Kapitel 121

153 14 0
                                    

Die Tür schlug auf und eine verhasste Stimme erklang.
"STEH' AUF, DU HÄSSLICHES WAILORD!"
Touya richtete sich, die Haare in Position schüttelnd auf und stapfte bedrohlich auf Kordula und ihre Mitläuferinnen zu.
"Wag' es nicht noch einmal sie zu beschimpfen. Ansonsten passiert etwas."
"Ach. Was soll denn schon passieren?"
Der Reinblüter senkte leicht den Kopf und grinste hinterhältig. "Das wirst du schon sehen. Jedenfalls ist es nicht nur mit einer Standpauke getan, ja? Ich will bloß, dass du das weißt, Kordula."
Sie lachte spottend.
"Nah. Soll ich jetzt Angst vor dir haben oder was? Touko ist trotzdem fett. Und ein Augenschmaus auch nicht. Guck sie dir doch mal an."

Touko schlug sich ihren Kopf in die Hände und rannte an ihrem Bruder und dem Trio vorbei.
"Kordula, es langt mir langsam. Wenn du es mit Worten nicht verstehst, dann jetzt noch mal exklusiv für dich per Körpersprache." Er fasste der Oberoffizierin an den Hals und drückte sie gegen den Türrahmen bis sie verzweifelt nach Luft rang.
"Du hörst jetzt auf Touko zu schikanieren."
"Lu-ft..."
"Hast du es verstanden?!" Er drückte noch fester zu.
"J-ja!"
"BIST DU DIR DA GANZ SICHER!?"
"J-JA!" Er ließ locker und Kordula holte tief Luft. Plötzlich schlug er seinen Ellenbogen gegen ihren Arm und sie prallte dumpf gegen die Wand. Er hielt seinen Kopf nah an ihr Ohr und wisperte etwas.
"Höre ich dich noch einmal irgendetwas Abfälliges über meine Schwester sagen... schwöre ich, kann ich für deine Unversehrtheit nicht garantieren. Das eben war nur harmlos. Kapiert?!"
"J-ja..." Ihre Stimme bebte verängstigt. Touya lief seiner Schwester nach.

"Kordula, alles in Ordnung?" hakte Lara nach.
"Oha, der ist voll aggressiv."
"Er hat gesagt, wenn er etwas hört. Das heißt, ich muss sie fertig machen, wenn er weg ist."
"Willst du ihn umbringen oder was?!" fragte Antonia erschrocken.
"Nein. Ich knöpfe mir das hässliche Wailord vor, wenn Touya nicht dabei ist."
Sie hustete.

Die junge Reinblüterin lief mit Tränen in den Augen am Strand entlang. Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel als sie den Fluss erreichte. Viridium stand auf der anderen Seite und beobachtete sie, wie sie eine Hand voll Wasser trank.
Plötzlich ließ sich das Mädchen zurück fallen und starrte in den Himmel. Das Pflanzen-Kampfpokemon gesellte sich mit vorsichtigen Schritten zu ihr.
"Sei' gegrüßt. Warum allein unterwegs, Touko?"
"Hm. Weiß nicht..."
"Wo sind deine Pokemon?"
"Zu Hause, ich wollte allein sein..."
"Und, wo wolltest du hin?"
Sie starrte auf die vom Flusswasser nassen Felsen, die das Sonnenlicht reflektierten.
"Nach Avenitia, aber das wäre zu gefährlich. Vorallem ohne Pokemon. Und von hier aus nach Rayono City ist's sicher auch weit... oder?"
"Hm. Nein. Eigentlich nicht. Du musst nur immer nordwestlich von hier laufen. Dann kommst du in einen anderen Wald, de du durchqueren musst und dann bist du da. Soll ich dich dort hin begleiten?"
"Wäre sehr lieb. Natürlich nur wenn du nichts anderes zu tun hast..." Sie lächelte.
"Nein... irgendwie passiert nichts. Nicht das das schlecht wäre. Aber ich langweile mich... steig auf. So sind wir schneller. Wir nehmen die Abkürzung über die für Menschen unzugänglichen Berge dort."

Nach einigen Minuten lief Viridium auf eine klaffende Spalte im Gesrein zu, die in Richtung Osten, alsauch Westen kein Ende zu nehmen schien. "DAS SCHAFFST DU NIE! VIRIDIUM, HALT AN! BITTE!"
"Halt dich fest!" Sie hob die Geschwindigkeit und sprang ab.
Sie landete nur mit den Vorderhufen auf festen Boden. Einige Gesteinsbrocken stürzten in die Tiefe und Viridium bemühte sich, voran zu kommen. Touko stieg von ihrem Rücken.
"Das war zu gefährlich! In so etwas wollte ich dich nicht stürzen! Du hättest fallen können!"
"Halb so wild. Mir ist noch nie etwas bei dem Sprung passiert. Und du bist wesentlich leichter als der andere Trainer mit dem ich vor einiger Zeit gesprungen bin."
"Anderer Trainer?"
"Ja, er war recht groß, hatte langes, zu einem Zopf gebundenes, grünes Haar und trug lockere Kleidung. Ich hab ihn auf sechzehn, siebzehn Jahre geschätzt."
Den Rest des Weges schwieg Touko. Als die junge Reinblüterin in Rayono City angekommen war, verabschiedete sie sich dankend von Viridium und lief auf das Riesenrad zu.

"Willkommen im Herzen Rayono's." Sie wurde von einem Mitarbeiter in eine Gondel gewiesen. Er schloss die Tür und wünschte eine gute Fahrt.
Die junge Reinblüterin lehnte sich traurig gegen die Wand und blickte hinaus. Es war bereits tiefste Nacht. Das Mädchen dachte an die Fahrt mit N zurück.
So gern würde ich jetzt neben ihm sitzen... ihm alles erzählen. Mir lässt es einfach keine Ruhe, nicht zu wissen wo er ist oder ob ihm irgendetwas passiert ist...

Die Sterne funkelten am tiefblauem Himmel. Eine Sternschnuppe flitzte hinüber. Plötzlich erschien ein blasses Licht in Form eines Jungen neben Touko.
"N?"
Er lächelte und legte seine Hand auf ihre.
"Ich hab dich nicht vergessen..."
Eine Träne lief ihr über die Wange.
"Ich vermisse meine beste Freundin, nämlich dich... es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an dich denke..." Das Licht verblasste und einige, letzte Worte hallten kaum verständlich wider: "Ganz nah... suche... Touko."

Die Fahrt endete. Für die Einen gemeinsam, für die Anderen allein. Touko jedoch stieg verwirrt und besorgt aus ihrer Gondel.

Rette Mich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt