Ein richtiger Abschied

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Kyos Sicht:

,,Ich bin mir nicht sicher, ob der Kopierninja das so meinte, als er sagte, ich soll mich verabschieden. Aber das kann mir eigentlich auch egal sein. Ich wüsste nämlich nicht, wie ich mich anders verabschieden soll. Also Taki... ach, ich weiß gar nicht, was ich noch sagen soll" seufzte ich.

Erst jetzt realisierte ich, wie selten ich früher hier bei ihrem Grab war.
Wahrscheinlich wollte ich es immer verdrängen, dass dieses Grab meinetwegen hier steht.

,,Das wird das letzte Mal sein, dass ich hier war. Ich wollte zwar schon damals nie wieder nach Kiri kommen, doch dieses Mal wird es wirklich das letzte Mal sein. Mein Zuhause ist nun in Konohagakure. Also Taki... danke, dass du meine beste Freundin warst und mir immer beiseite gestanden hast."
Als Abschied legte ich ihr noch eine Blume in die Vase, ging dann aber.
Sie war die letzte Person, von der ich mich hier verabschieden musste.

Ich dachte, ich würde ganz verheult und voller Schmerz von dem Freihof gehen.
Aber nein. Keine einzige Träne habe ich vergossen
Im Gegenteil. Überraschenderweise fühle ich mich befreit und irgendwie glücklich.

Meine Eltern, Taki und Kano. Vier Leute...
Es gab nur vier Leute, von denen ich mich verabschieden musste und das habe ich getan.

So verließ ich das Gelände, auf dem der Friedhof sich befindet und lief weiter durch die nebenligen Straßen von Kirigakure.
Es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis die Sonne aufgeht.

Diese Nacht war echt mies.
Ein Gespräch mit Kiyoshi, wo ich gegen Ende überraschend ruhig war.
Und nun noch lange Reden an Gräbern von geliebten Personen, wo ich auch ungewöhnlich ruhig war.
Wieso ist das so? Wieso habe ich nicht geweint, war nicht verzweifelt oder sonst etwas?

Seufzend schaute ich hoch zu dem sichelförmigen Mond.
Wieso sind Gefühle so oft so kompliziert?
Kann das Leben nicht einfach sein?

Als ich wieder auf die Straße schaute, blieb ich erschrocken stehen.
Wie bin ich denn hier gelandet?

Entgeistert schaute ich auf das Haus, das mir allzu bekannt war.

,,Auf Wiedersehen Mutter. Tschüss Vater, ich gehe jetzt zur Akademie und danach trainieren."
Hörte ich mein jüngeres ich sagen.

,,Ich bin wieder Zuhause. Soll ich heute kochen?"
Ich weiß, dass ich diese Stimme nur in meinem Kopf hörte, doch es fühlte sich so real an.
Als würde wirklich mein kleines ich vor der Haustür stehen und sich von meinen Eltern verabschieden und verkünden, dass sie wieder Zuhause ist.
Wie ich das vermisse...

Oh nein. Ich habe mich doch verabschiedet. Was mache ich dann vor meinem alten Zuhause?
Ach man, blödes Unterbewusstsein. Wieso hast du mich hierher gebracht?

Zögernd ging ich auf das Haus zu, stoppte dann aber.

Du bist so dumm, Kyo!
Ich kann da doch nicht hineingehen. Inzwischen wohnen darin bestimmt andere Leute.

Ob es eine Familie ist? Vielleicht haben sie ja auch Kinder.
Ob es der jetzigen Generation besser geht, als die von früher? Bestimmt...

Eigentlich kann auch ich mich glücklich schätzen.
Wäre ich ein Jahr früher geboren oder wäre der Krieg etwas länger gewesen, hätte ich das Schlachtfeld kennengelernt.
Wie mein Leben wohl dann verlaufen wäre?

Wahrscheinlich wäre ich noch anstrengender als eh schon.
Ach Kakashi, wie hältst du es nur mit mir aus?

Noch kurz schaute ich zu meinem alten Haus, machte mich dann aber Richtung Krankenhaus.

Bitte ist Kakashi da.
Ich brauche ihn. Ich will, dass er mich in den Armen hält. Jetzt!

Der Weg zum Krankenhaus zog sich ziemlich in die Länge.

Ein VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt