Der Kopierninja

876 22 20
                                    

Kyos Sicht:

,,Warte! Das ist alles, was ich noch habe" rief die junge Frau hinter mir.
Aber das war mir egal. Jetzt ist ihr Rucksack meins.

Um sie endlich abhängen zu können, lief ich noch schneller.
Ich bin echt nicht mehr in Form, dass merke ich vor allem jetzt, wo ich schnell von einem Ast zu dem nächsten sprang.

Ich konnte das Blut durch meine Ohren rauschen hören. Die kalte Winterluft schmerzte in der Lunge.
Doch ich musste mich beeilen.

Als ich zurückschaute, war meine Verfolgerin weg.

Lachend blieb ich auf einem großen Ast stehen.
Wie sehr ich diesen Adrenalinkick doch liebe.

Ich schaute auf den Rucksack in meiner Hand. Eigentlich wollte ich doch nur das Geld klauen.
Aber nein, natürlich muss alles wieder schiefgehen und sie aufwachen.

Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern.
Ist doch egal. Einen neuen Rucksack kann ich sowieso gebrauchen

Schnell sprang ich von dem Ast runter auf den Boden und ging im normalen Schritttempo noch etwas weiter.
Es wäre ja blöd, wenn ich diese Frau wiedertreffen würde.
Als ich mir sicher war, dass ich jetzt wirklich weit genug weg war, hockte ich mich auf den Boden und fing an, den Rucksack zu durchsuchen.

Das Erste was ich fand, war ein Bild.
Darauf war eine Frau und ein Mann. Vor den beiden standen zwei kleine Kinder.

Ein Familienfoto...

Ich musste lächeln, als ich sah, wie glücklich die Familie auf dem Bild aussah.

Doch schnell bemerkte ich dieses Druckgefühl in der Brust.
Dieser Gedanke... dass es schade ist, dass meine Eltern mit mir nie ein Familienfoto gemacht haben.

Schnell schüttelte ich den Kopf. Lass das, Kyo!
Familien werden überbewertet.

Ich schmiss das Bild auf den Boden.
Da ich es nicht verkaufen konnte, hatte es für mich keinen Wert.

Das nächste, das ich im Rucksack fand, waren wechsel Sachen. Das ist eigentlich ganz gut.
Es ist Winter und somit nicht besonders warm. Außer der Kleidung an meinem Körper hatte ich nichts.

Mein derzeitiges Oberteil bestand nur aus Bandagen, die genug verdeckten.
Dazu trug ich eine lange Hose und eine viel zu dünne Jacke.

Mein Outfit war also offensichtlich nicht geeignet für die Wintertage.

Doch ich hatte nicht das Geld für vernünftige Kleidung, zumindest nicht in den letzten Wochen.

,,Endlich" fand ich zwischen der Kleidung einen Geldbeutel.

Gerade als ich schauen wollte, wie viel ich mir mit diesem Diebstahl dazuverdient hatte, spürte ich die Klinge eines Kunais an meinem Hals.

,,Es ist lange her, Kyo" hörte ich eine männliche Stimme.,,Das bist doch du, nicht wahr?"

Was? Woher kennt er meinen Namen?
Verdammt! Wer ist das?

,,Und du bist?" fragte ich, während ich mich mehr auf das kratzige Gefühl des Metalls an meinem Hals konzentrierte.

,,Ich habe dir schon damals gesagt, dass du aufhören musst zu stehlen. Du hast es mir versprochen."

Das kann nur... Aber das ist schon Jahre her.
,,Der Kopierninja! Was willst du?" fragte ich.

,,Ich soll nach jemandem suchen, der hier in der Gegend die Reisenden bestiehlt. Als ich diese junge Frau mit den braunen Haaren und grünen Augen sah, wusste ich sofort, dass du das bist. Also, ergibst du dich?"

Ein VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt