Ich brauche Sie, Sensei Kyo

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Kyos Sicht:

,,Sie haben gar nicht erzählt, wieso Sie nicht hier war" sagte einer der Schüler.
,,Na ja, sagen wir mal so, ich hatte einige private Angelegenheiten zu klären und war deswegen nicht in Konoha" versuchte ich es zu erklären, ohne zu viel zu verraten.

,,Was für eine Angelegenheit?"
,,Wo waren Sie denn?"
,,Worum ging es?"
Wurde ich dann aber von zu vielen Kindern voll geplappert, was mich etwas überforderte.

,,Schluss jetzt. Kyos Privatleben geht euch nichts an. Außerdem habt ihr doch schon Schluss. Also los nachhause mit euch" half Iruka mir.

,,Vielen Dank" bedankte ich mich bei ihm, als die Kinder schmollend den Klassenraum verließen.
,,Kein Problem. Du sahst etwas überfordert aus."
,,Ja das war ich auch" kratze ich mich verlegen am Hinterkopf.

,,Es ist gar nicht so einfach damit umzugehen, wenn man von Kindern mit lauter Fragen bombardiert wird."
Lachend griff ich nach dem Papierstapel auf dem Schreibtisch.,,Ja, das ist etwas, an das ich mich noch gewöhnen muss."
,,Das ist was ganz Normales. Ich brauchte damals auch ein bisschen Zeit."

,,Ich würde zwar noch gerne reden, doch ich muss leider gehen. Ich habe heute noch viel zu tun" entschuldigte ich mich für die plötzliche Unterbrechung des Gespräches.
Iruka war kurz verwirrt, lächelte dann aber.,,Kein Problem. Wir sehen uns dann morgen früh, Kyo."

Ich winkte noch als Abschied, machte mich dann aber auf den Weg nachhause.

Kakashi und ich hatten geplant heute das Foto zu machen, worauf ich mich ziemlich freute.
Deswegen wollte ich ganz schnell nachhause. Oh Mann, ich freue mich wirklich wie ein kleines Kind.

Doch gerade als ich das Gelände der Akademie verlassen wollte, stellte sich ein Mädchen, dass ich nur zu gut kannte, vor mich.

,,Sensei Kyo... können wir reden?"
,,Honoka, was ist los?" fragte ich verwundert.
Doch anstatt zu antworten, schaute sie nur stumm auf den Boden.
Irgendwas stimmt nicht. Das merkte ich sofort.

,,Komm wir setzen uns dort hin. Dann kannst du mir in Ruhe erzählen, was los ist" zeigte ich auf die Bank, die gegenüber von der Akademie stand.

Stumm nickte das kleine Mädchen und ging mit mir gemeinsam zu der Bank. Als sie sich hinsetze, legte sie ihren kleinen Beutel neben sich.

,,Worüber möchtest du reden?" fragte ich.
Wieder antwortete Honoka nicht. Ihr Gesicht versteckte sie hinter ihren langen Magenta farbigen Haaren.

,,Sensei Kyo... wieso kommen sie nicht mit?" fragte sie dann aber nach einigen Minuten, in der ich einfach nichts sagte, um ihr irgendwie Zeit zu geben. Ehrlicherweise überfordert mich die Situation jetzt schon.

,,Was meinst du?" fragte ich nach, um das irgendwie zu verstehen.
,,Bald gehen wir doch mit Sensei Iruka auf einen Ausflug. Können Sie nicht mitkommen?"

,,Huh? Wieso das denn? Iruka reicht doch, oder nicht?"
Sofort schaute Honoka mich entgeistert an, dann aber wieder weg.,,Es tut mir leid, dass ich gefragt habe" nahm sie ihren Beutel und stand auf, um zu gehen.

,,Honoka bitte setz dich wieder hin."
Das hätte ich nicht sagen dürfen. Auf jeden Fall nicht so. Ich bin so blöd.
Zum Glück setze sie sich auch wieder hin.

,,Entschuldigung. Ich hätte das anders sagen sollen" entschuldigte ich mich.
Panisch schüttelte sie den Kopf.,,Sie haben doch nichts falsch gemacht. Ich habe gefragt und das war falsch."

,,Honoka bitte lass es mich anders formulieren... Gibt es einen Grund, weshalb ich mitkommen soll?" ignorierte ich ihre Entschuldigung. Sie hatte gar nichts falsch gemacht.
Honoka nickte nur ohne was zu sagen.

,,Möchtest du mir erzählen worum es geht?"
Zögernd nickte sie.,,Wenn sie dabei sind, werde ich mich vielleicht wohler fühlen."

,,Darf ich fragen wieso?" fragte ich weiter.
So richtig blickte ich da nicht durch.
Mir ist zwar bewusst, dass Honoka eine sehr unsichere Person ist. Doch das kann doch nicht der Grund dafür sein.

,,Ich weiß es nicht genau. Doch ich fühle mich nicht wohl, wenn ich daran denke, dass ich dort nicht einfach nachhause kann, wenn ich mich nicht wohlfühle. Und zum Reden habe dort auch niemand."

,,Mit Iruka kannst du nicht reden?" fragte ich nach.
,,Bitte verstehen Sie das nicht falsch. Sensei Iruka ist ein toller Sensei. Aber... er ist nicht Sie."
Fragend legte ich meinen Kopf schief.,,Wie darf ich das denn verstehen?"
,,Nun ja, ich würde lieber mit Ihnen reden, als mit Sensei Iruka... also, wenn ich dort Kummer haben sollte."

Nach kurzem Zögern legte ich meine Hand auf die Schulter des Mädchens.
,,Honoka es tut mir leid, dass ich so viele Fragen stelle. Doch wieso glaubst du überhaupt, dass du dort jemanden zum Reden brauchst? Wieso glaubst du dort Kummer haben zu werden?"

Wieder dauerte es etwas, bis sie antwortete.
,,Ich fühle mich nicht allzu wohl, wenn ich unter Menschen bin... na ja meistens. Zu Hause war dann immer mein Rückzugsort. Ich habe meine Großmutter, mit der ich über alles reden kann. Sie muntert mich immer auf, wenn ich mich nicht traue, zur Akademie zu gehen. Doch in diesen paar Tage im Wald ist sie nicht da. Da ist niemand, bei dem ich mich wohlfühlen werde. Deswegen bitte ich Sie mitzukommen. Sie sind ein so unfassbar toller Sensei. Falls was sein sollte, würde ich mich sicherlich auch ihnen anvertrauen."

Nun war ich es, die still war.
Ich versuchte das erklärte zu verarbeiten.

Und auch wenn es ganz und gar nicht zu meinen Fähigkeiten gehörte, versuchte ich irgendwie zwischen den Zeilen zu lesen. Irgendwie muss ich doch verstehen, wie sie das genau meint.
Doch eine wirkliche Erklärung bekam ich nicht.
Ich verstand nicht, wieso sie Kummer haben sollte.

Ob sie Angst hat bei den Übungen, die dort stattfinden werden, zu versagen oder sich zu blamieren?
Nein, das glaube ich nicht. Sie ist doch eine der besten in ihrer Klasse. Im praktischen sowie theoretischen Teil.
Und ich bin mir sicher, dass sie sich da nicht besonders anstrengen muss.

Vielleicht liegt es an ihren Kameraden?
Ich sehe sie eher selten mit anderen aus der Klasse reden. Auch auf dem Hof ist sie meistens allein.
Glaubt sie deswegen, dass sie sich nicht wohlfühlen wird?

Gerade hasse ich mich um so mehr dafür, dass ich zu unfähig bin zu verstehen, was mit anderen Menschen los ist.

,,Wenn ich wirklich mitkommen würde, würdest du dich dann wohler fühlen?" fragte ich zur Sicherheit nach.
Sie nickte nur.

Nachdenklich biss ich mir auf die Lippe.
Während Iruka mit der Klasse zur Übung einige Tage im Wald ist, wäre ich in eine andere Klasse gekommen. Mit Schülern, die schon älter sind und bald die Prüfung zum Genin machen.
Doch wenn ich Bescheid geben würde, dass ich mit Iruka und den Schüler gerne mit möchte, wäre dies bestimmt auch kein Problem.

Doch wäre das klug?
Ich kann ja nicht einfach jede Bitte von den Schülern nachgehen.
Aber das hier ist keine normale Bitte, oder?

,,Ich werde darüber nachdenken, Honoka."
Blitzschnell schoss ihr Kopf in die Höhe. Ihre Augen glänzend und ein Lächeln hat sich auf ihre Lippen gelegt.
Ihr war es wirklich sehr wichtig, dass ich mitkomme. Das habe ich schon verstanden, doch ihr Gesichtsausdruck ließ mich zweifeln. Es war ihr noch viel wichtiger als ich dachte.

,,Honoka, bitte mache dir jetzt aber nicht allzu viel Hoffnung. Ich sagte, dass ich darüber nachdenken werde und selbst wenn ich beschließe, dass ich mitkomme, muss ich das erst mit einigen klären. Ich kann dir also noch nichts versprechen" erklärte ich.

Stumm nickte sie.
Nun konnte man doch Enttäuschung erkennen.

Doch so war es besser. Wenn ich jetzt ja sagen würde, würde ich sie am Ende vielleicht doch enttäuschen und das will ich nicht.

,,So und jetzt nachhause mit dir. Deine Großmutter wundert sich bestimmt schon, wo du steckst" stand ich auf.

Den Stapel mit den Papieren, den ich bis eben auf meinem Schoß liegen hatte, nahm ich wieder in die Hand.
Auch Honoka stand auf und verbeugte sich dankend vor mir.,,Vielen Dank, dass sie darüber nachdenken, Sensei Kyo."
,,Los jetzt" schmunzelte ich und schaute ihr noch eine Weile hinterher, bis ich mich dann auch endlich auf den Weg nachhause machte.

Es fühlt sich für mich so surreal an, dass ich den Schülern wirklich was bedeute.
Das ist etwas, was ich immer noch erst begreifen muss.

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