"And then I can tell myself what the hell I'm supposed to do" The Night We Met - Lord Huron
...
"Nein Papa, du machst das falsch."
"Ach ja?", hakte ich nach und lugte meiner Tochter, die neben mir auf der Couch saß, über die Schulter. Sie fädelte gerade eine blaue Perle aus ihrem Sortierkasten, der aufgeklappt vor uns auf dem Tisch stand, auf ihre Schnur. "Was mache ich denn falsch?"
Nun sah sie wieder auf und legte ihre kleinen Hände um meine eigenen. Sie nahm mir mein angefangenes Perlenarmband ab und entfernte die letzte Perle, die ich aufgefädelt hatte. "Du hast immer eine in weiß, dann eine in grün und eine in schwarz gehabt", erklärte sie. "Und dann kannst du nicht einfach zwei grüne hintereinander machen. Das geht nicht."
Ich konnte nicht verhindern, dass meine Mundwinkel ein wenig nach oben zuckten. Valerie hingegen zog ihre Augenbrauen zusammen und schien, mich böse angucken zu wollen, allerdings wusste ich genau, dass das ihre ganze Konzentration kosten musste. Ich stupste ihr mit meinem Zeigefinger gegen ihre kleine Nase. Sie drehte den Kopf weg, doch nicht schnell genug, denn ich hatte deutlich gesehen, wie sich auf ihren Lippen ein Grinsen gebildet hatte.
"Du hast gelacht." Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. "Habe ich nicht."
"Du bist eine Perfektionistin, weißt du das?" Ich nahm die grüne Perle, die sie noch immer in der Hand hielt und legte sie zurück in das dafür vorgesehene Fach im Sortierkasten, bevor ich mir eine schwarze nahm und auf meinen Faden aufzog. Auch Valerie fuhr mit ihrer Arbeit fort, wobei sie schon deutlich weiter mit ihrem Armband war als ich. Es war unglaublich, wie sie mit ihren kleinen Händen Dinge in Rekordzeit bewältigen konnte, für die ich gefühlte Jahre brauchte.
"Was ist eine Perfektionistin?", fragte sie nach einer Weile, wobei sie drei Anläufe brauchte, das Wort richtig auszusprechen.
"Wenn jemand möchte, dass immer alles perfekt und ordentlich ist", erklärte ich. "Und versucht, keine Fehler zu machen. Im Notfall wird nochmal von vorne angefangen."
Sie schien einen Moment lang über meine Worte nachzudenken, ehe sie langsam nickte. "Ich bin eine Perfektionistin." Ihr Blick glitt zur großen Uhr an der Wand. "Wann musst du zur Arbeit, Papa?"
"Um sechs fahre ich los."
Sie kniff die Augen zusammen und betrachtete die Uhr genauer. Sie legte den Kopf ein wenig schief, sah kurz zu mir und dann zurück zur Uhr. "Also in einer halben Stunde?"
Ich nickte. "Möchtest du mitkommen oder gehst du später zu Tamino?"
"Er hat mir versprochen, dass wir heute zusammen Pizza machen." Bei ihren Worten begannen ihre grünen Augen, zu strahlen. "Kann ich mit zu ihm? Bitte. Ich wollte mit Charly doch noch Zoomania gucken und Mino hat gestern gesagt, dass er den auch gucken möchte."
Weil ich bei ihrem Blick sowieso nicht nein sagen konnte, erlaubte ich ihr, dass sie heute auch etwas später aufbleiben konnte, um den Film zu sehen. Es war ohnehin Freitag, wodurch sie morgen ausschlafen konnte. Außerdem hatte sie heute ohne zu maulen ihre Schulaufgaben gemacht und mir nach dem Mittagessen sogar freiwillig geholfen, die Küche wieder sauber zu machen. Wobei das schon ein wenig verdächtig gewirkt hatte und jetzt war mir auch klar, dass es anscheinend zu ihrem Überredungsplan gehört hatte.
Wir bastelten die Armbänder noch zu Ende, ehe ich mein Zeug zusammen packte und Valerie auf dem Weg zum Auto bei unserem Nachbarn absetzte. Tamino war einer meiner besten Freunde und gehörte für Valerie und mich inzwischen schon fast zur Familie. Wir hatten ihn kennen gelernt, als wir damals hier her gezogen waren und Valerie hatte sich vom ersten Augenblick an in seinen golden Retriver Charly verliebt. Er passte immer auf sie auf, wenn ich arbeiten musste oder wenn es bei mir gerade einfach zu stressig war. Er war beinahe so etwas wie ein Onkel für sie und ich war ihm unglaublich dankbar dafür, dass ich ihn immer um Hilfe bitten konnte.
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Strong - Larry Stylinson
Fanfic"Wie heißt du?" Der Fremde wich zurück, als ich vorsichtig meine Hand nach ihm ausstreckte. Seine Körperhaltung drückte so viel Angst, so viel Unsicherheit aus, dabei wollte ich ihm doch nur helfen. Sein Blick glitt einmal über meinen Körper, ehe er...