In Trümmern

67 8 20
                                    

Kyos Sicht:

Es war kalt... Eiskalt.

Die Dunkelheit hatte mich komplett eingenommen.
Ich konnte nichts sehen. Nichts hören. Nichts fühlen.
Ich war einfach gefangen. Gefangen in der Einsamkeit.

Ist das der Tod?
Allein, in einem Meer aus Einsamkeit.

Die Angst, die die Menschheit vor dem Tod hat, ist wohl gerechtfertigt... Einsam möchte keiner sein.

Warte! Dieses leises Wimmern.
Bin ich doch nicht tot?

Das Wimmern wurde immer lauter.
Doch ich konnte es mir nicht erklären. Was oder wer war das?
Wenn ich nicht tot bin, wo bin ich dann?

,,Sensei..." wurde dieses Wimmern langsam zu einer deutlicheren Stimme.

Aus dem Nichts konnte ich plötzlich den unebenen Steinboden unter mir spüren.
Kieselsteine piksten in meinen Rücken.
Ein Gewicht lag auf meinem Bauch. Mein Oberteil fühlte sich nass und klebrig an.

Innerhalb einer Sekunde konnte ich alles in meinem Körper spüren.
Zuerst meine Fingerspitzen, dann meine Hand. Mein Herz, das gegen meinen Brustkorb hämmerte. Meine Augenlieder, die sich blitzschnell öffneten.

,,Verdammt ist es hell" schoss es aus mir raus.

Das Wimmern, dass ich die ganze Zeit über vernommen hatte, hörte mit einem schlag auf.

,,Sensei Kyo?"
Diese Stimme... Endlich erkannte ich sie.

Ich brauchte einige Sekunden, um mich an das grelle Sonnenlicht zu gewöhnen.
Dann sah ich sie. Mit geröteten Augen starrte das kleine Mädchen mich an. Eine Träne nach der anderen lief über ihre Wange.

,,Autsch" entkam es mir, als ich den Schmerz in meiner Brust spürte.

Es war also keine Einbildung gewesen. Ich war tot gewesen... oder?
Nein Unsinn.

Das Weinen des Mädchens bekam wieder meine Aufmerksamkeit.,,Wast tust du hier, Honoka?" fragte ich, während ich mich aufrecht hinsetzte.

Perplex schaute das Mädchen mich an, fiel mir aber dann in die Arme.,,Ich dachte Sie währen tot."
Ohne ein Wort zu sagen, legte ich meine Arme um sie.

Während ich mich umschaute, bemerkte ich, dass es außergewöhnlich ruhig für einen Angriff war.

,,Du bist unverletzt?" fragte ich das Mädchen aus Sicherheit.
,,Ja" nickte sie, fing aber sofort wieder an zu weinen.
,,Shh. Alles gut" drückte ich sie an mich, um sie zu beruhigen.

,,Als ich erfahren habe, dass es vorbei ist, wollte ich Hina und... Aber dann habe ich Sie gesehen. Ich wollte Ihnen helfen."

,,Honoka..." strich ich ihr einige Tränen weg.,,Ich bin stolz auf dich du bist ein unfassbar mutiges Mädchen."

,,Huh?" Das Mädchen schaute mich mit weit aufgerissenen Augen an.,,Sie sind stolz? Aber warum?"
,,Du wirst es bald verstehen."

Langsam stand ich auf. Honoka tat es mir gleich.
Konoha lag in Trümmern. Nur am Rand des Dorfes standen noch einige wenige Gebäude.

Als Honoka nach meiner Hand griff, schaute ich überrascht zu ihr runter. Sie lächelte leicht, doch ihre Angst war deutlich zu sehen.
Ich drückte leicht zu, in der Hoffnung, dass es ihr das Zeichen gab, dass ich bei ihr bin.

,,Honoka! Kyo?"
,,Sensei Iruka" sofort ließ das Mädchen meine Hand los und lief zu ihm.

Iruka schaute kurz zu mir, dann aber zu der Schülerin.,,Wieso immer ihr drei? Eure Kameraden haben sich in Sicherheit gebracht, aber ihr konntet mal wieder nicht hören und musstet euch wegschleichen. Ihr hättet sterben können!"
,,Es tut mir leid" war Honokas Stimme wieder nur ein Flüstern.

,,Wo sind die anderen zwei?"
Als sie auf Irukas Frage nicht antwortete, machte ich mir Sorgen.

,,Honoka wo sind Hina und Yoki?" war ich nun mit fragen dran.
,,Ich... Ich wollte helfen. Aber ich konnte es nicht." Ihr Blick war auf den Boden gerichtet.

Sofort verstand ich es.
Entgeistert schaute ich zu Iruka. Doch aus irgendeinem Grund sah er gar nicht so beunruhigt aus.

,,Honoka du musst nicht weinen. Ich kann dir versichern, dass die zwei nicht tot sind."

,,Aber... Ich habe es doch gesehen. Meine einzigen Freunde... sie sind tot." Ihr Flüstern wirkte noch viel leiser und verletzlicher als sonst.

Iruka und ich schauten uns kurz an, nickten dann aber. Nur durch einen Blickaustausch hatten wir verstanden, was der andere wollte.

,,Honoka..." hockte ich mich zu dem Mädchen.,,Komm, ich bringe dich zu deiner Großmutter. Sie macht sich bestimmt Sorgen um dich."
,,Aber..."
Sofort unterbrach ich sie.,,Iruka wird die Zwei suchen. Keine Sorge."

Unsicher schaute sie zu Iruka und dann wieder zu mir.
Mit einem Lächeln hielt ich ihr meine Hand hin, die sie zögernd annahm.

,,Kyo lass dich auch verarzten" empfiehl er mir.
Mir war bewusst, dass Blut an meinem Oberteil klebte. Doch trotzdem ging es mir außergewöhnlich gut.

,,Ich komme später auf dich zurück, Kyo" sagte Iruka, bevor er verschwand, um die zwei Schüler zu suchen.

,,Nein!" Panisch schüttelte sie den Kopf.,,Ich möchte doch lieber mit. Ich weiß doch, wo die zwei sind. Und... So oft traue ich mich nicht das zu tun, was ich will. Aber gerade will ich helfen..."

,,Ach Honoka, das hast du doch schon. Du hast mir geholfen."
Mit großen Augen schaute das Kind zu mir hoch.,,Wirklich?"
Ich nickte.,,Natürlich und jetzt komm. Deine Großmutter wartet bestimmt schon."

Obwohl sie nickte, merkte ich, dass das Thema noch nicht abgeschlossen war.
,,Du machst dir Sorgen. Das verstehe ich. Doch weißt du, wer sich gerade genauso viele Sorgen macht? Deine Großmutter. Deshalb sollten wir ihr Zeichen, dass es dir gut geht" erklärte ich.
,,Okay" flüsterte sie leise, sah aber schon viel entschlossener aus.

Auf dem Weg zu den evakuierten Platzt, wo ich auf Honokas letzten Familienmitglied hoffte, achtete ich darauf, ob noch jemand Hilfe gebrauchen könnte. Doch ihnen wurde schon geholfen.

Als wir ankamen, ertönte auch sofort der Name des Kindes. Sie schaute zu mir hoch, als eine ältere Frau nach ihr rief.
,,Los, geh schon zu deiner Großmutter. Ich komme später nochmal vorbei."
Sie nickte nur stumm. Lief dann aber in die Arme ihrer Großmutter.

Ich winkte den zwei noch zu Abschied zu, machte mich dann aber auf dem Weg, um Hina und Yori zu finden... Und vielleicht um zu erfahren, was hier eigentlich passiert ist.
Viel weiß ich eigentlich nicht... Ehrlich gesagt weiß ich rein gar nichts.

Doch jetzt geht es nicht um mich. Was ich weiß und was nicht, ist gerade vollkommen egal.

Von weiten konnte ich eine Menschenmenge sehen. Wahrscheinlich die, die nicht verletzt wurden.
Langsam kam ich näher, blieb aber auf nötigen Abstand.

Als ich sah, um wem die ganzen herum standen, musste ich lächeln. Schnell verstand ich, was diese Situation soll.

Mit verschränkten Armen lehnte ich mich an das Getrümmer neben mir.
Das ganze Durcheinander in meinem Kopf, wirkte für einen kleinen Augenblick wie vergessen.

Ich war weit genug weg, um keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Trotzdem konnte ich das Geschehen gut beobachten.

Auch wenn ich Naruto Uzumaki nur flüchtig kannte, machte mich das sehr glücklich.
Er war der Held. Der, der dieses Dorf gerettet hat, das wurde mir sofort klar.

Als ich Sakura sah, die auf ihm zu kam und ihm einen Schlag verpasste, nur um ihn danach direkt zu umarmen, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Es war schön, die zwei wiederzusehen.

Danach ging mein Blick zu Kakashi, der gleich hinter seinen zwei Schülern stand.
Sofort verschwand dieses Lächeln.

Ob er mich schon bemerkt hat?
Ob er schon weiß, dass ich hier bin?

Von ganz allein legte ich meine Hand auf meinen Bauch.
Zu dem Baby, dass den Angriff vielleicht gar nicht überlebt hat.

Ein VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt