volltreffer und sank zu Boden.
"Besiegen, nicht wahr? Hehe. Schwächling."
Er plusterte sich auf und lief zur Höhle, in der Keldeo gefangen war. Mit einem gekonnten Schlag zerbrach er den Weg versperrenden Felsen in tausende Teile.

"Hmhmhm. Ach, Reinblüter. Du bist lebensgefährlich verletzt. Du kannst nichts gegen uns tun. Vorallem nicht allein."
"Was habe ich je getan, dass du so darauf aus wärst, mich zu vernichten?!"
"Du hast meinen Sohn zum willenlosen Diener gemacht. Wegen DIR ist er ein Vampir. Das kann N nicht leugnen."

Er stapfte wütend zu seinem Adoptivvater.
"Ich kann es leugnen, weil es such nicht stimmt! Ich bin kein Vampir! Wie oft noch?! Wenn es so wäre, würde ich zu Staub zerfallen, wenn du auf mich schießt, nicht wahr?! Und das ist nicht so!"
N entriss G-Cis' Waffe und hielt sie sich an den Kopf.
"Junge, lass es gut sein."
"Nein. Du siehst jetzt hin!" zischte er und schoss.
"Siehst du! Nicht mal ein Kratzer, was heißt, dass ich nach wie vor ein Mensch bin! Und jetzt zieht Leine!"
Tsubasa starrte ihn erschrocken an. Seitdem sie ihn kennt, und das schon seit der Kindheit, war er noch nie so wütend gewesen. Sie wich einen Schritt zurück.
"Wahrlich. Verräter. Ich werde dich dennoch nicht bein Senat anschwärzen. Wir gehen. Deinen Job hat ja Tsubasa gemacht. Und du wirst in zwei Tagen mit zur Versammlung kommen. Immerhin hast du als König vom Verband auch Aufgaben!"
Er rief Trikephalo und flog, ohne die Junghunterin, fort.

Touko lehnte voller Schmerzen an einem verdürrten Baum, der zwischen großen Felsplatten wuchs. Blut tropfte auf den Boden und sammelte sich zu einer kleinen Pfütze.
Die Sonne versank langsam am Horizont.

"Ein schöner Sonnenuntergang, nicht wahr?"
"Touko... du wirst überleben... komm schon."
Sie lächelte kalt, sank zu Boden und schloss die Augen.
"Man ist erst tot, wenn man vergessen wird. Und ich bin mir sicher, dass sich jemand an mich erinnern wird."
"Es ist alles meine Schuld... es tut mir so leid... ich hätte dich schützen müssen, so wie ich es dir versprochen habe!"
Die junge Reinblüterin öffnete ihre Augen.
"Nein... es muss dir nicht Leid tun. Du warst nie verpflichtet überhaupt mit mir zu reden. Geh' zurück und werde glücklich mit ihr, okay?" Ihre saphirblauen Augen wurden glasig und sie schloss sie.
"Touko..."

Tsubasa hielt sich die Häde vorm Mund gefaltet.
"Was hab ich getan... ich hätte es wissen müssen... er hat mich nur benutzt um seine Hände nicht schmutzig zu machen... es ist meine Schuld, N..."
"Nein. Du wurdest manipuliert. Tsubasa, wir kennen uns von klein auf. Du wurdest nicht dafür bestimmt, zu töten. Deine Bestimmung war es, die Gefangenen zu heilen, falls sie wichtig für den Verband waren. Du warst immer wie meine kleine Schwester. Ich weiß genau, dass du das nicht aus eigenem Willen getan hast."

"Noch splittert sie nicht. Es gibt Hoffnung! Aber ich habe das heilende Elixier nicht bei mir!"
"Heilendes Elixier?"
"Der frische Saft aus Leuchtmoosen. Jedoch sind diese mittlerweile echte Raritäten geworden. Es braucht dreihundert Jahre um zu reifen."
"Das hier?" N holte ein kleines Fläschchen aus seiner Tasche und übergab es Tsubasa.
"Genau das. Du hast es noch?"
"Ja, ich wusste nie wofür das war. Los, beeil' dich! Ihre Hand!"

Die Junghunterin tropfte etwas der leuchtenden, zähen Flüssigkeit in die Wunde. Einige Augenblicke vergingen.
Plötzlich zersplitterte Touko völlig und ein gleißendes Licht blendete die Beiden.
"Es ist zu spät gewesen... nicht wahr?"
"Ich denke schon..."
N stand auf. Tsubasa folgte ihm.
"Es ist alles meine Schuld."

Das Licht verdunkelte und Touko stand taumelnd am verdürrtem Baum und sah sich um. Die letzten Sonnenstrahlen blendeten sie.
"Was ist passiert?"
Der Trainer umarmte sie fest. "Touko... ich hatte solche Angst um dich..."
"Lass mich los, N." keuchte sie trocken.
"Oh. Entschuldigung."

"Hey."
"Ehm. Hallo." Touko musterte Tsubasa abfällig.
" 'Tschuldigung."
"Wegen was?"
"Wegen dem Pfeil."
N mischte sich ein. "Ich erkläre dir, was Tsubasa genau getan hat."
"Ihr kennt euch?" Touko machte einige Schritte rückwärts und wies den Jungen mit einem Blick zurück.

Naja, noch mehr distanzieren kann sie sich nicht. Und wenn ist es egal. Ich hab Touko eh verloren. Ich erzähle ihr einfach die ganze Wahrheit. Auch wenn es schwierig ist...

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