♡ Kapitel 21 ♡

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"As long as I'm here, no one can hurt you" everything I wanted - Billie Eilish

...

Louis kam in die Küche, als ich gerade dabei war, das Essen für ihn auf einen Teller aufzufüllen. Ich setzte mich an den Tisch ihm gegenüber und stellte ihm den Teller hin. Louis nahm ebenfalls Platz. Seine Haare waren noch feucht vom Baden, seine Augen waren müde, die Wangen eingefallen. Er sah fix und fertig aus.

"Isst du gar nichts?", fragte er, bevor er sich einen Löffel von dem Kichererbsencurry, welches ich ihm gemacht hatte, in den Mund schob.

Es war sein Lieblingsessen. Zumindest hatte er das gesagt, als wir es einmal zusammen gekocht hatten. Mein Herz brannte bei der Erinnerung. Damals war noch alles gut gewesen. Er hatte gelacht. Er hatte mit mir zusammen herum gealbert. Er hatte getanzt zu der Musik, die aus dem Radio gekommen war. Er war glücklich gewesen. Wenn ich jetzt in sein Gesicht sah, wirkte es beinahe so, als würde seine wunderschönen Augen nie wieder so leuchten können, wie sie es oft getan hatten. Nie wieder.

Ich wich seinem Blick aus. "Ich habe keinen Appetit."

"Du musst aber essen, Harry."

Ich zuckte zusammen, als er seine Hand plötzlich auf meine legte. Louis schien es zu bemerken, doch anstatt einen Rückzieher zu machen, legte er nun auch seine zweite Hand um meine. Langsam strich er mit dem Daumen über meinen Handrücken. "Harry..." Seine Stimme war ganz weich und zart. Und obwohl er mir direkt gegenüber saß, drang es nur gedämpft an meine Ohren. "Du weinst schon wieder... mach dich bitte nicht so fertig. Es geht mir gut."

Ich blickte auf. Mitten hinein in seine tiefblauen Augen. "Sag nicht, dir ginge es gut, du blutest, Louis!"

Ich sah wieder hinab auf seine Hände. Seine Handgelenke waren gerötet und die Haut darunter war teilweise eingerissen. Teilweise hatte sich Schorf gebildet. Teilweise blutete es noch immer. Ob es von den Handschellen kam, die er getragen hatte? Hatte er versucht, sich selbst zu befreien? Ich mochte mir gar nicht vorstellen, welche Schmerzen er hatte ertragen müssen.

Meinetwegen.

Louis zog seine Hände zurück. Und meine eigenen fühlten sich mit einem Mal furchtbar kalt an. Das Kribbeln, welches seine Berührung verursacht hatte, war verschwunden. Ich sah, dass er seine Handgelenke in dem Hoodie, welchen er trug, versteckte. Er wich meinem Blick aus. Trotzdem konnte ich erkennen, dass seine Augen anfingen, verdächtig zu glitzern. "Bitte schrei mich nicht an..."

"Es tut mir leid." Ich unterdrückte ein Schluchzen. "Es tut mir so leid, Louis. Ich... es tut mir leid."

Er schwieg und nickte langsam, bevor er weiter aß. Ich sagte ebenfalls nichts mehr und so saßen wir beide einfach nur dort. Ich beobachtete, wie er das Essen in sich hinein schlang, fragte mich, ob er in den letzten Tagen überhaupt etwas zu sich genommen hatte. Die ganze Zeit über lag mein Blick auf ihm. Ich hatte Angst, ihm könnte etwas passieren, wenn ich nicht aufpasste. Ich hatte Angst, er könnte wieder gehen oder jemand könnte kommen und ihn mir wegnehmen. Ich wollte ihn nicht aus den Augen lassen. Nie wieder. Ich würde ihn beschützen.

"Harry?"

Sofort hatte er meine gesamte Aufmerksamkeit. "Ja?"

"Kannst du... kannst du bei mir schlafen? A-auf der Couch meine ich." Er wich meinem Blick aus. "O-oder in... deinem Bett... mir egal."

Ich war zu überrascht von seiner Bitte, um zu antworten.

"Nur wenn es... wenn es für dich in Ordnung ist." Er schluckte. "Ich will nicht alleine sein. Bitte Harry, ich habe solche Angst. Lass mich nicht alleine." Erneut füllten sich seine Augen mit Tränen. "Weißt du, nachdem wir uns gestritten hatten, da... da bin ich ja weg gelaufen. U-und ich wollte eigentlich nicht... nicht zurück. Ich wollte dir nur Zeit geben, nachzudenken und dann wollte ich zurück kommen, wenn du nicht mehr böse auf mich wärst. Aber... aber sie haben mich vorher gefunden. Mein Onkel hat mich gefunden und mitgenommen und... und ich habe mich gewehrt und geschrien, aber er hat mich nicht losgelassen, er hat... er hat nicht aufgehört, mir weh zu tun und dann... dann hat er mich in den Keller gesperrt und angekettet und... und..." Seine Stimme brach. "Bitte bleib bei mir. Bitte pass auf mich auf, Harry."

Strong - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt