"Two birds on a wire. One says c'mon and the other says "I'm tired"" Two Birds - Regina Spektor
...
Es waren zwei Wochen vergangen. Zwei ganze Wochen. Zwei ganze Wochen wohnte Louis jetzt schon bei mir und schlief auf meiner Couch. Er redete noch immer nicht besonders viel, es war beinahe so, als würde er nur mit mir sprechen, wenn es wirklich nicht zu verhindern war. Meistens fand ich ihn im Garten, wo er oft auf einer Bank saß und in die Ferne sah. An ruhigen Tagen setzte ich mich zu ihm, an Tagen, an denen er aufgewühlter schien, als normal, ließ ich ihm seinen Freiraum. Er gab es nicht offen zu, doch ich spürte, dass er meine Anwesenheit noch immer fürchtete.
Mit Valerie war es anders. Während Louis sich von mir immer weiter distanzierte, schien er die Nähe meiner Tochter immer häufiger aufzusuchen. Ich würde behaupten, ihn inzwischen schon ein wenig besser zu kennen, trotzdem hatte ich immer ein Auge auf die beiden, wenn sie etwas zusammen unternahmen. Denn trotz allem war Louis immer noch ein Fremder. Und ein Prostituierter.
"Du wolltest mit mir reden?", riss mich seine Stimme plötzlich aus meinen Gedanken.
"Hey." Ich hob den Blick und lächelte ihn an. Ein wenig schüchtern erwiderte er mein Lächeln und murmelte ebenfalls ein leises "hey". "Komm her", bat ich und erhob mich aus meinem Bürostuhl. "Ich möchte dir etwas zeigen."
Zögerlich kam er näher und setzte sich auf meinen Stuhl. Ich stellte mich hinter ihn und öffnete mit der Maus eine Seite auf meinem Computer. Dabei entging mir nicht, wie er ein Stück von mir rückte und seinen Atem beschleunigte. "Entschuldige bitte...", wisperte ich kaum hörbar und ging einen Schritt zur Seite.
"Danke." Ich spürte seinen Blick auf mir und wandte mich ihm zu, wodurch ich ihm direkt in die Augen sah. Noch immer schien so viel Schmerz in diesem wunderschönen blau zu sein und es zerbrach mir beinahe das Herz. Er war so jung. Er war so verdammt jung und er hatte schon so viel durchgemacht. "Ich weiß... ich... ich habe ein Problem. Und... es ist nicht selbstverständlich, dass du... dass du das respektierst..."
Ich schüttelte den Kopf. "Du bist gut so, wie du bist."
Eine Weile sahen wir uns einfach nur an, vielleicht ein wenig zu lange, doch ich brachte es einfach nicht fertig, mich von seinen Augen zu lösen. Da lag etwas in seinem Blick, was mich in seinen Bann riss und nicht mehr los zu lassen schien. Seine Mundwinkel hoben sich ein wenig und ein vorsichtiges Lächeln erschien auf seinen Lippen. Ich erkannte, dass ich ihn schon viel zu lange anstarrte und räusperte mich leise.
"Okay, also was ich dir zeigen wollte..." Ich fuhr mir kurz durch die Haare und löste meinen Blick von ihm, um mich wieder meinem Computer zuzuwenden. "Ich habe ein bisschen recherchiert und ein paar Jobangebote gefunden, die vielleicht etwas für dich wären." Ich scrollte mit meiner Maus ein wenig herunter. "Also es gibt eigentlich so gut wie alles... Kellner... Lieferservice, wobei das ohne Führerschein eher schwieriger wird... Bäckerei? Aushilfe... Blumenladen... ähm..." Ich scrollte noch ein wenig weiter. "Hast du vielleicht eine Idee, was dich interessieren könnte?"
Er zuckte mit den Schultern. "Verdient man damit überhaupt genug? Ich meine... um mir eine Wohnung oder so leisten zu können."
Ich wog den Kopf leicht hin und her. "Das kommt natürlich immer darauf an, wie viel du arbeitest. Aber tendenziell reicht es für eine kleine Wohnung und das Nötigste." Ich sah ihn nachdenklich an. "Du hast keinen Schulabschluss, oder?" Er schüttelte den Kopf. "Das ist dann natürlich schwierig, wobei du das auch nachholen könntest, das ist nicht das Ding... Es könnte halt nur... schwierig werden. Du kannst dir auch erst einmal einen Minijob suchen und nebenbei eine Ausbildung machen. Dann hast du natürlich mehr Möglichkeiten bei der Berufswahl..."
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Strong - Larry Stylinson
Fanfiction"Wie heißt du?" Der Fremde wich zurück, als ich vorsichtig meine Hand nach ihm ausstreckte. Seine Körperhaltung drückte so viel Angst, so viel Unsicherheit aus, dabei wollte ich ihm doch nur helfen. Sein Blick glitt einmal über meinen Körper, ehe er...